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Wirtschaftsausblick | Bulgarien

Bulgariens Wirtschaft behält Wachstum bei

Bulgarien erhält zum 1. Januar 2026 den Euro. Die neue Landeswährung verspricht Stabilität. Der Euro befeuert das Wachstum des Konsums und stimuliert Investitionen.

Von Dominik Vorhölter | Sofia

Top-Thema: Bulgarien plant Großinvestitionen

Bulgariens Regierung hat für das kommende Jahr einen ambitionierten Investitionsplan im Wert von 4,9 Milliarden Euro aufgestellt. Damit signalisiert sie neuen Schwung nach vier Jahren, geprägt durch politischen Streit und sechs außerordentlichen Wahlen. Zudem verspricht der Beitritt Bulgariens in die Eurozone ab Januar 2026 wirtschaftliche Stabilität.

Die seit Beginn dieses Jahres neu gewählten Regierung unter Ministerpräsident Rosen Zhelyaskov zeigt sich handlungsfähig und reformbereit. Die eingeplanten 4,9 Milliarden Euro will die Regierung hauptsächlich für Verteidigung und Sicherheit und den Ausbau der Infrastruktur ausgeben. Dies geht aus einem Haushaltsentwurf von Ende November 2025 hervor. Dieser sieht neben den Investitionen auch höhere Arbeitskosten vor: Der Beitrag zur Pflegeversicherung wird laut Haushaltsentwurf voraussichtlich um 2 Prozent steigen. Bulgarien wird zum Ende des Jahres 2025 den ersten Haushalt in Euro verabschieden.

Die Investitionspläne bieten die Gelegenheit für deutsche Firmen, Kooperationen anzubahnen oder zu vertiefen. Dafür ist nun die Zeit günstig, weil die Regierung bis Ende 2025 EU-Fördermittel in Höhe von 440 Millionen Euro als Zuschüsse abrufen kann. Die EU-Gelder sichern Investitionsvorhaben finanziell und rechtlich ab. Letzteres spielt eine Rolle, da das bulgarische Justizsystem nicht hundertprozentig unabhängig von politischen und privaten Interessensgruppen agiert.

Auf die Verteidigungsindustrie entfallen 78 Prozent der geplanten Ausgaben, rund 3,8 Milliarden Euro. Bulgarien will mit diesen Mitteln unter anderem ein neues Luftabwehrsystem, neue Kampfflugzeuge des Typs F-16 und Radarsysteme beschaffen, wie aus dem Projektplan des Ministerrats hervorgeht.

Priorität hat darüber hinaus der Ausbau der Straßen, etwa die Struma-Autobahn und die Hemus-Autobahn. Zusätzlich modernisiert der Staat zahlreiche Überlandstraßen. Dafür plant Bulgarien, für 2026 Investitionen von rund 0,6 Milliarden Euro. Zusätzlich will das Transportministerium im nächsten Jahr für rund 270 Millionen Euro in neue Bahntechnik investieren.

Wirtschaftsentwicklung: Euro befeuert Wachstum

Angesichts des Eurozonenbeitritts Bulgariens werden 2026 Investitionen und Konsum zu den Treibern des BIP-Wachstums werden. Unternehmen und Verbraucher werden Kredite in Euro kostengünstiger aufnehmen können, da der Euro die Kreditwürdigkeit verbessert. 

Steigende Löhne stützen weiterhin den privaten Verbrauch. Aber der Konsum wird leicht an Schwung verlieren, da das Wachstum der Reallöhne angesichts steigender Arbeitskosten schwächer werden wird: So rechnet das Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) für 2025 mit 4 Prozent für 2025 und für 2026 mit 3 Prozent Zuwachs. Zuvor stiegen die realen Löhne noch um starke 11,2 Prozent. Weitere Wachstumsimpulse kommen aus Immobilienverkäufen und dem Tourismus. 

Insgesamt erwartet das wiiw für 2025 ein reales BIP-Wachstum von 2,9 Prozent und für 2026 von 3 Prozent. 

