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Branchenstruktur

Chinas Automobilbranche wird 2024 der internationalen Konkurrenz sowohl in als auch außerhalb Chinas Druck machen. Denn die chinesischen Autobauer drängen ins Ausland. 

Von Corinne Abele | Shanghai

Elektroautos chinesischer Hersteller gewinnen immer mehr Marktanteile im Heimatmarkt und verdrängen damit die herkömmlichen Verbrennungsmotor-Modelle der internationalen und deutschen Konkurrenz. Zum anderen bauen chinesische führende Autohersteller wie BYD, Geely, SAIC oder NIO ihre Vertriebs- und Produktionsnetzwerke weltweit aus.  Damit könnten die neuen Konkurrenzverhältnisse in China von heute mittel- bis langfristig weltweit zu finden sein.

BYD erstmals an der Spitze

Dank Subventionen und nichtmonetären Anreizen für den Kauf eines Elektroautos hat sich vor allem ein inländischer Elektroautohersteller – BYD – mit Abstand an die Spitze gesetzt. Erstmals dominiert die Marke laut Zahlen des China Automotive Technology and Research Center (CATARC) sowohl Absatz als auch Produktion, nicht nur im Elektromobilmarkt, sondern im Gesamtmarkt. Damit soll BYD den deutschen Automobilhersteller Volkswagen von der Spitze verdrängt haben, wo dieser seit 2008 stand. 

Noch ist der Vorsprung nicht eindeutig. Basierend auf der Anzahl registrierter Neuwagen gemäß Zahlen von CATARC hielt BYD 2023 mit rund 2,4 Millionen Fahrzeugen einen Anteil von 11 Prozent – vor Volkswagen. Legt man jedoch Zahlen der China Passenger Car Association (CPCA) zugrunde, hat BYD zwar 2,7 Millionen Autos verkauft, die beiden Joint Ventures von Volkswagen – FAW-Volkswagen sowie SAIC-Volkswagen – bringen es demnach jedoch zusammen auf knapp über 3 Millionen Fahrzeuge. Darüber hinaus gelang es Volkswagen im Januar 2024 mehr Fahrzeuge zu verkaufen als BYD. 

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Komplettierung der Wertschöpfungsketten

Mit neuen Vertriebs- und vor allem Wertschöpfungsketten außerhalb Chinas (im Fokus ist hier vor allem die Batteriefertigung) bauen die chinesischen Hersteller eventuellen Strafzöllen vor. Die Europäische Kommission hat bereits Untersuchungen wegen möglicher Wettbewerbsverzerrungen eingeleitet. Im Heimatmarkt sollen Aufkäufe und Zusammenschlüsse die Wettbewerbsposition stärken. Fitch Ratings sieht für 2024 eine weitere Marktkonsolidierung und vermehrt strategische Kooperationen und Allianzen zwischen Autobauern und auch Kfz- beziehungsweise Tech-Zulieferern voraus.

So haben Huawei Technologies und Chongqing Changan Automobile Ende 2023 ein neues Joint Venture "Newcool" für smarte Autosysteme und Komponenten gegründet. Newcool, an dem Changan 40 Prozent hält, möchte Pressemeldungen zufolge zunächst die beiden Gründerfirmen, langfristig aber die gesamte Automobilbranche mit Verkauf und Service von intelligenten Autosystemen und Komponenten bedienen.

Tech-Konzerne mischen Autobranche auf

Zunehmend steht der Markt für intelligentes Fahren im Fokus von Huawei. Erst im Januar 2024 hat der Konzern ebenfalls die Shenzhener Firma Yinwang Intelligent Technology zur Herstellung und zum Verkauf intelligenter Autosysteme und -ausstattung aufgekauft. Bereits 2021 bot Huawei sein erstes Elektroauto-Modell an, weitere folgten 2023. Ende 2023 brachte dann auch IKT-Tech-Konkurrent Xiaomi sein erstes Elektroauto auf den Markt. Die Kooperation von Techfirmen wie Huawei mit Autoherstellern treibt das Wettrennen um smarte Autos an. Gleichzeitig dürften in der Zukunft KI-gestützte Systeme den Automobilbau revolutionieren. So führte BYD im Januar 2024 Xuanji, ein KI-gestütztes System für Automobile, ein. 

Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in China

Vorhaben

Investitionssumme (in Mio. US$)*)

Projektstand

Anmerkungen

Neues NEV-Produktionswerk von BYD (Indonesien)

1.300

Investitionsankündigung am 18.01.2024;
Baubeginn ab Ende 2024

Voraussichtliche Produktionskapazität: 150.000 NEV

Joint Venture von Mercedes-Benz (China) und BMW Brilliance für Supercharging-Stationen (China)

k.A.

