Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsumfeld | Skandinavien | Außenhandel

Deutscher Außenhandel mit Skandinavien wächst um 50 Prozent

Die binnen eines Jahres notierte Dynamik war hauptsächlich vom Import getrieben und ist schnell zusammengefasst: Gas sei Dank. Deutsche Exporteure ziehen eine zwiespältige Bilanz.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Kaum ein anderes Land hat die Rangliste der deutschen Außenhandelspartner 2022 so aufgewirbelt wie Norwegen. Der Wert der deutschen Einfuhren aus dem mit etwa 5,4 Millionen Einwohnern kleinsten der drei skandinavischen Länder hat sich im Vergleich zu 2021 mehr als verdreifacht. Zuwächse wurden dabei in nahezu allen Warenkategorien verzeichnet. Zu den Ausnahmen gehörten Schiffe, elektrische Geräte und Maschinen sowie Papierstoffe, die Rückgänge im teilweise zweistelligen Prozentbereich verzeichneten.

Ausschlaggebend für die Entwicklung war aber die vom russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöste Suche nach alternativen Lieferanten von Energierohstoffen. Die deutschen Einfuhren norwegischen Erdöls haben sich im Jahresvergleich mehr als verdoppelt, die von Erdgas vervierfacht. Die Brennstoffe machten entsprechend 12 und 79 Prozent aller deutschen Importe aus Norwegen aus.

Bild vergrößern

Ein deutliches Plus bei mineralischen Brennstoffen - von verarbeitetem, ursprünglich aus Norwegen stammendem Öl und Gas - erhöhte auch die Importe Deutschlands aus Dänemark und Schweden. Im Jahresvergleich 2022 zu 2021 aber blieb die Dynamik bei wichtigen dänischen Exportgütern wie chemischen Erzeugnissen und verarbeiteten Waren mit insgesamt 4 Prozent verhalten. Noch schlechter erging es Schweden - der Export nach Deutschland stieg nur um 10 Prozent. Die für Schwedens Exporte wichtigste Sparte Maschinen und Transportmittel verzeichnete einen Wertrückgang um über 3 Prozent.

Bild vergrößern

Bild vergrößern

In Norwegen Anteilsverluste an China

Zum Leidwesen deutscher Exporteure scheint die Entwicklung auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Nur in Norwegen konnten deutsche Waren in den vergangenen fünf Jahren Importanteile hinzugewinnen. Von 2021 auf 2022 stieg die Nachfrage nach deutschen Gütern mit über 24 Prozent um ein Fünftel schneller als die Gesamtimporte des Königreichs. Für den Spitzenplatz hat es aber nicht gereicht. Aus dem traditionellen Zweikampf mit der schwedischen Konkurrenz ist spätestens 2020 ein Dreikampf geworden. So wurde Deutschland 2022 zum wiederholten Mal von Schweden und vor allem vom Primus China in die Schranken verwiesen.

China konnte seinen Anteil an den Chemieimporten nach Norwegen zwischen 2017 und 2022 auf 4 Prozent verdoppeln, der deutsche Anteil sank um 1 Prozentpunkt auf 14 Prozent. Bei Maschinenimporten schrumpfte Deutschlands Vorsprung noch schneller: Im Vergleich zu den Einkäufen in Deutschland wuchsen die Einfuhren von Kraftmaschinen aus Fernost in den vergangenen fünf Jahren zehnmal so schnell, die von Industrie- und Metallbearbeitungsmaschinen viermal schneller.

Des Deutschen liebstes Kind wird gleichfalls zum Sorgenkind. Chinesische Autohersteller profitieren vom Boom der Elektromobilität in Norwegen und nutzen das Land als Einfallstor nach Europa. Das Ergebnis: Im Jahr 2017 standen die Erlöse deutscher Kfz-Konzerne im Vergleich zur chinesischen Konkurrenz im Verhältnis 18:1. Im Jahr 2022 stand es gerade noch 3:1.

Entwicklung der wichtigsten norwegischen Importe aus Deutschland

Wert 2022

(in Millionen Euro)

Veränderung 2022/2021

 (in Prozent)

Veränderung 2022/2017

(in Prozent)

Anteil an Gesamtimporten 2022

(in Prozent)

Anteil an Gesamtimporten 2017

(in Prozent)

Gesamt, davon:

6.225

24,4

54,7

11,4

11,1

  Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge (SITC 7)

3.627

31,6

60,5

19,2

16,3

  Bearbeitete Waren (SITC 6)

948

6,1

26,6

10,0

8,8

  Chemische Erzeugnisse (SITC 5)

702

19,6

53,5

14,1

15,2

  Verschiedene Fertigwaren (SITC 8)

516

6,8

26,6

5,9

6,4

  Lebensmittel und lebende Tiere (SITC 0)

219

0,8

38,8

5,4

6,1

Quelle: Statistisk sentralbyrå 2023; Europäische Zentralbank 2023

In Dänemark holen zahlreiche Konkurrenten auf

Ganz im Süden Skandinaviens entwickeln sich Importe aus Deutschland schon seit mindestens zehn Jahren langsamer als die Gesamteinfuhren. Die Verluste bleiben aber überschaubar: Minus 0,5 Prozentpunkte beim Anteil an den dänischen Importen zwischen 2012 und 2022. Hier ist das Konkurrenzfeld aber größer. Neben China holen auch die Niederlande und mittelosteuropäische Mitglieder der Europäischen Union auf.

