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Branchenstruktur
Südkoreas Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie ist leistungsfähig. Ausländische Firmen produzieren teils im Land. Unternehmen aus den USA greifen häufig auf Franchising zurück.
02.07.2025
Von Katharina Viklenko | Seoul
Nach Angaben des Ministry of Food and Drug Safety (MFDS) belief sich die Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken einschließlich der Viehzucht und Fischerei in Südkorea im Jahr 2023 auf 135,6 Milliarden US-Dollar (US$). Das ist eine Steigerung auf Basis der Inlandswährung um fast 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf verarbeitete Nahrungsmittel entfielen dabei 81,9 Milliarden US$.
Die Nahrungsmittelindustrie stellte 2023 laut der Bank of Korea 4,5 Prozent der Bruttowertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes in Südkorea. Dies entsprach 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Insgesamt gab es in der Nahrungsmittelindustrie 2022 laut Statistics Korea etwa 6.300 Betriebsstätten mit rund 290.000 Mitarbeitern in Betrieben ab zehn Werksangehörigen. Hinzu kamen circa 280 Betriebe zur Getränkeherstellung mit fast 19.000 Mitarbeitern. Wichtige Segmente der Produktion sind Fleischwaren, Molkereiprodukte und Getränke. In den vergangenen zehn Jahren wuchs vor allem die Produktion von Nahrungsergänzungsmitteln und Fertiggerichten kräftig.
CJ, Nongshim und Otoki dominieren Produktion
In der Herstellung von Nahrungsmitteln sind vor allem die südkoreanischen Unternehmensgruppen CJ Cheil Jedang und Nongshim als umsatzstärkste Akteure zu nennen. Daneben zählen Otoki (auch Ottogi, Umbenennung im Englischen 2024), Lotte Wellfood (Fusion aus Lotte Confectionary und Lotte Foods), Daesang, Dong Suh Food und Paris Croissant zu den großen Herstellern.
Im Jahr 2023 haben unter den bedeutenden Herstellern Lotte Wellfood und Samyang Foods weniger produziert als noch 2022. Andere Anbieter haben ihre Produktion ausgeweitet, darunter Nongshim, Daesang und Dong Suh Food. Einen rasanten Aufstieg erlebte von 2020 bis 2022 Samyang Foods, das zum Samyang Roundsquare-Konzern gehört. Samyang Foods verdoppelte seine Produktion innerhalb von nur zwei Jahren nahezu. Im Jahr 2023 sank der Umsatz zwar leicht, schoss aber 2024 auf Basis der Inlandswährung um 45 Prozent nach oben.
Kräftigen Zuwachs bei der Herstellung verzeichnete in den vergangenen Jahren auch Samyang Corporation, die sich mit den Instantnudeln "Buldak Ramen" als "K-Food" großer Beliebtheit erfreut. Vor allem die "Fire Noodle Challenge" in den sozialen Medien, bei der eine Schüssel der sehr scharfen Nudeln vor laufender Kamera gegessen wird, sorgt für Aufmerksamkeit.
Ausländische Firmen spielen begrenzte Rolle in Produktion
Ausländische Branchenunternehmen sind vor allem im Getränkebereich aktiv. Coca-Cola und die Brauerei Oriental Brewery (OB) sind mit eigener Produktion in Südkorea vertreten. OB gehört inzwischen zum belgischen Brauereikonzern AB InBev. Die mengenmäßige Getränkeherstellung reicht laut MFDS nicht an die lokalen Anbieter HiteJinro und Lotte Chilsung Beverage heran. Nongshim produziert seit 1997 das Fruchtsaftgetränk Capri-Sun in einem Werk in Anseong in der Provinz Gyeonggi.
In Südkorea produzieren zudem ausländische Firmen aus unterschiedlichen Nahrungsmittelsegmenten im Joint Venture mit südkoreanischen Partnern. Dazu gehören unter anderem Baskin Robbins, Danone, Dunkin' Donuts, Kraft und Kellogg's (heute Kellanova). Nestlé und der südkoreanische Lebensmittelkonzern Lotte Wellfood gaben im März 2025 jedoch bekannt, dass sie ihr Joint Venture Lotte-Nestle Korea zum Ende des 1. Quartals 2026 auflösen. Das 50:50-Joint-Venture war 2014 gegründet worden und stellt neben Nahrungsmitteln und Getränke auch Tierfutter her.
