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EU nominiert Vorzeigeprojekte für Global Gateway im Jahr 2024

Insgesamt 138 Leuchtturmprojekte will die EU mit ihren Partnerländern 2024 auf den Weg bringen. Afrika bleibt im Fokus, Lateinamerika legt zu. (Stand: 29.01.2024)

Von Wilhelm Emmrich | Berlin

Die EU wird im Jahr 2024 mit 138 neuen Leuchtturmprojekten, sogenannten Flagships, die Infrastrukturinitiative Global Gateway vorantreiben. Das sind gut 50 Vorhaben mehr als 2023. Bis 2027 soll die EU-Initiative, die insbesondere in Entwicklungsländer investiert, 300 Milliarden Euro mobilisieren.

Auf der Liste für 2024 finden sich einige öffentlichkeitswirksame Projekte, wie etwa eine Datenkabelverbindung von Finnland über die Arktis nach Japan und in die USA oder die neue indonesische Hauptstadt Nusantara, wo die EU beim Aufbau der digitalen Infrastruktur helfen wird. Wie im Vorjahr bleiben die ausgewählten Vorhaben heterogen: Das Spektrum reicht von der Bekämpfung der Algenplage in der Karibik über den Krankenhausbau in der Mongolei bis hin zu Staudämmen in Afrika. Auch bekannte deutsche Unternehmen wie der Flughafenbetreiber Fraport oder das Ingenieurbüro Gauff beteiligen sich. Viele Projekte laufen bereits seit Jahren, andere werden jetzt erstmals ausgeschrieben.

Afrika bleibt Schwerpunkt von Global Gateway

Wie im Vorjahr befindet sich die Hälfte der Leuchtturmprojekte in Afrika. Der Fokus auf Afrika spiegelt das langfristige Engagement Europas auf dem Nachbarkontinent wider: Zwischen 2013 und 2021 stellte die EU über 200 Milliarden Euro bereit – und damit deutlich mehr als China. Das Global-Gateway-Investitionsziel von 150 Milliarden Euro für Afrika von 2021 bis 2027 scheint also nicht unrealistisch. Der Privatsektor soll dazu einen wichtigen Investitionsbeitrag leisten. Neue Fördergelder gibt es jedoch bislang kaum.

Von den 73 Vorhaben in Afrika gehören etwa die Hälfte zum Bereich Energie und Klima. Mit sogenannten Just Energy Transition Partnerships etwa will die EU die Länder Südafrika und Senegal bei deren Energiewende unterstützen. Während diese Energiepartnerschaften auf langfristigen Wandel abzielen, dürften manche Projekte schon 2024 vollendet werden. So etwa der Nachtigal-Staudamm in Kamerun: Mit einer Kapazität von rund 420 Megawatt soll er die kamerunische Stromerzeugungskapazität um 30 Prozent erhöhen.

Bereits auf dem Global-Gateway-Forum im Oktober 2023 hatte die EU-Kommission den Ausbau des Lobito-Korridors angekündigt, der von der Demokratischen Republik Kongo über Sambia an die angolanische Atlantikküste führen wird. Mit diesem Vorzeigeprojekt will sich die EU den Zugang zu Rohstoffen aus der Region sichern. Für 2024 stehen jedoch zunächst Machbarkeitsstudien an.

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Lateinamerika überholt Asien

Mit 30 Projekten löst Lateinamerika 2024 den Asien-Pazifik-Raum (17 Vorhaben) als zweitwichtigste Global-Gateway-Region ab. Die EU will ihr Engagement erhöhen, wie auf dem EU-Lateinamerikagipfel im Juli 2023 angekündigt. Sie hat für die Region ein Investitionsziel von 45 Milliarden Euro bis 2027 formuliert. Damit will die EU ein Gegengewicht zu China schaffen, das über Jahre in Lateinamerika im Rahmen seiner neuen Seidenstraße investiert.

An einem Beispiel zeigt sich, wie einige Leuchtturmprojekte aneinander anknüpfen und Kontinente vernetzen sollen: Zwischen den Häfen Sines in Portugal und Pecém in Brasilien soll ab 2024 ein sogenannter grüner und digitaler Handelskorridor entstehen. Das Vorhaben fügt sich an ein Leuchtturmprojekt des Jahres 2023 an, das einen solchen nachhaltigen Korridor für den Wasserstoffexport vom Hafen Barra Do Dande in Angola zu eben jenem portugiesischen Hafen Sines zum Ziel hat.

In Asien taucht Indien zum ersten Mal auf der Global-Gateway-Liste auf: Zwei Leuchtturmprojekte gehen 2024 im bevölkerungsreichsten Land der Welt an den Start. Eines hat die nachhaltige Urbanisierung zum Thema – dazu gehört besonders der U-Bahn-Bau. Das zweite fördert erneuerbare Energien und damit die Energiewende in Indien

EU will geschwächte Nachbarn an sich binden

Flagship-Projekte in der Europäischen Nachbarschaft will die EU 2024 doppelt so viele fördern wie 2023 – und das vor allem in kriegsgebeutelten Ländern. So ist die Ukraine ebenfalls erstmals bei Global Gateway dabei. Im Fokus stehen der Wiederaufbau der Energieinfrastruktur, Transportversicherungen und die sogenannten Solidarity Lanes, alternative Logistikrouten für den Transport von Agrar- und Hilfsgütern. Gemeinsam mit Moldau soll die Ukraine durch den Straßenausbau besser an Rumänien und damit die EU angebunden werden

Auch Armenien, das mit den Folgen des Berg-Karabach-Konflikts zu kämpfen hat, erhält mehrere Projekte, darunter ein Straßenbauprojekt entlang des Internationalen Nord-Süd Transportkorridors (INSTC). Mit Ausnahme Albaniens bleibt der Westbalkan 2024 weitgehend ohne Flagship-Projekte. Im Nahen Osten erhält Jordanien, ein wichtiges Partnerland in der Kriegsregion, drei Projekte mit Schwerpunkten in der Wasser- und Abfallwirtschaft.

Besserer Zugang zu Energie und Wasser

Leichte Verschiebungen gibt es 2024 bei der Verteilung der Leuchtturmprojekte nach Branchen: Mit einem Anteil von 44 Prozent bleiben Energie- und Klimaprojekte zwar die größten Nutznießer von Global Gateway-Investitionen. Das ist jedoch deutlich weniger als noch 2023 (56 Prozent). Darunter dominieren Solar- und Fotovoltaikprojekte, Wasserkraftwerke und Übertragungsleitungen. Sie sollen Entwicklungsländern helfen, ihre Stromversorgung zu verbessern. Die Produktion von grünem Wasserstoff spielt eine etwas geringere Rolle als noch 2023. Auffällig zugelegt haben die Bereiche Wasser- und Abfallwirtschaft, die es 2024 auf knapp 20 Vorhaben bringen, wohingegen sie im Vorjahr kaum zum Zuge kamen.

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Der Bereich Energie und Klima umfasst auch kritische Rohstoffe mit Leuchtturmprojekten in Argentinien, Zentralasien und Subsahara-Afrika. Für EU-Nachbarländer soll 2024 eine sogenannte Critical Raw Materials Exploration Facility an den Start gehen, die Mittel für Rohstoffprojekte bereitstellt. Recht stabil bleibt 2024 der Anteil der Bereiche Transport und Digitales. Die Branchen Gesundheit und Bildung machen mit je 10 Prozent einen größeren Anteil aus als im Vorjahr. 

Für die Öffentlichkeit hat die EU die Flagship-Projekte in Infografiken aufbereitet.

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