Wirtschaftsumfeld | Südafrika
Wirtschaftsstruktur: Hoher Investitionsbedarf in vielen Branchen
Südafrikas Industrie konzentriert sich auf die drei wirtschaftlichen Zentren des Landes. Die Erwartungen an die neue Regierung sind im ganzen Land hoch.
28.08.2024
Von Jenny Tala | Johannesburg
Die Republik Südafrika liegt an der Südspitze des Kontinents. Mit einer Fläche von 1.219.090 Quadratkilometern ist Südafrika 3,4 mal so groß wie Deutschland und beheimatet 60,4 Millionen Menschen (2023). Das Land grenzt an Namibia, Botsuana, Simbabwe, Mosambik und Eswatini. Lesotho ist als Enklave vollständig von Südafrika umschlossen.
Im jüngsten Competitive Industrial Performance (CIP) Index der UN-Industrieorganisation UNIDO belegt Südafrika Rang 51 von 153 Ländern und Platz 1 in Afrika. Südafrika ist das einzige afrikanische Mitglied der G20 und übernimmt 2025 den turnusmäßigen Vorsitz der Staatengemeinschaft.
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Wichtigster Wirtschaftspartner Deutschlands in Afrika
Die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Südafrika sind langjährig und vielfältig. Mit einem Handelsvolumen von knapp 22 Milliarden Euro (2023) ist Südafrika zudem wichtigster Handelspartner Deutschlands auf dem Kontinent, sowohl als Abnehmer industrieller Endprodukte, als auch als Lieferant von Rohstoffen und Halbfertigprodukten.
Viele deutsche Unternehmen haben eigene Niederlassungen im Land, alle deutschen Autobauer produzieren in eigenen Werken vor Ort. Die wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre, darunter das schwache Wirtschaftswachstum, eine hohe Inflation und die Energiekrise, haben auch ihnen zu schaffen gemacht. Dennoch bleibt Südafrika ein attraktiver Standort für die deutsche Wirtschaft: "Viele deutsche Unternehmen fokussieren sich auf die mittelfristigen Perspektiven und Potenziale im Land – und die sind groß“, sagt die Geschäftsführerin der Auslandshandelskammer für das Südliche Afrika, Simone Pohl. Viele der etwa 500 Mitgliedsunternehmen seien schon lange im Land und entsprechend krisenerprobt.
Von Südafrikas neuer Regierung erwartet die deutsche Wirtschaft ein verlässliches Geschäftsumfeld und eine stärkere Einbindung des Privatsektors.
Von der neuen Mehrparteienregierung Südafrikas, die seit Juni 2024 im Amt ist, erhofft sich die deutsche Wirtschaft ein verlässliches Geschäftsumfeld, den Abbau bürokratischer Hürden und die systematische Bekämpfung von Korruption, insbesondere in den großen Staatsunternehmen. Diese nehmen in den Bereichen Strom, Transport und Wasser eine Schlüsselrolle ein und sind wichtige Auftraggeber für die Privatwirtschaft. Die erstmalige Beteiligung der wirtschaftsnahen Democratic Alliance an der Regierung weckt Hoffnungen, dass sich die Beteiligungschancen für ausländische Unternehmen an öffentlichen Großprojekten erhöhen. Der Modernisierungs- und Sanierungsbedarf ist hoch: Ob Wasser und Abwasser, Energie oder Transport (Straßen, Schienen, Häfen) - durch jahrelange Unterinvestitionen hat sich der Zustand der Infrastruktur drastisch verschlechtert. Berechnungen von Deloitte Africa zufolge müsste Südafrika seine Infrastrukturausgaben auf mindestens 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verdoppeln.
Eine hohe Arbeitslosigkeit bei gleichzeitigem Fachkräftemangel stellt Südafrika vor Herausforderungen. Hinzu kommen strukturelle Probleme wie hohe Kriminalität, Korruption und große soziale Ungleichheit mit immensen volkswirtschaftlichen Folgekosten.
Sektoren: Rohstoffreichtum und erneuerbare Energien bieten Chancen
Südafrika verfügt über eine breit aufgestellte und exportorientierte Industrie. Das Kapland ist der größte Automobilbauer des Kontinents, beheimatet die am weitesten entwickelte Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie sowie einen produktiven Agrarsektor. Auch die Chemiebranche, vor allem die Petrochemie, spielt eine wichtige Rolle.
Der Bergbau ist eine tragende Säule der Wirtschaft. Südafrika verfügt über umfangreiche Rohstoffvorkommen, darunter die weltweit größten Gold- und Platinmetallressourcen. Viele südafrikanische Mineralvorkommen sind wichtige Bestandteile für die Elektromobilität und Wasserstoffproduktion. Als Rohstofflieferant hat das Land daher in den letzten Jahren an strategischer Bedeutung gewonnen. Die Regierung will die Weiterverarbeitung vor Ort ausbauen und sich als Standort für die Batterieproduktion etablieren.
Deutschland unterstützt Energiewende
Südafrikas Energieversorgung basiert bislang weitgehend auf Kohle. Die Regierung hat sich verpflichtet, den Ausstoß von Treibhausgasen in den nächsten Jahren deutlich zu reduzieren und aus der Kohleförderung auszusteigen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, jedoch verfügt Südafrika über hervorragende natürliche Voraussetzungen für erneuerbare Energien, ebenso für die Produktion von grünem Wasserstoff. Die Unfähigkeit des staatlichen Stromversorgers Eskom, das Land mit ausreichend Strom zu versorgen, hat den Zubau an erneuerbaren Energien in den letzten Jahren beschleunigt. Zudem haben viele Firmen und Privathaushalte in die Eigenversorgung investiert. Deutschland unterstützt Südafrika bei der Umsetzung der Energiewende (Just Energy Transition Partnership) und im Rahmen einer Energiepartnerschaft.
Regionen: Gauteng ist das wirtschaftliche Zentrum
Mit dem Ballungszentrum Johannesburg-Pretoria ist die flächenmäßig kleinste Provinz Gauteng das wirtschaftliche Schwergewicht Südafrikas. Die Industrie konzentriert sich neben Gauteng (40,5 Prozent des verarbeitenden Gewerbes) auf KwaZulu-Natal (19,1) und Western Cape (15,8). Die Kfz-Industrie ist außerdem in der Provinz Eastern Cape zu finden. Finanzzentrum des Landes ist Johannesburg, gefolgt von Kapstadt (Western Cape), das auch Zentrum für die Green Economy und Start-ups ist.
Die wichtigsten Bergbauregionen sind North West, Mpumalanga und Limpopo. In KwaZulu-Natal und und Western Cape wird knapp die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Produktion Südafrikas erwirtschaftet. Weite Teile des Landes sind nur schwach besiedelt, vor allem die größte Region Northern Cape im Nordwesten sowie die Binnen-Provinzen North West und Free State.