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Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Außenhandel

Deutsche Exporte nach Indonesien erreichen ein Zehnjahreshoch

Das Geschäft mit Maschinen, Stahl und Kfz boomt. Im Umfeld sinkender indonesischer Importe gewinnt Deutschland Importanteile.

Von Frank Malerius | Jakarta

Deutschland hat laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) im 1. Halbjahr des Jahres 2023 Waren im Wert von 2,0 Milliarden US-Dollar (US$) nach Indonesien exportiert. Das ist eine Steigerung von 37,7 Prozent (in Euro: +39,2 Prozent) gegenüber der Vorjahresperiode und der beste Wert seit 2013. Dabei gab es in Indonesien keine außerordentliche Wirtschaftsentwicklung: Denn das Wachstum betrug in diesem Zeitraum 5,1 Prozent und lag damit auf dem Durchschnittsniveau der vergangenen 20 Jahre.

Deutschland wichtigster Lieferant aus Europa

Tatsächlich sind die indonesischen Gesamtimporte im 1. Halbjahr 2023 sogar um knapp 7 Prozent geschrumpft. Laut indonesischer Handelsstatistik hat der deutsche Importanteil von Januar bis Mai 2023 auf 2,2 Prozent zugelegt (Gesamtjahr 2022: 1,6 Prozent). Keines der größeren Lieferländer verzeichnete stärkere Zuwachsraten als Deutschland. Nach vielen Jahren mit schrumpfendem Importanteil ist Deutschland weiterhin der mit Abstand wichtigste Warenlieferant aus Europa. Indonesiens regionale Importstrukturen haben sich im 1. Halbjahr 2023 leicht verändert: Die Importe aus den meisten ASEAN-Staaten sowie Ostasiens sanken gegen den Trend der vergangenen Jahre deutlich, wohingegen die Einfuhren aus Europa stark zulegten.

Für Deutschland ist Indonesien dennoch nur ein kleiner Absatzmarkt, größere Projekte können bereits zu statistischen Ausschlägen führen. Zudem werden viele Industriegüter, die von deutschen Unternehmen in China gefertigt werden, von dort aus nach Indonesien verschifft. Ihr Gesamtwert ist schwer zu bestimmen.

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Kfz-Exporte wurden verdreifacht

Der deutsche Exportschub ist vor allem auf drei Warengruppen zurückzuführen: Maschinen, Stahlrohre und Kfz. Maschinen sind das mit Abstand wichtigste deutsche Exportgut für Indonesien. Ihre Lieferungen legten um fast ein Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu, obwohl der Importmarkt für Maschinen laut indonesischer Statistik nur um 6 Prozent gewachsen ist. Im Gesamtjahr könnten die deutschen Maschinenexporteure erstmals seit 2014 wieder die Marke von 1 Milliarde US$ erreichen. Der mit Abstand wichtigste Lieferant ist aber China, mit einem wertmäßig etwa zehnfachen Volumen. Die Volksrepublik deckt damit knapp die Hälfte des indonesischen Importmarktes für Maschinen ab.

Deutschland lieferte im 1. Halbjahr 2023 Stahlrohre im Wert von 300 Millionen US$, das ist fast eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der drastische Anstieg geht offenbar auf ein Projektgeschäft zurück, denn vor 2022 hatte es keine größeren Lieferungen gegeben. Trotz dieser Nachfrage boomt die indonesische Stahlbranche: Der Archipel ist durch den Aufbau einer Edelstahlindustrie durch chinesische Unternehmen in nur wenigen Jahren zu einem der weltgrößten Stahlexporteure avanciert.

Die Lieferung von deutschen Kfz nach Indonesien verdreifachten sich auf einen Rekordwert von knapp 200 Millionen US$. Dabei wuchs der Importmarkt nur um rund 25 Prozent. Etwa 40 Prozent der deutschen Lieferungen entfielen auf Pkw, ein Viertel auf Lkw, der Rest auf Teile. Allerdings sind diese Lieferungen nicht einmal halb so groß wie die nach jeweils Thailand und Malaysia. Denn Indonesien schottet den Markt mit hohen Abgaben für Importe ab. Deutsche Hersteller verkaufen in Indonesien nur wenige tausend Pkw, die meisten davon werden vor Ort montiert.

