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Wirtschaftsausblick | Kolumbien

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Von Janosch Siepen | Bogotá

Top-Thema: Zweite Hälfte von Gustavo Petros Amtszeit birgt Herausforderungen

Am 7. August ist Halbzeit für Gustavo Petros Regierungsperiode. [Massenproteste im April] Seit seinem Amtsantritt 2022 sind viele seiner Vorhaben gescheitert. Auch seine restliche Amtszeit bis 2026 wird von wirtschaftlichen Herausforderungen geprägt sein. Das Scheitern seiner Gesundheitsreform und die schlechten Aussichten für andere seiner Reformvorhaben dürfte den Privatsektor beruhigen. Der britische Informationsdienstleister Economist Intelligence Unit (EIU) geht davon aus, dass auch die geplante Renten-, Arbeits-, und ..reform ... 

Gleichzeitig ist nicht davon auszugehen, dass von seiner Regierung bis 2026 wirtschaftliche Impulse kommen. Die Genehmigungsverfahren müssten dringend ..., so der Branchenverband SER (Link). In der Abwasserwirtschaft klagen deutsche Firmen über ausbleibende, neue Projekte (Link). Petros Agenda richtet sich - verbal wie steuerpolitisch -  gegen fossile Energieträger (Link). Das dürfte auch künftig Investitionen in der Branche dämpfen. Laut Informationen des Informationsdienstleisters BNamericas ... 

Gustavo Petros Amtszeit ist bislang von wirtschaftspolitischen Eingriffen geprägt. Zuletzt hat sich das unter anderem in Dekreten zur Deckelung der Strompreise und geplanten Bergbaureformen (Link) mitsamt Einführung eines staatlichen Bergbauunternehmens gezeigt. Laut EIU könnte Petros schwindendes politisches Kapital dazu führen, dass sein Kurs konfrontativer und populistischer wird (?). Wirtschaftlicher Interventionismus könnte zunehmen. 

Andererseits könnten neue Wirtschaftsfelder für Schub, Innovation und Nachfrage nach deutscher Technologie sorgen. Entdeckungen für Offshore-Gas ..., Zusammenarbeit bei Wasserstoff ..., Kolumbiens Potenzial bei erneuerbarer Energie (Link) ist enorm. 

Wirtschaftsentwicklung: Konjunktur zieht 2024 wieder an

Nach einem schwachen Wirtschaftswachstum von nur 0,6 Prozent im Jahr 2023 wird sich das Wirtschaftswachstum 2024 leicht bessern: Der Informationsdienstleister Economist Intelligence Unit (EIU) geht von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,2 Prozent aus. Weil die Inflation sowie Zinsen sinken und Exportnachfrage steigt, ziehen Investitionen und Konsum an. 

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Niedrigere Zinsen kommen Investitionen zugute

Investitionen werden im Jahr 2024 von der sinkenden Inflation und einer gelockerten Geldpolitik profitieren. Für das Gesamtjahr rechnet die EIU mit einem Anstieg der Investitionen um 1,4 Prozent. Investitionen in Maschinen und Anlagen nehmen erst in der zweiten Jahreshälfte an Fahrt auf, so das spanische Kreditinstitut BBVA. Staatliche Ausgaben bleiben ein wichtiger Treiber der kolumbianischen Konjunktur. Allerdings hindert das Haushaltsdefizit höhere Ausgaben und somit Wachstum. Unsicherheit unter Investoren wird weiterhin aufgrund von potenziellen wirtschaftspolitischen Eingriffen und fehlenden Impulse bestehen.

Inflation sinkt und stärkt Konsum

Die Inflation in Kolumbien schwächt sich 2024 ab, von 11,7 Prozent im Jahr 2023 auf 5,2 Prozent (Jahresdurchschnitt). Dadurch dürfte auch der Leitzins sinken, was dem Konsum zugutekommt (EIU: 1,6 Prozent Wachstum im Jahr 2024). Beobachter gehen von Wachstumsraten bei den privaten Ausgaben von jährlich über 3 Prozent aus. Vor allem der Kauf von langlebigen Wirtschaftsgütern wie zum Beispiel Möbeln, Autos oder Waschmaschinen werde zunehmen, so BBVA. Risiken bergen unter anderem Währungsschwankungen und Störungen in Lieferketten aufgrund von globalen Konflikten.

