Wirtschaftsumfeld | Slowenien | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
In Slowenien sind die Lohnkosten deutlich höher als in anderen Transformationsländern. Auch die gesetzlich vorgeschriebenen Lohnnebenleistungen sind üppig.
11.06.2025
Von Kirsten Grieß | Ljubljana
Die Bruttomonatslöhne lagen 2024 in Slowenien im Durchschnitt bei 2.395 Euro. Unter den Transformationsländern belegt Slowenien damit einen Spitzenplatz. Zwischen 2008 und 2024 stiegen die durchschnittlichen Lohnkosten um 95 Prozent. Eine Stunde Arbeit kostete 2024 im Mittel 27,10 Euro, was rund 80 Prozent des EU-Durchschnitts von 33,50 Euro entspricht. Das ist fast doppelt so hoch wie im benachbarten Ungarn mit 14,10 Euro Lohnkosten pro Stunde.
Das knappe Angebot auf dem slowenischen Arbeitsmarkt treibt seit Jahren die Löhne in die Höhe, vor allem im privaten Sektor. Dort stiegen die Verdienste 2024 gegenüber dem Vorjahr um nominal 7 Prozent. Im öffentlichen Sektor nahmen die Löhne um nominal 4,6 Prozent zu. Für 2025 rechnet das slowenische Wirtschaftsforschungsinstitut IMAD mit leicht schwächeren Lohnzuwächsen in der Privatwirtschaft. Immerhin wurde der gesetzliche Mindestlohn für Vollzeitbeschäftigte bereits Anfang 2025 um 1,9 Prozent auf 1.277,72 Euro brutto im Monat erhöht. Laut IMAD beziehen gut 11 Prozent der Beschäftigten ein Gehalt in Mindesthöhe.
Branche | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 2.395 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 2.018 |
Verarbeitendes Gewerbe | 2.381 |
Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung | 3.471 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | 2.319 |
Baugewerbe | 1.951 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 2.235 |
Transport und Lagerhaltung | 2.151 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 1.757 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 3.200 |
Finanz- und Versicherungswesen | 3.462 |
Hohe Lohnkosten bei hoher Arbeitsproduktivität
In Slowenien wurde 2013 als Krisenmaßnahme ein Einkommensteuerspitzensatz von 50 Prozent eingeführt. Anfang 2022 senkte die damalige Regierung den Spitzensatz auf 45 Prozent. Allerdings nur für kurze Zeit: Die Einkommensteuerreform wurde von der seit Juni 2022 amtierenden Regierung um Premierminister Robert Golob teilweise wieder zurückgenommen. Seitdem gilt erneut der Spitzensteuersatz von 50 Prozent.
Laut internationalen Vergleichen gehört Slowenien zu den Ländern mit der höchsten steuerlichen Lohnbelastung. Wirtschaftsvertreter fordern seit Jahren, die Einkommensteuern und zusätzlichen Abgaben zu reduzieren. Doch auch im laufenden Jahr 2025 stiegen bereits die Beiträge zur gesetzlichen Krankenkasse und ein neuer Pflegebeitrag steht zur Mitte 2025 an.
Die im Vergleich zu anderen Transformationsländern hohen slowenischen Löhne gehen mit einer vergleichsweise hohen Produktivität einher. Laut Eurostat entsprach die Arbeitsproduktivität pro Beschäftigtem in Slowenien 2023 rund 85 Prozent des EU-Durchschnitts. Polen erreichte knapp 83 Prozent, die Slowakei 80 Prozent und Ungarn nur 73 Prozent.
Ausländische Firmen zahlen bessere Gehälter
Slowenien weist ausgeprägte regionale Unterschiede in der Wirtschaftskraft und im Einkommen auf. Nur in der zentralen Region Osrednjeslovenska mit der Hauptstadt Ljubljana sowie in der südlichen Region Jugovzhodna Slovenija mit dem Industriestandort Novo mesto lagen die Löhne 2024 über dem Landesdurchschnitt. Unmittelbar darunter befanden sich die Gehälter in der nordwestlich gelegenen Region Gorenjska sowie in der Küstenregion Obalno-kraška. Relativ hoch war die Vergütung auch in der zentral gelegenen Region Posavska und in der westlichen Region Goriška. Niedrigere Löhne werden vor allem im Osten des Landes gezahlt.
