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Special | Südafrika | Start-ups

Erfolgreiche Hubs in Kapstadt und Johannesburg

Über 85 Prozent der Start-ups in Südafrika haben ihren Sitz in den beiden größten Städten des Landes. Die Aktivitäten der Gründer verteilen sich über ein breites Spektrum.

Von Marcus Knupp | Berlin

Das Start-up-Ökosystem Südafrikas ist das älteste auf dem afrikanischen Kontinent. Die Gründung der ersten Tech-Unternehmen am Kap geht bis in die 1990er Jahre zurück. Einer der bekanntesten Inkubatoren, Bandwidth Barn, hat bereits 2001 seine Pforten geöffnet. Die Zahl der Neugründungen stieg ab circa 2012 deutlich an, um 2016 mit 69 einen vorläufigen Höhepunkt zu erreichen, laut South African Startup Ecosystem Report 2022 von Disrupt Africa. Die Coronakrise führte wie in der Gesamtwirtschaft auch bei den Start-up-Gründungen zu einem merklichen Rückgang.

Wichtigster Standort ist bis heute Kapstadt. In der Region Western Cape, die auch die Universitätsstadt Stellenbosch umfasst, hat mehr als die Hälfte der südafrikanischen Start-ups ihren Sitz. Insbesondere die Region Gauteng mit der Metropole Johannesburg und dem Regierungssitz Pretoria hat aber in den letzten Jahren fast gleichgezogen. Und auch in anderen Regionen gewinnt das Gründungsgeschehen an Fahrt.

Aktivität in vielen Branchen

Finanzielle Dienstleistungen (FinTech) führen die Liste der meisten Gründungen an. Etwa 30 Prozent aller Start-ups in Südafrika sind in diesem Bereich aktiv. Generell zeigt sich aber eine große Vielfalt. Als Branchen mit der größten Zahl von jungen Tech-Unternehmen folgen die Bereiche Einzelhandel (E-Commerce/Retail-Tech), Gesundheit (E-Health) und Bildung (Ed-Tech). Südafrikanische Start-ups widmen sich darüber hinaus so diversen Feldern wie Künstlicher Intelligenz, Personalsuche, Marketing, Landwirtschaft, Logistik, Rechtsberatung oder Sicherheitsdienste.

Auf einem anderen Feld fehlt der Gründerlandschaft in Südafrika noch Diversität: Nur etwa 14 Prozent der Start-ups wurden von Frauen gegründet oder mitgegründet. Auch beim Schaffen von Arbeitsplätzen besteht nach Ansicht von Analysten noch Luft nach oben. So haben die 490 von Disrupt Africa in ihre Studie aufgenommenen Start-ups zusammen rund 11.000 Mitarbeitende. Das sind 23 pro Unternehmen, womit die Mehrzahl der Tech-Unternehmen noch recht klein ist.

Finanzdienste und Versicherungen führend

Wie auf dem gesamten afrikanischen Kontinent zählen mobile Zahlungssysteme und Apps für Auslandsüberweisungen zu den etabliertesten und verbreitetsten neuen Dienstleistungen. Grund dafür sind ein vergleichsweise gering entwickeltes Bankensystem und die große Bedeutung von Überweisungen im Ausland Beschäftigter für viele afrikanische Volkswirtschaften. Südafrika tritt in diesem Bereich zwar eher als Herkunftsland der Überweisungen in Erscheinung. Auch ist das Bankensystem am Kap vergleichsweise gut ausgebaut. Aber auch hier besteht eine große Nachfrage nach alternativen Zahlungsmethoden.

Führend auf dem Kontinent ist Südafrika bei Angeboten von mobilen Versicherungen (InsurTech). Etwa die Hälfte aller afrikanischen Start-ups in diesem Bereich sind am Kap zuhause. Etablierte Versicherungen und entsprechend größeres Know-how auf diesem Feld dürften hierfür ursächlich sein. Generell ist die Mehrzahl der südafrikanischen FinTech-Unternehmen im Wirtschaftszentrum Johannesburg angesiedelt. Kapstadt kann dagegen die meisten E-Commerce-, E-Health- und Ed-Tech-Unternehmen auf sich vereinen.

Top Start-ups in Südafrika

Name

Kapitalbeschaffung in Millionen US$

Branche

Go1

2.000

Bildung

JUMO

120

Bank

Yoco

83

Zahlungen

Ozow

48

Zahlungen

Carry1st

20

Spiele

Pineapple

5,4

Versicherung

HyperionDev

3,5

Bildung

iXperience

2,5

Bildung

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Vielfältige Förderlandschaft

In Südafrika steht Start-ups eine große Zahl von öffentlichen und privaten Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung. Disrupt Africa schätzt, dass junge Tech-Unternehmen etwa 200 verschiedene Programme als Inkubatoren und Acceleratoren nutzen können. Einige sind mit physischen Hubs und Co-Working-Spaces verbunden. Andere sind davon unabhängige Angebote. Lokale Initiativen konzentrieren sich wiederum auf Kapstadt und Johannesburg. Daneben gibt es eine Reihe von landesweit agierenden Akteuren. Ungefähr ein Viertel der Gründungen in Südafrika haben in einer Phase ihrer Entwicklung eine Form von Inkubation oder Acceleration in Anspruch genommen. Beobachtern zufolge spricht das für die Leistungsfähigkeit der lokalen Förderlandschaft.

