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Wirtschaftsumfeld | Libyen | Entwicklungszusammenarbeit
Seine Erdölvorkommen machten Libyen lange Zeit unabhängig von internationalen Gebern. Jetzt wäre Entwicklungszusammenarbeit nötig, wird aber in der Praxis erschwert.
09.10.2020
Von Laura Sundermann | Bonn
Im Vergleich zu Marokko und Tunesien erhält Libyen einen sehr geringen Betrag an Official Development Assistance (ODA). Größter ODA-Geber war 2018 Deutschland mit etwa 96 Millionen Euro, gefolgt von der EU-Kommission mit etwa 52 Millionen Euro und den USA mit etwa 47 Millionen Euro. Auch die Entwicklungsbanken sind in Libyen wenig präsent. Weder Weltbank, noch Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), noch Europäische Investitionsbank (EIB) oder Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sagten 2019 Gelder zu.
Libyens große Erdölvorkommen erlaubten es dem Land, jahrzehntelang alle Infrastruktur- und Entwicklungsprojekte aus diesen Einnahmen zu finanzieren. Das Einkommen aus dem Erdölgeschäft machte das Land lange von ausländischen Krediten unabhängig, führte aber auch dazu, dass kaum in die Diversifizierung der Wirtschaft investiert wurde. In den letzten sechs Jahren jedoch wurde die finanzielle und humanitäre Lage durch den Bürgerkrieg und die Schließung oder Zerstörung vieler Ölfelder immer angespannter. Auch die Coronapandemie führte dazu, dass die Rohölproduktion drastisch gesunken ist. Doch ohne eine landesweit akzeptierte und repräsentative Regierung sowie eine solide Zentralbank und Währung dürften internationale Geber vorerst kaum Gelder zusagen.
Trotz der allgemeinen Zurückhaltung gibt es aber auch Akteure der Entwicklungszusammenarbeit, die in Libyen aktiv sind. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) führt ebenso Projekte durch wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) und die deutschen politischen Stiftungen. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) beispielsweise arbeitet im September 2020 in 13 laufenden Projekten in Libyen beziehungsweise mit libyschen Partnerorganisationen. Themen sind Kommunalentwicklung und Dezentralisierung, Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung, gesellschaftliche Dialogprozesse, Basisgesundheitsversorgung sowie politische Teilhabe von Jugendlichen. Vor allem in Fortbildungen und Workshops werden den Zielgruppen die entsprechenden Kompetenzen vermittelt. Darüber hinaus baut die GIZ Umweltlabore zur Untersuchung der Trinkwasser- und Lebensmittelqualität in Libyen auf.
Insbesondere für Consultingfirmen sowie für Trainer und Projektmanager kann es sich lohnen, die Ausschreibungen der entsprechenden Organisationen zu beobachten oder auch direkt Kontakt mit diesen aufzunehmen. Hersteller von medizinischem Equipment können bei Ausschreibungen von IOM Angebote abgeben.
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