Deutsche Exporte nach Indonesien nach Produktgruppen (in Millionen US-Dollar; Veränderung im Vergleich zur Vorjahresperiode in Prozent)

SITC-Position

Warengruppe

1. Hj 2022

1. Hj 2023

Veränderung

0-9

Insgesamt

1.466,4

2.020,8

37,7

02

Milch

40,6

13,8

-66,0

5

Chemie, darunter

360,7

315,4

-12,6

  54

Arzneimittel

84,1

62,7

-25,4

67

Eisen/Stahl

167,3

304,0

81,7

71-74

Maschinen

365,0

481,2

31,8

77 minus 776

Elektrotechnik

70,1

101,5

32,1

774+872

Medizintechnik

40,7

47,7

17,3

78

Kfz/-Teile

67,3

198,6

195,0

87

Mess-, Regeltechnik

69,5

77,9

12,0

Quelle: Destatis 2023


Einbußen gab es hingegen bei Arzneimitteln. Deutschland hatte im 1. Halbjahr 2022 noch Covid-19-Impfstoffe im Wert von 30 Millionen US-Dollar nach Indonesien geliefert. Seitdem gibt es keine entsprechenden Exporte mehr. Mittlerweile hat der Archipel einen eigenen Covid-19-Impfstoff entwickelt.

Die deutschen Milchexporte nach Indonesien brachen um zwei Drittel ein. Der Importmarkt für Milch ist im Verhältnis aber nur leicht gesunken. Indonesien hat viel zu geringe Produktionskapazitäten und ist auf hohe Importmengen angewiesen. Diese kommen aus Neuseeland, Europa, den USA und Australien. Die Milchimporte richten sich allerdings nicht nach der Nachfrage, sondern werden über Importlizenzen gesteuert. Und deren Vergabe wird bisweilen als politisches Druckmittel eingesetzt. Deshalb sind Milchprodukte in den indonesischen Supermarktregalen deutlich teurer als in Deutschland.

Deutsche Medizintechnik ist gefragt

Die deutschen Exporte von Medizintechnik nach Indonesien haben, nach dem Rekordjahr 2020 und dem Einbruch 2021, im 1. Halbjahr 2023 wieder Normalniveau erreicht. Und das trotz eines schwierigen Marktumfeldes. Denn die Regierung hat zahlreiche ausländische Produkte von der öffentlichen Beschaffung ausgeschlossen. Die Hersteller sollen auf diese Weise zu einer Produktion im Land gezwungen werden. Eine substanzielle Abschwächung oder gar Rücknahme der Regelung ist nicht in Sicht.

Die Lieferungen deutscher Elektronik, Elektrotechnik sowie Mess- und Regeltechnik legten deutlich zu. Vor allem Spezialtechnik ist gefragt. Einfache Ware wird überwiegend aus China bezogen. Auch hier will Indonesien eine eigene Produktion aufbauen, ist aber von einer Importsubstitution im größeren Umfang noch weit entfernt.

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Verhandlungen über EU-Freihandelsabkommen haken

Indonesien steht mit seinen 280 Millionen Einwohnern für lediglich 0,3 Prozent der deutschen Exporte. Eine Verbesserung könnte ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Indonesien bringen. Zwar wird seit 2016 verhandelt, doch ein Durchbruch ist dem Vernehmen nach nicht in Sicht. Ein Streitpunkt ist unter anderem das Thema Nachhaltigkeit, vor allem beim Palmölanbau. Indonesien befürwortet ein Abkommen mit geringer Regelungstiefe.

Ein solches ist das zwischenzeitlich geschlossene regionale Freihandelsabkommen Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) zwischen den zehn ASEAN-Staaten, China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland. Es verschafft China einen Vorteil und verschärft für deutsche Lieferanten den Wettbewerb in Indonesien zusätzlich.

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