Wirtschaftsausblick | Botsuana
Botsuana: Treibt die Diamantenkrise die Diversifizierung voran?
Botsuana steckt inmitten einer Wirtschaftskrise. Die Regierung setzt auf Diversifizierung in Schlüsselbranchen – doch der große Erfolg bleibt bislang aus.
19.12.2025
Von Jenny Tala | Johannesburg
Top-Thema: Wirtschaft unter Druck – Diversifizierung als Ausweg
Die wirtschaftliche Lage in Botsuana ist angespannt, einem Binnenland im südlichen Afrika mit rund 2,5 Millionen Einwohnern. Nach zwei Jahren schwacher wirtschaftlicher Performance setzt die Regierung auf eine umfassende Diversifizierungsstrategie in acht Schlüsselbranchen: erneuerbare Energien, digitale Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft, Bergbau mit nachgelagerter Verarbeitung, Finanzdienstleistungen, Gesundheitswirtschaft und die Umweltwirtschaft. Insgesamt will die Regierung Investitionen von rund 27 Milliarden US-Dollar (US$) mobilisieren – gestützt auf den 12. Nationalen Entwicklungsplan (NDP 12) und das "Investor Deal Book".
Im Tourismussektor verfolgt die botsuanische Regierung die Strategie "High Value, Low Volume", um Naturressourcen zu schützen und gleichzeitig höhere Einnahmen pro Besucher zu erzielen. In der Landwirtschaft sollen Investitionen in Bewässerung, Lagerung und Transport das Land zu einem regionalen Agrarhub machen. Im Energiesektor sind Projekte für Photovoltaik, Batteriespeicher und Netzinfrastruktur geplant. Bis 2030 sollen 30 Prozent des Energiemixes aus erneuerbaren Quellen stammen, bis 2036 sogar 50 Prozent. Initiativen wie das von Weltbank und Green Climate Fund unterstützte RESA-Programm sowie der Bau eines 50-Megawatt-Batteriespeichersystems bieten Geschäftschancen. Auch die Digitalwirtschaft soll wachsen: Sonderwirtschaftszonen und Steueranreize sollen Start-ups und Forschungspartner anlocken.
Schleppender Reformprozess
Präsident Duma Boko von der Partei Umbrella for Democratic Change, seit Ende 2024 im Amt, hat den friedlichen Machtwechsel nach 58 Jahren Herrschaft der Botsuana Democratic Party vollzogen - ein starkes Signal für die demokratische Stabilität Botsuanas. Die Erwartungen an die neue Regierung waren hoch: Diversifizierung, Investitionsanreize und mehr private Initiative. Bislang bleiben die Ergebnisse jedoch hinter den Ankündigungen zurück. Die Umsetzung des ehrgeizigen Transformationsprogramms kommt nur schleppend voran, während strukturelle Probleme wie eine Arbeitslosenquote von 24 Prozent, Fachkräftemangel und Energieengpässe weiter bestehen.
Wirtschaftsentwicklung: Schwache Nachfrage, steigende Defizite
Nach einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3 Prozent im Jahr 2024 wird für 2025 ein weiteres Minus zwischen 1 Prozent (Internationaler Währungsfonds) und 2,1 Prozent (Economist Intelligence Unit) erwartet. Erst 2026 soll die Wirtschaft wieder um 2 Prozent wachsen – vorausgesetzt, Reformen zur fiskalischen Konsolidierung und wirtschaftlichen Diversifizierung werden umgesetzt.
Hauptursache für den Einbruch ist die starke Abhängigkeit von Diamanten, die knapp ein Drittel des BIP und bis zu 80 Prozent der Exporterlöse ausmachen. Die globale Nachfrage nach Naturdiamanten ist seit 2023 eingebrochen, was auf die Konkurrenz durch Labordiamanten, eine schwache Nachfrage in den USA und China sowie geopolitische Spannungen und neue Handelshemmnisse zurückzuführen ist.