Unterzeichnung des Kooperationsvertrags am 30.11.2023;
genehmigt von der Europäischen Kommission am 24.01.2024
Bis Ende 2026 plant das 50:50-Joint Venture den Bau von mindestens 1.000 Supercharging-Stationen und rund 7.000 Supercharging-Säulen in China
Produktionswerk für Automobilteile von Shanghai Koal Car in Shanghai Jiading (China)

70,6

Bauplanungsgenehmigung am 04.01.2024Voraussichtlicher jährlicher Produktionswert von 212 Mio. US$
Batterie-Materialwerk von Gotion in Michigan (USA)

2.364

Investitionsankündigung am 10.2023; geplante Fertigstellung am 31.12.2031Eine Fabrik mit einer Jahreskapazität von 150.000 Tonnen Batteriekathodenmaterial und zwei Fabriken mit einer Jahreskapazität von 50.000 Tonnen Batterieanodenmaterial
Manufacturing Base New Energy Phase III des Kfz-Zulieferers Schaeffler in Taicang (China)

212

Unterzeichnung des Investitionsvertrags am 01.11.2023Herstellung von Antriebsprodukten für NEV, inkl. Radnabenmotoren, Achsgetrieben, Hybridgetrieben etc.
* geschätztes Investitionsvolumen; Umrechnung zum Monatsendkurs Dezember 2023 der Deutschen Bundesbank: 1 Renminbi Yuan (RMB) = 0,141189 US-Dollar (US$).Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Gerade die Tech-Affinität der chinesischen Konkurrenz, mit der sie den Ansprüchen ihrer chinesischen Kundschaft folgt, stellt sich zunehmend als deutlicher Wettbewerbsnachteil für internationale wie deutsche Automobilbauer heraus. Im Elektromobilitätsbereich wird außer dem US-amerikanischen Hersteller Tesla im chinesischen Markt bislang keine andere ausländische Marke mit Exzellenz verbunden. 

Ausrichtung an chinaspezifischem Tech-Ökosystem

Auch andere internationale Autobauer reagieren auf den stärkeren Wettbewerb, die schwierigeren Absatzaussichten und erhöhte geopolitische Risiken. So unterhält der südkoreanische Autohersteller Hyundai Motors inzwischen nur noch drei von früher insgesamt fünf Fabriken. Erst Anfang 2024 wurde bekannt, dass Hyundai seine Fabrik in Chongqing für weniger als die ursprünglich angesetzte Summe an die staatlich unterstützte Yufu Industrial Complex Construction Group verkauft hat.

Nicht nur die deutschen Autobauer, auch die deutschen Kfz-Zulieferer richten ihre Strategie stärker am lokalen Tech-Ökosystem sowie an den lokalen Bedürfnissen aus. So wurde erst Ende Januar 2024 die neu geschaffene Einheit Bosch Mobility in China vorgestellt. Sie soll Innovationen für den lokalen Markt für smarte Elektromobilität vorantreiben. 

Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile 2023 nach China
in Millionen US-Dollar, Veränderung zum Vorjahr in Prozent
 

Wert

Veränderung

aus Deutschland

Kfz-Elektrik (HS 8511,8512)

3.121

-14,8

401

Karosserien, Stoßstangen etc. (HS 8706,8707,8708)

21.508

-14,9

7.522

Zündkabelsätze (HS 8544.30)

625

-11,0

31

Motoren (HS 8407.31-34, 8408.20) 

745

-16,2

82

Summe

25.999

-14,9

8.035

Quelle: General Administration of Customs of the People's Republic of China 2024

Deutsche Kfz-Zulieferer unter Druck

Die Luft wird für Deutschlands international agierende Tier1-Kfz-Zulieferer immer dünner. Gemäß eines Berichts der Unternehmensberatung Strategy& stellen deutsche Kfz-Zulieferer immer noch ein Viertel des globalen Marktes. Allerdings sei ihr Anteil seit 2019 um 3 Prozent gefallen. Der Zusammenschluss von Schaeffler und Vitesco dürfte die beiden Firmen in die Lage versetzen, sowohl weiter im Bereich Verbrennungsmotoren wie im Elektroantrieb zu investieren, kommentiert die Zeitschrift Automobilproduktion. Denn Innovationen und entsprechende Investitionen im Elektromobilitätsbereich sind zwar zwingend notwendig, aber Gewinne werden derzeit in der konventionellen Kfz-Zulieferung erwirtschaftet. 

Besonders stark aufgestellt ist China im Bereich der Batteriefertigung. Diese mit staatlichen Subventionen und Anreizen erreichte Dominanz, die sich inzwischen auch technologisch äußert, wird Branchenkennern zufolge in den nächsten Jahren nur schwer zu durchbrechen sein. 

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