Kolumbien profitiert von Erholung der Weltwirtschaft

Die Analysten der EIU erwarten, dass sich die Weltwirtschaft im 2. Halbjahr 2024 erholen wird. Tritt diese Prognose ein, so könnten die Exporte Kolumbiens im Gesamtjahr 2024 um 9 Prozent wachsen. Hauptexportprodukt des Landes ist Erdöl. Die Einnahmen aus dem Ölexport spielen eine wichtige Rolle für den Staatshaushalt.

Aufgrund der wachsenden inländischen Nachfrage dürften auch die Importe steigen. Dies hat Folgen für das Leistungsbilanzdefizit, das sich mittelfristig bei rund 3 Prozent des BIP bewegen wird. Kolumbien bleibt damit anfällig für Währungsabwertungen.

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Deutsche Perspektive: "Unsicherheit im Markt ausnutzen"

Kolumbien gilt bei deutschen Unternehmen als Land mit stabilem institutionellen Rahmen und recht gutem Fachkräftepotenzial. Als Schwächen werden strukturelle Korruption, Bürokratie und nichttarifäre Handelshemmnisse gesehen. Im AHK World Business Outlook vom Herbst 2023 bemängelten die befragten Unternehmen in Kolumbien neben der Wechselkursvolatilität auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiken. Roberto Echeverría vom Hamburger Oleochemieunternehmen Cremer ist dennoch positiv gestimmt. Zwar sorgt die aktuelle Regierung für Unsicherheit bei Investitionen. Gerade deutsche Firmen treffe das, da sie oft auf Investitionen in Maschinen und Anlagen angewiesen sind. "Aber Marktlücken und Geschäftschancen boomen dennoch, da andere Firmen zögern und sich zurückhalten", sagt Echeverría. Laut dem Manager sei es allerdings erfolgskritisch, ein erfahrenes, lokales Team zu haben und Märkte richtig zu lesen. "Dann kann man die Volatilität und Unsicherheit ausnutzen." Das Unternehmen denke derzeit darüber nach in 4 bis 5 Jahren eine Produktionsstätte zu eröffnen.

"Nach den jüngsten Wahlen sehen die wirtschaftlichen Aussichten für die Industrie in Kolumbien 2024 positiver aus."

Miguel Villanueva Vertriebsleiter bei Trumpf, Kolumbien

Deutschland ist seit zwei Jahrzehnten ein stabiles Lieferland für Kolumbien - der Anteil an den kolumbianischen Importen liegt bei etwa 3 bis 4 Prozent. Im gleichen Zeitraum hat China immer mehr an Einfluss gewonnen: Deutsche Firmen konkurrieren zunehmend mit chinesischen Anbietern. Kapitalstarke Unternehmen aus der Volksrepublik können die Finanzierung von Großprojekten leichter stemmen und gehen deshalb mehr Risiken ein. Einige Stimmen beklagen zudem, dass Ausschreibungskriterien chinesische Firmen begünstigen würden.

Der Bestand der deutschen Direktinvestitionen in Kolumbien lag 2021 bei rund 2 Milliarden US-Dollar (US$). Das Land ist ein attraktiver Standort, oft beherbergt es die regionale Unternehmenszentrale deutscher Firmen. BayWa r.e. eröffnete im Oktober 2023 in Medellín ein Vertriebszentrum für Solarmodule, Wechselrichter und weitere Komponenten. Das baden-württembergische Unternehmen Viridi kündigte Anfang 2023 an, 220 Millionen US$ in acht Projekte für erneuerbare Energien zu investieren.

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Nähere Informationen zu Kolumbien finden Sie auf der GTAI-Länderseite.

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