Von Seiten der südafrikanischen Regierung gibt es mehrere Programme, um kleine und junge Unternehmen zu unterstützen. Zum Teil zielen diese primär auf Kleinunternehmen jeglicher Art ab, können aber auch von Start-ups in Anspruch genommen werden. Andere Initiativen richten sich speziell an Tech-Gründungen. Neben den nationalen Institutionen zur Wirtschaftsförderung bemühen sich auch einige südafrikanische Provinzen um junge Entrepreneure, um die regionale Wirtschaftsstruktur zu stärken. Landesweit gibt es geschätzt 340 Hubs und Co-Working-Spaces.

Kapstadt bleibt Treffpunkt

Die zentralen Veranstaltungen für Start-ups, Investoren und potenzielle Kooperationspartner finden in Kapstadt und seinem Umland statt. Die Termine konzentrieren sich in den Monaten September bis November. Das nach eigenen Angaben größte Start-up Event in Afrika ist der SA Innovation Summit in Kapstadt. Dort findet auch die Africa Tech Week statt sowie die Venture Capital Conference der Southern African Venture Capital and Private Equity Association (SAVCA). Den Fokus auf den Finanzsektor legt der Africa Fintech Summit in Kapstadt, während sich die AI Expo Africa in Johannesburg Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz widmet.

Die große Vielfalt an Einrichtungen und Veranstaltungen macht es vergleichsweise schwierig, den richtigen Weg zum stabilen Wachstum zu finden. Nur ein Teil der Inkubatoren in Südafrika bietet nach Ansicht von Kritikern die richtige Unterstützung an, um Gründer auf ihrem Weg bestmöglich zu begleiten. Zu wenige Investoren gibt es bisher für die sehr frühe Projektphase (seed funding). Gerade zum Start benötigen viele Ideen einen Anschub, bevor sie an professionelleren Finanzierungsrunden teilnehmen können. Eine weitere Lücke besteht in der Weiterentwicklung von Forschungsergebnissen der Hochschulen in marktfähige Produkte. Hier soll der 2020 gegründete University Technology Fund (UTF) Abhilfe schaffen.

Auswahl an Inkubatoren in Südafrika

Name

Fokus

Anmerkungen

Aurik Business Accelerator

Zulieferer

Gründung und Entwicklung von Firmen durch benachteiligte Bevölkerungsgruppen zur Verbesserung der Bewertung im Rahmen der B-BBEE*

Awethu Project

Ohne Branchenfokus

Breit aufgestellte Unterstützung von jungen Unternehmen, vor allem aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen

Cortex Hub

Digital Skills

Büro in East London (Eastern Cape)

Founders Factory Africa

Gesundheit, Logistik u.a.

Aktiv in ganz Afrika; breites Portfolio in E-Health, AgriTech, FinTech etc.

Innovation Edge

Bildung

Förderung von Tech-Lösungen für Vorschulkinder

LaunchLab

Übergang aus der Hochschule

Einrichtung der University of Stellenbosch

mLab

IKT

Präsenz in mehreren Provinzen (Gauteng, Limpopo, Northern Cape)

RLabs

Entwicklung und Training

Gegründet in Kapstadt, mittlerweile aktiv in 23 Ländern

Seed Engine

Ohne Branchenfokus

Programme zur Businessausbildung, Gründung und Expansion

TuksNovation

Studentische Unternehmen

Einrichtung der University of Pretoria

* B-BBEE: Broad-Based Black Economic EmpowermentQuelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Auswahl an Acceleratoren in Südafrika

Name

Fokus

Anmerkungen

AKRO

Ohne Branchenfokus

Verschiedene Programme von Gründung bis Accelerator, z.B. auch speziell für Frauen

Founder Institute

Ohne Branchenfokus

Weltweit aktiv mit Sitz in den USA; Büro in Kapstadt

Grindstone

Accelerator

Programme für erfolgreiche Jungunternehmen

Injini

Bildung

Non-Profit mit Fokus auf Subsahara-Afrika

Riversands iHub

Ohne Branchenfokus

Beratung und Begleitung in Expansionsphase

Savant

Greentech, Agritech, Medtech

Unterstützung von Tech-Unternehmen in mehreren Stufen

Silicon Cape

Ohne Branchenfokus

Regionaler Bezug zum Großraum Kapstadt

Startupbootcamp

Networking

Stellt Verbindungen zwischen internationalen Unternehmen und Start-ups in Afrika her

Techqala

Networking

Accelerator; wurzelt in Initiative, um Start-ups und innovative Unternehmen zusammen zu bringen

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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