Für das Finanzjahr 2024/25 wird ein Haushaltsdefizit von rund 7,1 Prozent des BIP erwartet, bedingt durch gefallene Mineralienerlöse und hohe laufende Ausgaben. Die Staatsverschuldung wird 2025 auf 43 Prozent steigen (2024: 32,6 Prozent). Gleichzeitig sind die Devisenreserven von 4,5 Milliarden US$ Mitte 2024 auf rund 3,2 Milliarden US$ Mitte 2025 gefallen. Die Inflation liegt bei etwa 4,5 Prozent und bleibt damit im Zielkorridor der Zentralbank. Die größten Risiken bleiben externe Schocks wie eine schwache Diamantnachfrage, geopolitische Spannungen und Klimarisiken wie Dürren.
Bergbau: Mehr als nur Diamanten
Trotz der aktuellen Krise bleibt der Abbau von Diamanten ein zentraler Pfeiler der Wirtschaft, insbesondere für Exporte und Beschäftigung. Doch auch Kupfer, Sodaasche und Salz bieten erhebliches Potenzial. Bereits heute ist Kupfer mit einem Anteil von 8,7 Prozent das zweitwichtigste Bergbauexportprodukt Botsuanas. Die Sodaasche-Vorkommen von rund 400 Millionen Tonnen sichern eine Produktion für mehr als fünf Jahrzehnte.
Die Regierung legt zunehmend den Fokus auf Veredelung, nachgelagerte Industrien und lokale Inhalte. Um die Wertschöpfung vor Ort zu stärken, hat die Regierung kürzlich eine Regel eingeführt, die bei neuen Bergbaukonzessionen eine lokale Beteiligung von 24 Prozent vorschreibt.
Deutlicher Rückgang im Außenhandel
Botsuanas Außenhandel ist stark von Rohstoffexporten geprägt. Nach einem Hoch im Jahr 2022 gingen die Exporte 2023 deutlich zurück, während die Importe im selben Zeitraum von 8,1 auf 6,4 Milliarden US$ sanken - ein Hinweis auf die konjunkturelle Abschwächung und geringere Nachfrage.
Deutsche Perspektive: Nur wenig Handel
Für die deutsche Wirtschaft spielt Botsuana eine untergeordnete Rolle: In der Rangliste der wichtigsten Handelspartner liegt das Land aktuell auf Platz 155. Umgekehrt ist Deutschland für Botsuana immerhin das elftwichtigste Lieferland und exportiert vor allem Maschinen und Elektrotechnik. Viele deutsche Unternehmen sind indirekt über Südafrika im Land aktiv, sodass die offiziellen Zahlen die tatsächliche Verflechtung unterschätzen.
Hürden für Investoren bleiben hoch
Das Investitionsumfeld bleibt herausfordernd. Langwierige Genehmigungsprozesse, mangelnde Koordination zwischen Behörden und veraltete Vorschriften gelten als größtes Hindernis. Mit Programmen wie der "Citizen Economic Empowerment Policy" (CEEP) will die Regierung lokale Beteiligung und wirtschaftliche Inklusion fördern, insbesondere durch bevorzugte Vergabe öffentlicher Aufträge an Einheimische, Unterstützung lokaler Unternehmen und Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten. Für ausländische Investoren bedeutet dies zusätzliche Anforderungen an Partnerschaften und Compliance. Hinzu kommt die wirtschaftliche und logistische Abhängigkeit Botsuanas von Südafrika, die Transportkosten erhöht und Lieferkettenrisiken verstärkt.
Auf der Länderseite Botsuana finden Sie weiterführende Informationen, zum Beispiel über wichtige Branchen, rechtliche Rahmenbedingungen und Zollbestimmungen.
Informationen über Projekte und Ausschreibungen
Bei der Planung und Umsetzung von Projekten schreiben Geberorganisationen Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus. Deutsche Unternehmen können sich an den Ausschreibungen beteiligen, Aufträge gewinnen und mit ihrem Know-how zur Verbesserung der Lebensqualität in Entwicklungs- und Schwellenländern beitragen.
Germany Trade & Invest informiert tagesaktuell über Ausschreibungen.