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Wirtschaftsausblick | Kirgisistan

Kirgisistans Wirtschaft wächst in Zentralasien am stärksten

Die kirgisische Regierung investiert verstärkt in Infrastruktur. Diese sowie weitere Bauaktivitäten verschaffen dem Land die höchsten Wachstumsraten in der Region.

Von Viktor Ebel | Bischkek

Top-Thema: Kirgisistan erlebt einen Bauboom

Die gute wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre hat Kirgisistans fiskalische Position gefestigt. Die Regierung nutzt die Mehreinnahmen des Staatshaushalts, um in strategische Infrastrukturprojekte wie neue Eisenbahnen, Überlandstraßen und Flughäfen zu investieren. Damit legt Bischkek den Grundstein für ein Wirtschaftsmodell, in dem Kirgisistan verstärkt von seiner geografischen Lage entlang der neuen Seidenstraße profitieren soll.

Das Baugewerbe reagiert darauf und wächst im 1. Halbjahr 2025 im Vorjahresvergleich um stolze 42,5 Prozent, womit die Gebirgsrepublik regionaler Spitzenreiter ist. Weitere Wachstumsimpulse für den Bausektor stammen vom Wohnungsbau, der von einer wachsenden Bevölkerung profitiert, und dem florierenden Tourismus. Neben zahlreichen Hotels und touristischen Objekten will Kirgisistan unter anderem auch das größte Skiressort Zentralasiens bauen.

Die Regierung schätzt, dass sich der Anteil der Baubranche am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 9 Prozent im Jahr 2025 auf 11,5 Prozent im Jahr 2030 erhöhen wird. Ausländische Unternehmen sollten den kirgisischen Bausektor sowie daran anknüpfende Branchen daher im Blick behalten.

Wirtschaftliche Entwicklung: Wachstum geht in die nächste Runde

Die kirgisische Regierung hat ihre Wachstumsprognosen für 2025 und 2026 deutlich nach oben korrigiert und schätzt, dass das BIP in beiden Jahren real mit rund 8,5 Prozent wachsen wird. Wachstumsmotoren sind Investitionen in Infrastruktur und der daraus resultierende Bauboom sowie ein solider Privatkonsum, der der Inflation trotzt. Internationale Beobachter wie die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) und die Weltbank sind ähnlich optimistisch und halten für 2025 sogar ein Wachstum von bis zu 9 Prozent für realistisch.

Beim Ausblick auf 2026 gehen die Erwartungen aber noch auseinander. Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds sind verhaltener und rechnen mit einem Abflachen des Wachstums auf 6 bis 6,5 Prozent. Kirgisistan bleibt demnach weiter anfällig für externe Schocks, darunter volatile Rohstoffpreise sowie die Abhängigkeit von Rücküberweisungen aus dem Ausland. Zudem gehen die lukrativen Reexporte nach Russland, die den Außenhandel in den vergangenen Jahren befeuerten, bereits zurück.

Investitionen: Mehr als die Hälfte der Gelder fließt in den Bausektor

Im Jahr 2024 stiegen die Bruttoanlageinvestitionen im Vergleich zum Vorjahr um 6,4 Prozent auf rund 6 Milliarden US-Dollar (US$), so die kirgisische Regierung. Im Bausektor schossen die Investitionen in diesem Zeitraum besonders schnell in die Höhe. Sie nahmen laut Angaben des kirgisischen Statistikamtes um 48 Prozent zu, sodass 2024 mehr als die Hälfte der Gelder in das Baugewerbe floss. In den Jahren 2025 und 2026 rechnet die kirgisische Regierung damit, dass die Investitionen jeweils um über 10 Prozent zulegen werden.

Damit gehen auch neue Kooperations- und Lieferchancen in mehreren Bereichen einher. Hierzu zählt vor allem das Transportgewerbe, das in den letzten Jahren einen steigenden Frachtumschlag verzeichnet hat und in Zukunft von der neuen Eisenbahnlinie zwischen China, Kirgisistan und Usbekistan profitieren dürfte. Auch das deutsche Unternehmen Rhenus Logistics hat die Route bereits im Blick. Die meisten ausländischen Direktinvestitionen stammen aus den Nachbarländern China, Russland und Kasachstan, die zusammen für zwei Drittel der aus dem Ausland stammenden Investitionen stehen.

Konsum: Rücküberweisungen und steigende Löhne stützen Privatverbrauch

Die Regierung erwartet, dass der Privatverbrauch sowohl 2025 auch 2026 um über 5 Prozent zunimmt. Gestützt wird dieser von steigenden Rücküberweisungen, höheren Reallöhnen und einer ausgeweiteten Vergabe von Konsumentenkrediten. Damit gelingt es der Konsumstimmung, der mittlerweile wieder gestiegenen Inflation zu trotzen. Preissteigerungen gibt es vor allem bei Lebensmitteln und der Versorgung mit kommunalen Diensten.

Die ADB geht davon aus, dass die Inflation 2025 und 2026 über dem Zielkorridor der Zentralbank von 5 bis 7 Prozent liegen wird. Das ist eine Herausforderung vor allem für das Viertel der Bevölkerung, das unterhalb der Armutsgrenze lebt. Diese Menschen bleiben abhängig von Geldüberweisungen ihrer Verwandten aus dem Ausland, die hauptsächlich in Russland arbeiten. Somit ist die Konsumstimmung im Land nicht nur von volatilen Lebensmittel- und Energiepreisen abhängig, sondern auch von der Konjunktur in Russland.

Außenhandel: Im- und Exporte geben nach

Nach starken Vorjahren kühlt der Außenhandel 2025 merklich ab. Im 1. Halbjahr 2025 sind die Ausfuhren um über ein Viertel eingebrochen, was hauptsächlich an gesunkenen Goldexporten liegt. Auch die Importe sind um knapp 10 Prozent zurückgegangen – vor allem bei Autos, Maschinen und Ausrüstungen. Die ADB führt dies auf ein strengeres Umsetzen von Sanktionen und das daraus resultierende Abflachen der Reexporte nach Russland zurück.

Ab 2026 dürfte der Außenhandel wieder anziehen, insbesondere beim Export. Dieser wird traditionell von Gold dominiert, auf das 2024 dem Wert nach 38 Prozent der Ausfuhren entfielen. Hauptabnehmer war 2024 das Vereinigte Königreich. Bei den Importen dominieren Autos, Maschinen sowie Brenn- und Kraftstoffe. Wichtigste Lieferländer sind China, Russland und Kasachstan.

Deutsche Perspektive: Deutsche Unternehmen haben Tourismuspotenzial im Visier

Im Frühsommer 2025 organisierte der Deutsche Reiseverband ein Destination Forum in Kirgisistan. Während dieser Reise erkundete eine rund 60-köpfige Delegation das touristische Potenzial Kirgisistans und knüpfte Kontakte vor Ort. Das Ziel war es, neue Reiseangebote für den deutschen Markt zu entwickeln.

Im Herbst 2025 folgte eine Markterkundungsreise, bei der mehrere deutsche Unternehmen Geschäftsmöglichkeiten beim Ausbau der touristischen Infrastruktur ausloteten – beispielsweise bei Bauvorhaben, der Planung und Ausstattung von Skigebieten oder der Beratung zu Themen wie Nachhaltigkeit.

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