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Wirtschaftsausblick | Indonesien
Indonesiens Wirtschaftswachstum ist zurück auf dem Vorkrisenniveau – getragen von hohen Preisen für Kohle, Palmöl und Nickel. Die Importe orientieren sich 2023 am Vorjahresrekord.
28.06.2023
Von Frank Malerius | Jakarta
Indonesien verzeichnete im Jahr 2022 ein reales Wirtschaftswachstum von 5,3 Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für 2023 ein BIP-Wachstum von 5,0 Prozent. Das ist zwar weniger als noch vor einem Jahr erwartet wurde, und die Nachholeffekte nach den beiden Krisenjahren 2020 und 2021 fallen aus. Doch immerhin ist die indonesische Wirtschaft damit zurück auf dem Vorkrisenniveau des durchschnittlichen jährlichen Wirtschaftswachstums von etwa 5 Prozent in den vergangenen 20 Jahren.
Getragen wird das Wachstum vom Rohstoffboom, insbesondere bei Kohle, Palmöl und Nickelprodukten. Im Jahr 2022 hatte es in diesen Sektoren Rekordexporte gegeben. Kohle war im Wert von 54,6 Milliarden US-Dollar (US$) ausgeführt worden. Das entsprach fast einer Verdoppelung der Erlöse des Vorjahres - bei nahezu gleicher Liefermenge. Dabei wurde das unter einer Energiekrise leidende Europa, inklusive Deutschland, neuer Absatzmarkt. Im 1. Quartal 2023 legte Indonesiens Export von Kohle gegenüber der Vorjahresperiode sogar noch um ein Drittel zu.
Anders ist das Bild in der verarbeitenden Industrie. Sie expandiert zwar im Zuge des allgemeinen Wirtschaftswachstums, jedoch mit geringeren Raten als die Gesamtwirtschaft. Ihr Anteil an der Gesamtwirtschaftsleistung sinkt kontinuierlich und war 2022 auf ein neues Rekordtief von 18,3 Prozent gefallen. Das Ziel der Regierung, mehr ausländische Produktion in den Archipel zu locken, bleibt bisher unerfüllt.
Bild vergrößernEines der wichtigsten langfristigen Vorhaben ist der Ausbau der Infrastruktur. Doch wichtige Projekte dürften sich verzögern oder ganz auf der Strecke bleiben. Denn die staatlichen Baufirmen, die zumeist die Großprojekte realisieren, mussten sich in der Coronakrise noch höher verschulden. Am prestigeträchtigen Bau der neuen Hauptstadt Nusantara in der Provinz Ostkalimantan hält die Regierung dennoch fest. Erste Bautätigkeiten haben begonnen, Ausschreibungen für den Bau der Versorgungsinfrastruktur laufen. Abseits davon werden technisch anspruchsvollere Infrastrukturgroßprojekte zumeist von chinesischen Firmen geleitet.
Indikator | 2021 | 2022 | Vergleichsdaten Deutschland 2022 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 1.185 | 1.318 | 4.075 |
BIP pro Kopf (US$) | 4.347 | 4.777 | 48.630 |
Bevölkerung (Mio.) | 272,7 | 275,8 | 83,4 |
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt; 1 US$ = ...Rupiah) | 14.316 | 14.864 | - |
Im Jahr 2022 stiegen die Auslandsinvestitionen in Indonesien um sagenhafte 47 Prozent. Wirtschaftsvertreter rätseln, wie dieser sprunghafte Anstieg zustande gekommen sein soll. Laut den verfügbaren Daten aus dem Investitionsministerium sind größere Mittel in den Bergbau und die Stahlproduktion im Osten des Archipels geflossen.
Indonesien will vor allem mehr verarbeitende Industrie ins Land holen. Für diesen Sektor war das Investitionsumfeld lange ungünstig. Doch das hat sich nun geändert. Im Frühjahr 2021 waren das Investitionsrecht und das Arbeitsrecht liberalisiert worden. Hunderte Wirtschaftssektoren wurden für ausländische Eigentümerschaft geöffnet. Steueranreize sollen Mittel in die Exportproduktion lenken. Auf dem Arbeitsmarkt können Unternehmen nun flexibler agieren, denn Kündigungsschutz und Abfindungsregeln wurden gelockert und Mindestlöhne gezügelt.