Kollektivverträge werden in Slowenien zum Teil auf Landesebene, aber auch auf Branchen- oder Unternehmensebene abgeschlossen. Die Deckungsrate durch Kollektivverträge beträgt nach OECD-Angaben rund 79 Prozent. Einer älteren Erhebung der slowenischen Zentralbank zufolge lagen die Gehälter bei ausländisch geführten Unternehmen 2021 rund 10,6 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Generell zahlen ausländische Unternehmen mehr als inländische Firmen, bestätigt Katja Stadler von der Deutsch-Slowenischen Industrie- und Handelskammer (AHK Slowenien). Das gälte insbesondere für hochqualifizierte Arbeitnehmer und Führungskräfte. Das jüngste Gehaltsranking des Wirtschaftsportals Finance von 2024 führten Apotheken, IT- und Energieunternehmen an.
Position | Monatslohn *) |
---|---|
Führungskraft | 4.530 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 3.465 |
Technikerin, Techniker | 2.879 |
Unterstützende Bürokraft | 2.403 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 2.062 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 1.861 |
Handwerkerin, Handwerker | 2.311 |
Anlagen- und Maschinenbedienung, Montagekraft | 2.277 |
Hilfskraft | 1.811 |
Weitere Lohnbestandteile
Neben dem Bruttogehalt stehen dem Arbeitnehmer gesetzlich festgelegte Lohnzulagen zu. Hierzu gehört insbesondere die tägliche Verpflegungspauschale. Laut Arbeitsgesetz müssen Arbeitgeber den Arbeitnehmern während der Arbeitszeit einen Zuschuss zur täglichen Verpflegung gewähren. Gemäß der Verordnung zur Regelung von Lohnzulagen können pro Mahlzeit bis zu 7,96 Euro steuerfrei ausgezahlt werden.
Hinzu kommt die Erstattung der Kosten für Fahrten zum und vom Arbeitsplatz, in der Regel in Höhe von bis zu 0,21 Euro pro Kilometer beziehungsweise 140 Euro im Monat. Auch die Kosten, die dem Arbeitnehmer bei der Ausübung bestimmter Aufgaben auf Dienstreisen entstehen, werden übernommen. In Kollektivverträgen festgelegt sind darüber hinaus Zusatzentlohnungen zum Beispiel für Nachtarbeit, Überstunden oder für Arbeit an Sonn- und Feiertagen.
Das 13. Monatsgehalt ist in Slowenien das Urlaubsgeld, nicht das Weihnachtsgeld. Es muss als Untergrenze dem gesetzlichen Mindestlohn entsprechen, macht jedoch in der Regel einen Monatsverdienst aus. Seit 2019 ist die Auszahlung in Höhe von bis zu 100 Prozent des durchschnittlichen Bruttomonatsgehalts von der Einkommensteuer und den Sozialversicherungsbeiträgen befreit. Nicht zuletzt zahlen viele slowenische Arbeitgeber ihren Beschäftigten am Jahresende ein 14. (Teil-)Monatsgehalt. Auch Geschenke oder Prämien sind nicht unüblich.
Sozialversicherungsbeiträge
Mit 16,1 Prozent vom Bruttogehalt ist der Sozialbeitrag der Arbeitgeber niedriger als jener der Arbeitnehmer (22,1 Prozent). Auch zur Renten- und Berufsunfähigkeitsversicherung leisten die Beschäftigten mit 15,5 Prozent vom Bruttogehalt einen höheren Beitrag als die Arbeitgeber (8,85 Prozent). Der Arbeitgeber trägt hingegen die Kosten der Arbeitsunfallversicherung (0,53 Prozent) allein.
Seit Anfang 2024 gilt ein neuer obligatorischer Krankenversicherungsbeitrag (OZP). Der Festbeitrag liegt aktuell bei 37,17 Euro monatlich und gilt für alle Personen, die auf Grundlage des Gesetzes über Gesundheitsfürsorge und Krankenversicherung (ZZVZZ) pflichtkrankenversichert sind. Ab Juli 2025 wird für alle Bürger ein neuer Langzeitpflegebeitrag eingeführt. Für Arbeitnehmer und Arbeitgeber beträgt der Pflegebeitrag jeweils 1 Prozent des Bruttogehalts. Rentner zahlen 1 Prozent ihrer Nettorente und Selbstständige 2 Prozent ihres Einkommens.
Arbeitgeber | Arbeitnehmer | |
---|---|---|
Renten- und Berufsunfähigkeitsversicherung | 8,85 | 15,50 |
Krankenversicherung | 6,56 | 6,36 |
Langzeitpflegebeitrag 1) | 1,00 | 1,00 |
Arbeitslosenversicherung | 0,06 | 0,14 |
Elternschutzversicherung | 0,10 | 0,10 |
Arbeiterunfallversicherung | 0,53 | 0 |
Insgesamt | 17,10 | 23,10 |
zusätzlicher Krankenpflichtversicherungsbeitrag (OZP) 2) | - | 37,17 Euro/ monatlich |