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Grüner Wasserstoff als Anschub für Energie und Technologie

Für Südafrika ist Wasserstoff mehr als ein neues Exportprodukt. Von der industriellen Nutzung über Brennstoffzellen bis zu grünem Flugbenzin gibt es viele Anwendungen vor Ort.

Von Marcus Knupp | Berlin

Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft bedeutet in Südafrika weit mehr als nur die Produktion von Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energien und dessen Export. Dieser spielt bei einigen großen Projekten zwar auch eine Rolle. Das aus der langjährigen Erfahrung mit der Kohlechemie aufgebaute Know-how, die reichen Vorkommen von Platinmetallen und ihre Verarbeitung oder erste Schritte der Anwendung im Transportsektor bieten bereits heute zahlreiche weitere Ansätze zur Nutzung. Die Wasserstofftechnologie ist dabei ein wichtiger Baustein beim schwierigen Ausstieg aus der Kohle, von der die Energieversorgung Südafrikas zum großen Teil abhängt.

Nationale Wasserstoffstrategie

Anfang 2022 hat Südafrika eine Hydrogen Society Roadmap vorgelegt. Die darin definierten Schwerpunkte skizzieren eine Wasserstoffwirtschaft, die neben der Produktion und dem Export von grünem Wasserstoff auch auf die Weiterverarbeitung, die energetische Verwendung, den Einsatz in der Industrie sowie die Entwicklung benötigter Technologien setzt. Öffentlichkeitswirksam hat Südafrika zum Beispiel die Schaffung eines Hydrogen Valley auf die Agenda gesetzt. Entlang einer Linie von den großen Platinminen in der Provinz Limpopo über den Industrieschwerpunkt Gauteng bis zur Hafenstadt Durban sollen Pilotprojekte das Potenzial für die industrielle Entwicklung des Landes aufzeigen.

Auf der Konferenz South Africa Green Hydrogen Summit im Oktober 2023 in Kapstadt war neben der allgemeinen Programmatik und der wachsenden Projektlandschaft im Wasserstoffsektor auch die regionale und internationale Zusammenarbeit ein Thema. Etliche Länder auf dem afrikanischen Kontinent stehen vor derselben Herausforderung, Investoren für lokale Projekte zu finden und die Abnahme der Produktion langfristig zu sichern. Als Forum für die Kooperation haben wichtige potenzielle Produktionsländer die Africa Green Hydrogen Alliance ins Leben gerufen. Synergien ergeben sich beim Aufbau relevanter Infrastrukturen wie Pipelines oder Verschiffungshäfen sowie im Hinblick auf lokale Nutzung in der Industrie - etwa zwischen Südafrika und Namibia.

Vielfalt von Projekten

Zahlreiche Projektträger haben in den letzten Jahren Vorschläge und konkrete Planungen zur Entwicklung des Wasserstoffsektors in Südafrika präsentiert. Die beim Ministerium für Öffentliche Arbeiten und Infrastruktur angesiedelte Koordinierungsstelle Infrastructure South Africa (ISA) hat insgesamt neun davon als Strategic Integrated Projects (SIP) zu prioritären Vorhaben erklärt. Dazu gehören Standorte in Küstennähe, die auf den Export von grünem Wasserstoff oder damit hergestelltem Ammoniak ausgerichtet sind, aber auch Projekte mit industrieller Ausrichtung im Landesinneren.

Einer der wichtigsten Akteure ist der mit Kohlechemie groß gewordene Konzern Sasol, der jahrzehntelange Erfahrung mit der Herstellung synthetischer Kraftstoffe (XtL) und der Fischer-Tropsch-Synthese hat. Am traditionellen Standort Sasolburg ist im Juni 2023 die Produktion von grünem Wasserstoff angelaufen, der dann zum Teil im Werk Secunda zu synthetischem Flugbenzin verarbeitet werden soll (HySHiFT). Beteiligt sind unter anderem die deutschen Unternehmen Linde und Enertrag. Mit dem Vorhaben Boegoebaai ist Sasol auch an einem neu zu errichtenden Produktionsstandort für grünen Wasserstoff beteiligt. Hier ist der Bau eines Tiefseehafens geplant. Die Ausschreibung soll im Februar 2024 erfolgen. Eine Eisenbahnstrecke soll die Verbindung ins Hinterland herstellen. Dort sind mit der Prieska Power Reserve, dem Upilanga Solar & H2 Park und Ubuntu Green Energy H2 weitere große Projekte zur Herstellung von Wasserstoff geplant.

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Die für den Export günstige Lage bestehender Häfen nutzen zwei andere große Projekte. Hive Energy aus dem Vereinigten Königreich will in der Coega Special Economic Zone in der Provinz Eastern Cape eine Meerwasserentsalzungsanlage und die Elektrolyse von Wasserstoff aufbauen und pro Jahr 950.000 Tonnen Ammoniak exportieren. Am Hafen Saldanha Bay an der Westküste haben der französische Energiekonzern Engie und das Bergbauunternehmen Anglo American den Ausgangspunkt eines "green iron ore corridor" nach Europa geplant. Der Transport soll durch Einsatz von Wasserstofftechnologie dekarbonisiert werden.

Klimafreundliche Transportlösungen stehen auch an anderer Stelle im Vordergrund. Ein von der deutschen Entwicklungsbank KfW gefördertes Projekt der Industrial Development Corporation (IDC) soll im Rahmen eines Hydrogen Freight Corridors den Einsatz wasserstoffbetriebener Busse und Lastwagen entwickeln. Bereits im Testeinsatz befinden sich Bergbaulastwagen mit Brennstoffzellen in der Platinmine Mogalakwena von Anglo American. Das lokale Unternehmen FlyH2 will kleine Elektrolyse-Einheiten für Flugfelder entwickeln, mit denen grüner Wasserstoff zur Betankung von Flugzeugen mit Brennstoffzellentechnik produziert wird. Die PNE-Gruppe aus Cuxhaven plant zusammen mit SET Select Energy die Produktion von e-Fuels auf Basis von grünem Wasserstoff an der Westküste Südafrikas. 

Intensive Kooperation mit Deutschland

Im Juni 2023 haben sich Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck und Kgosientsho Ramokgopa, Minister für Elektrizität im Präsidialamt Südafrikas, auf die Schaffung einer binationalen Wasserstoff-Taskforce verständigt, die im Rahmen des Hydrogen Summit im Oktober des Jahres auf den Weg gebracht wurde. Beide Länder wollen in den Bereichen Erzeugung, Verarbeitung, Anwendung und Transport von grünem Wasserstoff sowie den zugehörigen synthetischen Kraftstoffen und Ammoniak noch enger kooperieren. So soll der Regierungsaustausch intensiviert und Zugang zu Märkten erleichtert werden. Weitere Schwerpunkte sind die gemeinsame Projektentwicklung und der Dialog zwischen Politik, Forschung und Wissenschaft.

Ansprechpartner vor Ort ist das Kompetenzzentrum Climate and Environment bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika (AHK).

 

 

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