So konnte Polen in den vergangenen zehn Jahren bei Nahrungsmitteln und Getränken jeweils 2 Prozentpunkte Importanteil gutmachen. Deutschland verlor entsprechend 4 beziehungsweise 1 Prozentpunkt. Bei Maschinen und Transportmitteln sank im gleichen Zeitraum der deutsche Anteil von 27 auf 24 Prozent. Parallel dazu gewannen China 4 Prozentpunkte, die Niederlande 3 Prozentpunkte und Polen 2 Prozentpunkte. Bei chemischen Produkten vervierfachte China binnen zehn Jahren seinen Anteil auf 8 Prozent.

Entwicklung der wichtigsten dänischen Importe aus Deutschland

Wert 2022

(in Millionen Euro)

Veränderung 2022/2021

(in Prozent)

Veränderung 2022/2017

(in Prozent)

Anteil an Gesamtimporten 2022

(in Prozent)

Anteil an Gesamtimporten 2017

(in Prozent)

Gesamt, davon:

14.833

14,3

39,9

20,2

21,3

  Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge (SITC 7)

5.700

3,2

22,1

24,4

26,0

  Bearbeitete Waren (SITC 6)

2.586

21,1

44,6

23,2

24,3

  Chemische Erzeugnisse (SITC 5)

2.091

14,1

43,0

21,8

23,3

  Lebensmittel und lebende Tiere (SITC 0)

2.029

23,1

29,1

21,8

23,7

  Verschiedene Fertigwaren (SITC 8)

1.502

6,7

16,3

12,2

15,0

  Rohstoffe (SITC 2)

313

1,9

39,8

13,2

12,6

Quelle: Danmarks Statistik 2023, Europäische Zentralbank 2023

In Schweden gewinnen die USA hinzu

Schwedische Importe aus Deutschland wuchsen 2022 im Jahresvergleich um 14 Prozent und im Fünfjahresvergleich um 25 Prozent. Die Gesamtentwicklung der schwedischen Importe war aber jeweils etwa doppelt so hoch. Nutznießer waren vor allem die USA. Alleine von 2021 auf 2022 stiegen deren Exporte nach Schweden um über zwei Drittel. Dynamisch war die Entwicklung vor allem bei Rohstoffen, Tierfetten und Chemieerzeugnissen. Überdurchschnittlich stark legte auch die schwedische Nachfrage nach Maschinen und Transportmitteln sowie Chemieerzeugnissen aus Südkorea zu.

China und Spanien konnten im Fünfjahresvergleich noch etwas stärker hinzugewinnen. Das Reich der Mitte vervierfachte seine Chemieexporte nach Schweden und verdoppelte das Ergebnis bei Maschinen und Kfz. Überdurchschnittlich war auch die Dynamik bei Halbprodukten und Konsumgütern. In diesen Sparten - ausgenommen Konsumgüter - verdoppelten auch spanische Anbieter ihre Einnahmen in Schweden zwischen 2017 und 2022.

In diesem Fünfjahresvergleich verloren Produkte Made in Germany ein Drittel ihrer Importanteile bei Elektronik und Bürogeräten, ein Viertel bei Getränken, ein Fünftel bei Konsumgütern, ein Sechstel bei Halbprodukten und jeweils etwa ein Achtel bei Maschinen, Elektrogeräten und Kfz.

Entwicklung der wichtigsten schwedischen Importe aus Deutschland *)

Wert 2022

(in Millionen Euro)

Veränderung 2022/2021

(in Prozent)

Veränderung 2022/2017

(in Prozent)

Anteil an Gesamtimporten 2022

(in Prozent)

Anteil an Gesamtimporten 2017

(in Prozent)

Gesamt, davon:

16.032

13,9

25,4

14,9

18,5

  Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge (SITC 7)

8.358

9,1

11,6

21,5

26,8

  Bearbeitete Waren (SITC 6)

2.504

25,5

41,9

15,6

17,8

  Chemische Erzeugnisse (SITC 5)

2.026

21,0

69,4

19,2

19,3

  Verschiedene Fertigwaren (SITC 8)

1.530

8,2

20,0

12,3

15,4

  Lebensmittel und lebende Tiere (SITC 0)

790

23,1

33,8

8,9

9,3

*) Angaben jeweils für die ersten elf Monate des JahresQuelle: Statistiska centralbyrån 2023; Europäische Zentralbank 2023

Deutschland bleibt wichtigstes Lieferland

Auf den zweiten Blick ist die Lage nicht ganz so schlimm. Deutschland bleibt wichtigstes Lieferland für Dänemark und Schweden. Wuchsen die deutschen Gesamtexporte von 2021 auf 2022 um 14 Prozent, legten sie Richtung der drei nordeuropäischen Länder um 12 Prozent zu. Im Fünfjahresvergleich stiegen die Verkäufe nach Dänemark und Norwegen sogar etwas schneller als die deutschen Ausfuhren insgesamt. Zudem ist zumindest ein Teil der erstarkenden Länderkonkurrenz auf Werksverlagerungen zurückzuführen: In China, Spanien oder Mittelosteuropa stehen zahlreiche deutsche Produktionswerke.

Unterstützung bei der Geschäftsanbahnung in Skandinavien

Im Jahr 2023 umfasst das Markterschließungsprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz vier Projekte zur Unterstützung des Exportgeschäfts Richtung Skandinavien:


Im Exportguide finden Sie noch weitere Unterstützungsangebote (nicht nur) Richtung Skandinavien.

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.