Fachjuristen bewerten die Reform als großen Schritt, auch wenn der Archipel damit die Attraktivität von Thailand oder Malaysia nicht erreicht. Ob die Reform wirklich Früchte trägt, bleibt abzuwarten. Wirtschaftskanzleien berichten immerhin von einem steigenden Interesse ausländischer Unternehmen an Indonesien. Hoffnungen ruhen auf der Unzufriedenheit ausländischer Unternehmen in China, denen der Inselstaat eine neue Heimat bieten will.
Projektbezeichnung | Investition | Stand | Projektträger/ -informationen |
---|---|---|---|
Neue Hauptstadt in Ostkalimantan (Nusantara) | 33,0 | Baubeginn 2022 | |
Meikarta, neue Stadt östlich von Jakarta | circa 20,0 | 1. Bauphase bis 2022 | Finanzierung: Lippo Group |
Bahnstrecke Jakarta–Surabaya | 6,0 bis 7,5 | In Planung | Finanzierung: Japan International Cooperation Agency (JICA) |
Hochgeschwindigkeitsstrecke Jakarta-Bandung | 8,0 | Im Bau, Fertigstellung 2023 geplant | |
Ausbau von Vorort-Bahnstrecken (LRT) im Großraum Jakarta | 4,3 | In Planung, Fertigstellung bis 2030 | LRT Jakarta |
U-Bahn (MRT) Jakarta, Verlängerung der 1. Linie | 4,0 | Im Bau, Fertigstellung 2024 geplant | Finanzierung: Japan International Trade Agency (JICA) |
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite, Rubrik „Ausschreibungen“ und „Entwicklungsprojekte“.
Dem privaten Konsum kommt eine Schlüsselrolle bei der Wirtschaftsentwicklung zu. Sein Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) belief sich vor der Coronakrise auf fast 60 Prozent und war damit eine unverzichtbare Konjunkturstütze. Seitdem ist sein Anteil kontinuierlich gesunken und lag 2022 nur noch bei 52 Prozent.
Während der Krise waren die privaten Konsumausgaben stärker zurückgegangen als die Gesamtwirtschaftsleistung. Auch ihre Erholung verläuft seitdem schleppender. Im Jahr 2022 wuchs der private Konsum nur um 4,9 Prozent und damit deutlich geringer als die Gesamtwirtschaft. Den Verbrauchern machte dabei auch die Inflation von 5,5 Prozent zu schaffen.
Indonesien verzeichnete im Jahr 2022 einen Rekordaußenhandel: Die Importe stiegen um 21 Prozent, die Exporte sogar um 26 Prozent. Unterm Strich stand dabei ein Rekordüberschuss von 54,5 Milliarden US$ zu Buche. Der starke Außenhandel bleibt 2023 erhalten: Das Statistikamt vermeldet zwischen Januar und Mai bei den Einfuhren ein Minus von lediglich 3,8 Prozent, abzüglich des Öl- und Gassektors sogar nur von 2,8 Prozent. Bei den Exporten steht ein Rückgang von 6,7 Prozent zu Buche. Das entspricht in absoluten Zahlen noch immer den zweitbesten Werten aller Zeiten. Dennoch: Im Vergleich zur Wirtschaftsleistung treibt Indonesien deutlich weniger Handel als alle anderen großen Volkswirtschaften der ASEAN.
Der indonesische Importmarkt ist für ausländische Unternehmen ein schwieriges Terrain. Denn der Archipel ist im Warenhandel restriktiv eingestellt. Einfuhren unterliegen traditionell einer strengen Kontrolle. Das geschieht über zahlreiche nichttarifäre Handelshemmnisse wie Beschränkungen über Importlizenzen, Quotenregelungen, unangekündigt verhängte Importverbote, den Einsatz des nationalen Produktstandards SNI (Standar Nasional Indonesia) oder undurchsichtige Local-Content-Bestimmungen. Zudem will die Regierung auch noch Vorprodukte mit einem sogenannten Commodity-Balance-Mechanismus staatlich regulieren.
Die deutschen Warenlieferungen nach Indonesien legten im Jahr 2022 um 23,7 Prozent auf 3,0 Milliarden US$ zu. Der deutsche Anteil an den Importen des Inselstaates sank dennoch auf einen neuen Tiefststand von 1,6 Prozent.
2021 | 2022 | Veränderung | |
---|---|---|---|
Importe | 196,2 | 237,4 | 21,1 |
Exporte | 231,5 | 292,0 | 26,1 |