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Markttrends

Emissionen zu reduzieren ist der größte Trend im spanischen Automobilsektor. Fördergelder der Europäischen Union sollen helfen, diese Veränderungen voranzutreiben.

Von Oliver Idem | Madrid

Über 4 Milliarden Euro Fördermittel für die Mobilität der Zukunft

Spanien folgt dem internationalen Trend zur Abkehr von fossilen Energieträgern und will die Emissionen senken. Das Land hat sich als Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen und der Europäischen Union den jeweiligen Klimazielen verpflichtet. Das erfordert einen erheblichen Wandel im Automobilsektor. Die Regierung fördert die Veränderung mit finanziellen Maßnahmen. 

Spanien verfügt seit Mai 2021 über ein Klimagesetz, das Leitlinien für die Energiewende und die Emissionsreduzierung vorgibt. Dieses legt erstmals fest, dass spätestens 2050 die Klimaneutralität erreicht sein soll.

Auf der Basis dieses Gesetzes werden schrittweise nationale Energie- und Klimapläne beschlossen. Die aktuelle Version umfasst den Zeitraum 2021 bis 2030. Bis dahin sollen die Emissionen um 23 Prozent unter das Niveau von 1990 gedrückt werden. 

Da das Land besonders stark von der Coronapandemie betroffen ist, erhält Spanien die höchsten Direktzuschüsse der Europäischen Union, um die Krise zu überwinden. Insgesamt fließen 77,2 Milliarden Euro bis zum Jahr 2026. Spanien hat im nationalen Aufbau- und Resilienzplan festgeschrieben, wie die Gelder verwendet werden. Dieser berücksichtigt unter anderem den Ausbau erneuerbarer Energien, verschiedene Anstrengungen zur Dekarbonisierung und nachhaltige Mobilität.

Auf der Basis europäischer Fördergelder hat der Mobilitätssektor einen eigenen Strategieplan erhalten. Dieser gibt Impulse für elektrifizierte und vernetzte Fahrzeuge. Spanien soll durch den Aufbau einer Infrastruktur für die Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen eine führende Position in Europa einnehmen. Der staatliche Beitrag beläuft sich auf 4,3 Milliarden Euro. Die Regierung setzt darauf, damit weitere 19,7 Milliarden Euro private Investitionen anzuschieben.

Im Oktober 2022 wurde eine erste Tranche von Fördergeldern zugeteilt. Von den 877 Millionen Euro Unterstützung flossen rund 397 Millionen Euro an den Autobauer SEAT für das Zukunftsprogramm Future: Fast Forward (F3).

Nicht alle Bedingungen des Strategieplans sind in Stein gemeißelt. Das Industrieministerium setzte im Januar 2023 darauf, die Fristen, in denen Projektvorschläge eingereicht werden können, auf das ganze Jahr auszudehnen. Zudem laufen Verhandlungen mit der EU, um das Umsetzungsdatum 30. Juni 2025 für die geförderten Vorhaben auf später zu verschieben. Bei der derzeitigen Fristsetzung hätten Projekte mehrerer großer Fahrzeughersteller keine Chance auf Subventionen.

Gemischte Signale für die Nachfrage 2023

Für die voraussichtliche Entwicklung der Kaufbereitschaft 2023 sind die Signale gemischt. Das Bruttoinlandsprodukt soll wesentlich geringfügiger zulegen als im Vorjahr. Die EU-Kommission geht nach einem Zuwachs von real 4,5 Prozent für 2022 im Folgejahr nur noch von 1 Prozent Zunahme aus. Spaniens Volkswirtschaft würde damit als ein EU-Schlusslicht das Vorkrisenniveau wohl erst 2024 erreichen.

Ermutigende Signale sendet hingegen die Entwicklung der Teuerung. Seit August 2022 stiegen im Jahresvergleich sowohl die Erzeugerpreise als auch die Inflationsrate immer schwächer an. Wenn keine neuen Inflationstreiber hinzukommen, dürfte sich die Lage 2023 weiter beruhigen. Auf der Angebotsseite dürften Fahrzeuge etwas besser verfügbar sein. Unter dem Strich bleibt eine leicht positive Erwartung für 2023.  

Staatliche Anreize können einen Beitrag leisten, dass die inländischen Verkaufszahlen steigen. Der Plan Moves III fördert mit einem auf 1,2 Milliarden Euro erhöhten Budget vor allem den Kauf von batterieelektrischen und Plug-in-Hybridfahrzeugen sowie die Einrichtung von Ladeinfrastruktur. Wegen der hohen Nachfrage stieg die Fördersumme von 400 Millionen über 800 Millionen auf nunmehr 1,2 Milliarden Euro an.

Fördergelder sind nicht das einzige Mittel, um die Verkehrswende voranzutreiben. Alle Gemeinden mit mehr als 50.000 Einwohnern sollen nachhaltige Mobilitätspläne entwickeln. Dazu gehören auch Niedrigemissionszonen. Wenn in Gemeinden ab 20.000 Einwohnern die Luftqualität nicht gut ist, sollen auch diese Zonen definieren, um den Schadstoffausstoß zu senken.

Branchenverband mit eigener Roadmap für nachhaltige Mobilität

Vor dem Hintergrund des Trends zu alternativen Antrieben und Veränderungen der Wertschöpfung hat der Branchenverband Anfac einen Fahrplan für die zwei Jahrzehnte bis 2040 erstellt. Ziel ist es, dass Spanien eine Führungsrolle bei der nachhaltigen Mobilität übernimmt. Kernpunkte des im März 2020 veröffentlichten Plans sind die Dekarbonisierung und die Digitalisierung der Industrie. 

Die Kooperation zwischen Staat und Unternehmen wird von beiden Seiten positiv betrachtet. Aus industriepolitischer Sicht ist die Automobilbranche als innovativer exportstarker Zweig ein gewichtiger Faktor. Zudem besitzen die Unternehmen eine Schlüsselrolle, um die Verkehrswende umzusetzen. Für ihre Innovationen wiederum ist der Ausbau der 5G-Mobilfunkinfrastruktur eine wichtige Voraussetzung. Nicht zuletzt bilden Fördergelder einen zusätzlichen Anreiz für Investitionen.

Wasserstoff soll auch im Verkehrssektor eine Rolle spielen

Im Bereich der alternativen Antriebe spielt die Elektromobilität eindeutig die Hauptrolle. Mehr Details dazu stehen im Abschnitt E-Mobility.

Darüber hinaus setzt das Industrieministerium Ziele für Fahrzeuge mit Brennstoffzelle. Im Jahr 2030 sollen zwischen 150 und 200 mit Wasserstoff betriebene Busse fahren. Hinzu kommen 5.000 bis 7.000 Fahrzeuge aus Handel und Industrie.

Ein Viertel des verbrauchten Wasserstoffs soll aus erneuerbaren Quellen stammen. Hierfür bildet der massive Ausbau der erneuerbaren Energien eine immer bessere Grundlage. Spanien verfügt über Kostenvorteile gegenüber anderen europäischen Ländern bei der Erzeugung von grünem Wasserstoff. Hinsichtlich der Infrastruktur von Wasserstofftankstellen ist aber noch viel Aufbauarbeit zu leisten.

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