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Wirtschaftsumfeld | Slowakei | Personal

Personalsuche und Personalmanagement

Um neues Personal zu finden, müssen Unternehmen in der Slowakei kreativ sein. Förderung gibt es, wenn Langzeitarbeitslose und gering Qualifizierte eingestellt werden.

Von Gerit Schulze | Bratislava

Die Suche nach neuen Mitarbeitenden in der Slowakei ist unkompliziert. Es gibt leistungsfähige Onlineportale zur Jobvermittlung; namhafte internationale Personalvermittler und Headhunter haben Niederlassungen im Land. Große deutsche Unternehmen setzen deshalb oft auf ihre angestammten Partner, um Spezialisten für ihre slowakischen Werke suchen zu lassen.

Kleinere Firmen können sich an die Deutsch-Slowakische Industrie- und Handelskammer (AHK Slowakei) wenden. Sie berät zur Lage und zum Personalangebot am Markt, empfiehlt Personalagenturen und schaltet Stellenanzeigen auf ihrer Internetseite oder auf der führenden Plattform Profesia.sk. Die Kammer sichtet auf Wunsch Bewerbungsunterlagen, stellt Rückfragen bei Lücken im Lebenslauf und trifft eine Vorauswahl. Auch bei den Vorstellungsgesprächen kann sie hinzugezogen werden.

Für die professionelle Vermittlung von Führungskräften und Spezialisten müssen Unternehmen ein Viertel bis ein Drittel eines Jahresgehalts an Honorar einplanen. Recruitingagenturen, die meist nur ihre Datenbanken nutzen und keine Direktansprache potenzieller Kandidaten durchführen, verlangen zwischen 20 und 25 Prozent eines Jahresgehalts.

Stellenangebote für mobile Endgeräte optimieren

Die Bewerbungsprozesse sind weniger formalisiert als in Deutschland. Motivationsschreiben und Referenzen spielen kaum noch eine Rolle. Häufig verschicken Kandidaten lediglich ihr LinkedIn-Profil, um auf sich aufmerksam zu machen. Soziale Medien sind wichtige Kanäle für Stellenangebote. Da junge Kandidaten in der Slowakei meist nur noch mobile Endgeräte zur Jobsuche nutzen, sollten die Anwendungen entsprechend darauf ausgerichtet sein.

Beim Rekrutierungsprozess spielt künstliche Intelligenz (KI) eine wachsende Rolle. Sie hilft beim Verfassen von Stellenanzeigen, beim Vorsortieren der Bewerbungen und beim Auswerten von Videointerviews. Einige slowakische Personalberater entwickelten KI-gestützte Hilfsprogramme für die Einarbeitungsphase (Onboarding).

Gute Erfolge bei der Personalsuche lassen sich weiterhin auf Jobmessen erzielen. Diese finden fast im Monatsrhythmus statt, meistens in Bratislava. Dazu gehören sogenannte Absolvententage ebenso wie eine "Night of Chances" für IT-Spezialisten.

Größere Industrieunternehmen, die laufend Bedarf an neuen Beschäftigten haben, kooperieren eng mit Bildungseinrichtungen, um Nachwuchs zu gewinnen. Dazu gehören auch Stipendien an besonders begabte Studierende oder Spenden für die technische Ausstattung der Ausbildungsstätten.

Für Branchen außerhalb des produzierenden Gewerbes sind solche engen Verbindungen zu Gymnasien, Berufsschulen und Universitäten zur Fachkräftegewinnung ebenso wichtig. Firmen bieten außerdem Tage der offenen Tür, Praktika und die Betreuung von Diplomarbeiten an.

Mehr Zuspruch für duale Ausbildung

Seit 2018 ist in der Slowakei auch die duale Berufsausbildung möglich. Seitdem steigt die Zahl der Auszubildenden, die sich für diesen Weg entscheiden. Laut Arbeitgeberrat für berufliche Aus- und Weiterbildung (RZOVP) bieten über 2.200 Unternehmen und Organisationen im Land diese Form der Berufsvorbereitung an. Im Schuljahr 2024/25 durchliefen rund 10.500 Schülerinnen und Schüler die Ausbildung. Zur Verfügung standen aber rund dreimal so viele Ausbildungsplätze.

Deutsche Firmen in der Slowakei wie Brose, Schaeffler oder Scheidt & Bachmann gehören zu den Vorreitern. Volkswagen betreibt in Bratislava mit einigen Zulieferern eine Duale Akademie. Dort werden Mechatroniker, Automatisierungstechniker, Industrie- und Werkzeugmechaniker ausgebildet.

Die AHK Slowakei hilft Unternehmen beim Aufbau einer dualen Berufsausbildung nach deutschem oder nach slowakischem Standard. Damit können sich Firmen als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Die Auszubildenden absolvieren deutsche Facharbeiterprüfungen und erwerben ein deutsch-slowakisches Zertifikat.

Mit EU-Mitteln wird Beschäftigung gefördert

Mit dem nationalen Projekt "Finanzielle Anreize für Beschäftigung" fördert das Ministerium für Arbeit, Soziales und Familien Langzeitarbeitslose, niedrig Qualifizierte, junge Arbeitslose und Menschen mit Behinderungen. Das Programm hat ein Budget von fast 340 Millionen Euro und wird durch die EU kofinanziert. Arbeitgeber können unter anderem einen Zuschuss in Höhe des Existenzminimums (seit Juli 2025: 284 Euro) bekommen, wenn sie Arbeitskräfte aus diesen Personengruppen einstellen.

Mütter und ältere Menschen ließen sich über Teilzeitangebote stärker einbinden. Im Jahr 2024 arbeiteten nur 4 Prozent der slowakischen Beschäftigten in Teilzeit. Das war laut Eurostat hinter Bulgarien, Rumänien und Kroatien der viertniedrigste Wert in der EU. Bei Frauen liegt der Anteil bei knapp 6 Prozent.

Nur wenige Arbeitgeber erlauben Homeoffice

Eine weitere Form der flexiblen Arbeitsgestaltung wäre die Telearbeit, die in der Slowakei aber vergleichsweise wenig verbreitet ist. Nach Angaben von Eurostat konnten 2024 rund 14 Prozent der Beschäftigten teilweise vom Homeoffice aus arbeiten. Der EU-Durchschnitt liegt bei 22 Prozent. 

Dabei legt die jüngere Generation auch in der Slowakei zunehmend Wert auf eine Work-Life-Balance. Unternehmen mit flexibleren Arbeitszeitangeboten können im Wettbewerb um qualifizierten Nachwuchs punkten.

Der slowakische Computerspiel-Entwickler Pixel Federation kündigte im Sommer 2025 an, testweise eine Vier-Tage-Arbeitswoche einzuführen. Bei vollem Lohnausgleich soll in der verkürzten Arbeitszeit das gleiche Pensum geschafft werden. Das Unternehmen hofft, damit attraktiver für seine Beschäftigten zu werden. Ähnliche Versuche starteten in der Vergangenheit auch einige Banken wie Slovenská sporiteľňa und VÚB. Die Angebote wurden bei den Beschäftigten aber kaum angenommen.

Eine wachsende Herausforderung ist die Integration ausländischer Arbeitskräfte in die Teams. Dazu gehören Sprachkurse, interkulturelles Training, Mentoren und Freizeitangebote außerhalb des Arbeitsplatzes. Firmen sollten diese Punkte in ihre Onboarding-Programme aufnehmen.

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