 

Unternehmen binden Fachkräfte mit höheren Löhnen

Der Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Gut ausgebildetes Fachpersonal ist aufgrund des demografischen Wandels zunehmend rar. Aber auch einfache Tätigkeiten sind im Tourismus, im Gastgewerbe oder in der Logistik stark nachgefragt. Unternehmen investieren wegen des Fachkräftemangels in Automatisierung.

Das wiiw rechnet zwischen 2025 und 2026 mit einem leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit von 4 auf 3,7 Prozent. Deutsche Unternehmen versuchen Mitarbeitende mit Lohnofferten oberhalb des Marktdurchschnitts an sich zu binden.

Wohnungsmarkt in Sofia boomt

Die Euroeinführung stimuliert bereits heute die Nachfrage nach Verbraucherkrediten und nach Immobilienkrediten. Letzteres wird den Wohnungsmarkt in der Hauptstadt Sofia weiter anheizen. Dies erhöht auch das Risiko einer künftigen Immobilienblase.

Tourismus stärkt die Binnennachfrage 

Bulgarien gewinnt mehr Gäste aus Rumänien, seitdem Bulgarien zum Schengenraum gehören. Neben den Deutschen sind Rumänien die größten Touristengruppe, Tendenz steigend.

Export soll dank Euro deutlich zulegen

Der Außenhandel wird 2025 um voraussichtlich um 5,1 Prozent rückläufig sein, angesichts der geschwächten globalen Nachfrage aufgrund der US-Zollpolitik. Besonders heftig ist der Nachfragerückgang in der Kfz-Industrie. Der Export von Kfz-Teilen nach Deutschland ist bereits 2024 um 10,4 Prozent laut UN-Comtrade eingebrochen. Aber die Euro-Einführung und der damit verbundene verbesserte Zugang zum EU-Binnenmarkt, wird den Export insgesamt wiederbeleben: So erwartet das wiiw für 2026 ein starkes Plus von 6 Prozent.

Unternehmen verbrauchen zuvor aufgestockte Lagerbestände und importieren weniger Güter. Die Importe werden 2025 somit um 2,6 rückläufig sein, prognostiziert das wiiw. Die Einfuhr wird 2026 nur leicht um 1,1 Prozent erholen. Das Leistungsbilanzdefizit wird daher sinken.

Deutsche Perspektive: Bulgarien bleibt ein attraktiver Standort

Bulgarien bleibt für deutsche Unternehmen trotz bestehender Risiken wie Fachkräftemangel und Korruption ein interessanter Markt. Die Schengen-Vollmitgliedschaft seit 2025 und die Euroeinführung seit Januar 2026 haben die Standortattraktivität laut AHK Bulgarien zusätzlich erhöht.

Bulgariens Bedeutung als Beschaffungsmarkt wächst für deutsche Firmen, etwa für verarbeitetes Kupfer oder elektronische Komponenten. Dies spiegelt sich auch im deutsch-bulgarischen Außenhandel wider.

Die Unternehmen fordern jedoch strukturelle Reformen: Neben einem modernen Bildungssystem stehen Maßnahmen gegen Korruption und eine effizientere, digitalisierte Verwaltung ganz oben auf der Agenda. Risiken für das Wachstum bilden laut deutschen Firmen die schwerfällige Verwaltung und mangelnde Digitalisierung in Bulgarien. Viele Unternehmen haben beispielsweise keinen Zugang zu digitalen Diensten von Behörden, etwa um Dokumente einzureichen.

GTAI-Informationsangebote zu Bulgarien

Weitere Informationen zu Bulgarien bieten unter anderem die Publikationen Wirtschaftsstandort und Wirtschaftsdaten kompakt sowie die Reihe Branche kompakt. Ferner sind auf der GTAI-Länderseite Bulgarien zahlreiche weitere Berichte zum Wirtschaftsumfeld, zu Branchen sowie zu Zoll- und Rechtsthemen zu finden. Informationen zu aktuellen Projekten bieten die Rubriken "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".

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