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Markttrends
Nach drei guten Jahren dürfte 2023 für Südkoreas Maschinenbau schwieriger werden. Große Industriebranchen fragen weniger Maschinen nach. Einige Branchen investieren aber stärker.
04.04.2023
Von Frank Robaschik | Seoul
Südkorea ist wirtschaftlich sehr gut durch die Coronajahre 2020 und 2021 gekommen. Die Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes lag 2022 real 7,2 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie. Die des Maschinenbaus war sogar 14,0 Prozent höher als 2019. Das Plus im verarbeitenden Gewerbe fiel 2022 allerdings auf real 1,4 Prozent.
Dem weiteren Wachstum sind vor allem wegen der schwierigeren weltwirtschaftlichen Lage Grenzen gesetzt. Gegenüber dem Vorjahr stieg 2022 das südkoreanische Bruttoinlandsprodukt real um 2,6 Prozent. Für 2023 erwartet die Bank of Korea einen Zuwachs um 1,6 Prozent. Bei den von einem hohen Niveau kommenden Ausrüstungsinvestitionen rechnet sie 2023 mit einem Minus von real 3,1 Prozent - nach real -0,5 Prozent im Jahr 2022.
Große Abnehmerbranchen fahren Investitionen 2023 zurück
Angesichts der weltweiten Konjunkturabschwächung und steigender Finanzierungskosten wegen der Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung hat sich die Investitionsneigung der Firmen verschlechtert. Vom Rückgang sind fast alle Branchen des verarbeitenden Gewerbes betroffen. Insbesondere leidet die wichtige Halbleiterbranche unter deutlich gefallenen Umsätzen bei Speicherchips. So will SK Hynix 2023 nicht einmal halb so viel investieren wie im Vorjahr. Samsung Electronics hat bisher nichts Derartiges verkündet. Steigen dürften die in den vergangenen Jahren sehr hohen Investitionen des Unternehmens aber nicht. In der Displaybranche und in der chemischen Industrie werden die Ausgaben ebenfalls sinken. Dennoch gibt es Projekte, etwa bei OLED-Bildschirmen.
Lichtblicke kommen von Schiffbau und Batterien
Eine der wenigen Branchen, die ihre Ausrüstungsinvestitionen erhöhen wird, ist der Schiffbau. Angesichts hoher Bestellungen, vor allem von Flüssiggastankern, investiert der Sektor mehr. Die Automobilindustrie baut neue Werke für Elektroautos, stellt bestehende Fabriken zunehmend auf solche um und treibt die Entwicklungen beim autonomen Fahren voran. Besonders viel Schwung gibt es bei den Batterieherstellern, bei Batteriechemikalien und im Batterierecycling. Ausgehend von niedrigem Niveau gewinnen Kunststoffrecycling und biologisch abbaubare und recycelbare Kunststoffe an Bedeutung.
Weitere Investitionen sind in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Cloud-Computing zu erwarten. Daneben treibt Südkorea seine Pläne zum Einsatz von Flugtaxis und Drohnen weiter voran. Der boomende Online-Handel führt zum Ausbau der entsprechenden Lager.
Südkorea hat die weltweit höchste Roboterdichte im verarbeitenden Gewerbe. Die bereits hohe Automatisierung wird aufgrund der Knappheiten am Arbeitsmarkt und strengeren Sicherheitsvorschriften, vor allem bei einfachen Tätigkeiten, in der Produktion weiter zunehmen.
In der Biotechnologie gibt es große Pläne für weitere Investitionen, unter anderem bei Samsung Biologics. Die Ausgaben der Pharmaindustrie fallen jedoch gegenüber dem Vorjahr. Im Energiesektor will die Regierung weitere Kraftwerke bauen. Im Fokus steht der Ausbau der Kernenergie und die Entwicklung kleiner, modularer Reaktoren. Daneben soll die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen steigen.
Im Oktober 2020 gab Südkorea das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 bekannt. Die konkrete Umsetzung steht noch aus. Es dürfte aber für alle Branchen Investitionen in mehr Energieeffizienz bedeuten. Daneben spielt die Speicherung von Kohlenstoffdioxid eine wichtige Rolle. Großen Umstellungsbedarf haben unter anderem Zement-, Stahl- und Chemieindustrie. Generell versucht Südkorea zu einem wichtigen Anbieter von Lösungen rund um das Thema Wasserstoff zu werden. In der Bauwirtschaft tragen strengere Vorschriften zu mehr Energieeffizienz bei.
Nachfrage nach Werkzeug- und Baumaschinen sinkt
Laut der Korea Machine Tool Manufacturers’ Association fiel der Auftragseingang bei den Werkzeugmaschinenbauern 2022 um 10,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Bestellungen aus dem Inland gingen sogar um 17,9 Prozent zurück. Besonders stark betroffen sind Elektrotechnik, Elektronik und IT, die Metallherstellung und die Kfz- und Kfz-Teile-Industrie. Insgesamt war Südkorea 2021 nach Angaben des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken nach China, den USA, Deutschland, Italien und Japan der sechstgrößte Verbraucher von Werkzeugmaschinen weltweit. Bei Baumaschinen erwartet die Korea Construction Equipment Manufacturers Association für 2023 einen Rückgang des Inlandsbedarfs um 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Deutschland belegt Rang fünf der Lieferländer
Südkorea importierte 2022 Maschinen im Wert von 56,4 Milliarden US-Dollar (US$). Die größten Segmente sind Maschinen zur Herstellung von Halbleitern und Flachbildschirmen mit 20,1 Milliarden US$, elektrische Generatoren mit 5,1 Milliarden, Pumpen und Kompressoren mit 3,3 Milliarden, Armaturen mit 2,9 Milliarden und Antriebstechnik und Kolbenverbrennungsmotoren mit jeweils 2,4 Milliarden US$.
Aus Deutschland bezog Südkorea 2022 Maschinen im Wert von 3,9 Milliarden US$. Damit lag die Bundesrepublik auf Rang fünf der Lieferländer Südkoreas mit einem Anteil von 6,9 Prozent an den Branchenimporten. An erster Stelle stand China mit 20,4 Prozent, gefolgt von den USA mit 18,6 Prozent, Japan mit 18,5 Prozent und den Niederlanden mit 10,3 Prozent. Die Quote Deutschlands an der Gesamteinfuhren Südkoreas liegt bei 3,2 Prozent.
Hohe Anteile erreichte „Made in Germany“ 2022 bei den Einfuhren von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen (21,5 Prozent), Papier- und Druckmaschinen (21,0 Prozent), Kunststoff- und Gummimaschinen (14,9 Prozent) sowie Werkzeugmaschinen (10,8 Prozent). Bei Maschinen zur Herstellung von Halbleitern und Flachbildschirmen betrug der Anteil 2,6 Prozent. Die tatsächliche Bedeutung deutscher Technik bei Halbleitermaschinen ist jedoch deutlich höher, da Carl Zeiss und Trumpf wichtige Zulieferer des niederländischen Anlagenherstellers ASML sind, der viel Ausrüstung nach Südkorea liefert.