Unternehmen | Details zur Produktion |
---|---|
Baskin Robbins (BR Korea)1 | Werk in Eumseong (Provinz Nord-Chungcheong) |
Coca Cola Beverage | Werke in Yeoju (Provinz Gyeonggi), Yangsan (Provinz Süd-Gyeongsang) und Gwangju (Provinz Süd-Jeolla) |
Danone Pulmuone | Werk in Muju (Provinz Süd-Jeolla) |
Dunkin' Donuts (BR Korea)1 | Werk in Anyang (Provinz Gyeonggi) |
HY (früher Korea Yakult)2 | Werk für Milchprodukte in Nonsan (Provinz Süd-Chungcheong) |
Kraft Heinz Korea | Werk in Incheon (Provinz Gyeonggi) |
Lotte-Nestle Korea3 | Werk in Cheongju (Provinz Nord-Chungcheong) |
Nongshim Kellogg | Werk in Anseong (Provinz Gyeonggi) |
Oriental Brewery | Werk in Gwangju (Provinz Süd-Jeolla), produziert auch Hoegaarden und Budweiser |
Firmen aus den USA sind wichtige Franchise-Geber
Wichtige ausländische Franchise-Geber sind Burger King, McDonald’s, Subway, Baskin Robbins und Dunkin‘ Donuts (beide über BR Korea als Joint Venture mit SPC), Domino’s Pizza, Pizza Hut, Papa John’s, Kentucky Fried Chicken und Krispy Kreme (mit Lotte GRS). Gong Cha aus Taiwan ist ebenfalls präsent. Kurzzeitig war auch Vapiano aus Deutschland in Südkorea vertreten.
Große südkoreanische Franchise-Geber sind Lotte GRS (unter anderem Lotteria, Angel-in-us) und SPC (Paris Baguette, Paris Croissant, Shake Shack, Eggslut, Caffe Pascucci, Jamba Juice etc.). Die SPC-Gruppe übernahm nach Meldungen der südkoreanischen Presse im Juni 2022 den französischen Franchise-Geber für Sandwich- und Salatrestaurants Lina's.
Segment | Anbieter/Ketten |
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Burger, Sandwiches | Lotteria, Burger King (USA), McDonald’s (USA), Mom’s Touch, Subway (USA), No Brand Burger |
Pizza | Domino’s Pizza (USA), Pizza Hut (USA), Papa John’s (USA), Mr. Pizza, Pizza Maru, Pizza School, Shinsegae Food (No Brand Pizza) |
Backwaren | Paris Baguette, Tous Les Jours |
Kaffeehäuser | Starbucks1, Ediya Coffee, Twosome Place, Hollys, Mega Coffee, Paik's Coffee, Compose Coffee2 |
Donuts | Dunkin’ Donuts (USA), Krispy Kreme (USA) |
Export von Lebensmitteln gewinnt an Bedeutung
Südkoreas Ausfuhren von Nahrungsmitteln und Getränken legten 2024 um 6,3 Prozent auf 9,6 Milliarden US$ zu. Das entspricht einem Anteil am Gesamtexport von 1,4 Prozent. Wichtigstes Exportprodukt des Landes sind Fertignudeln ("Ramyeon"), deren Ausfuhr 2024 erstmals die Marke von 1 Milliarde US$ überschritt. Die Lieferungen gehen hauptsächlich in die Region Asien-Pazifik. Wichtigste Absatzmärkte für südkoreanische Lebensmittel und Getränke sind 2024 die USA (18,2 Prozent), China (17,4 Prozent), Japan (13,7 Prozent), Vietnam (7,2 Prozent) und die Sonderverwaltungsregion Hongkong (3,6 Prozent).
Lange Zeit war Japan als Absatzmarkt auf Rang 1, wurde aber 2020 von China abgelöst. Im Jahr 2023 überholten die USA zunächst Japan und 2024 dann China. Damit sind sie erstmals bedeutendster Käufer von südkoreanischen Nahrungsmitteln und Getränken.
"K-Food" als Verkaufsargument
Die Regierung will Exporte der Lebensmittelindustrie kräftig anschieben und setzt sich ambitionierte Ziele. Die Ausfuhren werden als "K-Food" vermarktet und knüpfen damit an die Popularität südkoreanischer Filme und Musik im Ausland an. Bis 2027 sollen die Ausfuhren so auf rund 23 Milliarden US$ steigen.
Im Ausland betreiben südkoreanische Firmen etwa Werke für Instantnudeln und Süßwaren. Unter anderem der Branchenprimus CJ Cheil Jedang will mehr in Forschung und Entwicklung investieren, um seine Position in den USA und Europa zu festigen. Einzelne Firmen setzen aber bewusst auf die "Made in Korea"-Strategie anstatt im Ausland zu fertigen. Angekündigte US-Zölle werden damit Anbieter im Lebensmittelbereich treffen. Dazu gehört etwa Samyang Foods, das 2024 laut eigener Meldung 77 Prozent seiner Umsätze im Ausland erzielte und über keine US-Fabrik verfügt.