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Close up of artificial intellig Artificial intelligence brain | © Yuichiro Chino - gettyimages.de

Special | Taiwan | KI-Strategie

Taiwan: KI-Strategie soll Wirtschaftskraft stärken

In Taiwan erhält künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie umfangreiche öffentliche und private Unterstützung. KI-Anwendungen erweitern das etablierte Hardware-Ökosystem. 

Von Jürgen Maurer | Taipei

Taiwan fördert künstliche Intelligenz (KI) als eine Technologie von höchster strategischer Bedeutung. Die Regierung will die Insel als einen KI-Hub etablieren und unterstützende regulatorische und finanzielle Rahmenbedingungen schaffen. In der Bereitstellung von KI-Hardware sind taiwanische Unternehmen international bereits wichtige Akteure. Nun stoßen sie zunehmend in das Softwaresegment vor.

Mit KI werden in Zukunft alle Industriebranchen und Lebensbereiche in Berührung kommen. Aus diesem Grund will Taiwan der Entwicklung und Implementierung von KI-Technologien einen gesetzlichen Rahmen geben, ohne das Innovationspotenzial zu begrenzen. In diesem Sinne hat der Nationale Rat für Wissenschaft und Technologie (NSTC), der mit einem Ministerium vergleichbar ist, im Juli 2024 einen Gesetzentwurf vorgestellt: Die Verabschiedung des "Artificial Intelligence Basic Act" befindet sich jedoch immer noch im parlamentarischen Beratungsprozess. 

KI-Strategie fördert seit 2018 Fachkräfteentwicklung

Taiwan fördert schon länger Programme zu KI-Technologien und deren Anwendungen. Mit dem "AI Taiwan Action Plan" formulierte die Regierung 2018 die Grundlinien ihrer KI-Strategie. Das aktuelle 2023 verabschiedete Programm läuft unter der Bezeichnung "AI Action Plan 2.0 (2023-2026)". Es soll den industriellen Wandel vorantreiben, gesellschaftliche Probleme lösen helfen und die nationale KI-Kompetenz verbessern. Dazu gehört auch die Aus- und Weiterbildung von qualifizierten Fachkräften.

Im ersten "AI Action Plan (2018-2021)" stand bereits die Ausbildung von KI-Fachleuten im Fokus. Mehr als 30.000 KI-Fachkräfte gingen aus dem Programm hervor. Unter anderem eröffneten in diesem Zeitraum Google, Microsoft und der US-Chip-Designer Synopsys in Taiwan eigene F&E-Zentren mit KI-Schwerpunkt. Seither hat die Entwicklung eines Talentpools noch an Bedeutung gewonnen. Der Nationale Entwicklungsrat (NDC), auch der entspricht einem Ministerium, schätzt, dass im Jahr 2028 mindestens 200.000 KI-Fachkräfte gebraucht werden. 

Denn immer mehr internationale Technologiekonzerne wie Nvidia, AMD und Amazon bauen ihre KI-Aktivitäten auf der Insel aus. Der deutsche SAP-Konzern eröffnete 2024 das Kaohsiung ESG and AI Research and Innovation Center. Die internationalen Unternehmen sehen Taiwan aufgrund der Kombination aus Fachkräften, Infrastruktur und Schutz geistigen Eigentums als gute Basis für KI-Innovationen an. Nicht zuletzt errichten taiwanische Firmen Entwicklungszentren für fortgeschrittene KI-Anwendungen. 

Die internationalen Unternehmen sehen Taiwan aufgrund der Kombination aus Fachkräften, Infrastruktur und Schutz geistigen Eigentums als gute Basis für KI-Innovationen an.

KI soll Innovationen vorantreiben 

Die Unternehmen können dabei auf Investitionen und regulatorische Unterstützung der Regierung setzen. Unter dem Titel "Ten Major AI Infrastructure Projects" arbeiten der NDC und der NSTC daran, zehn konkrete KI-Infrastrukturprojekte zu identifizieren. Dabei dienen Quantum Computing, Silizium-Photonik und Robotik als wegweisende Basistechnologien. 

Diese Initiative soll ab 2026 die KI-Transformation aller Industriebereiche anstoßen, die Wettbewerbsfähigkeit stärken und das wirtschaftliche Wachstum Taiwans über das nächste Jahrzehnt hinaus antreiben. Die Regierung will dafür 100 Milliarden NT$ (circa 3,3 Milliarden US$) als Anschubfinanzierung einsetzen. Angepeilt ist, dadurch den Produktionswert der Industrie zwischen 2028 und 2040 von umgerechnet circa 230 Milliarden US$ auf circa 510 Milliarden US$ zu erhöhen. Das entspricht einer mehr als Verdopplung.

Anwendungsorientierte KI wird priorisiert

Die staatlich geförderte Technologieschmiede ITRI (Industrial Technology Research Institute) hat bereits 2024 eine "Taiwan Industrial Generative AI Development Initiative" gestartet, um anwendungsorientierte KI-Modelle zu entwickeln. Konkrete Projekte laufen bereits, um beispielsweise die Entwicklungszeit im Halbleiterdesign zu verkürzen, Innovationen bei Wirkstoffen für medizinische Anwendungen voranzutreiben und den Einsatz von Robotern zu untertützen.

Um Innovationen voranzutreiben, wird die Regierung zwei Industrieparks mit Fokus auf KI etablieren. Diese sollen insbesondere Start-ups bei der Hard- und Softwareentwicklung fördern. Dabei zielen diese Cluster auch darauf, Start-ups aus dem Ausland anzuziehen. Ein AI Industrial Park wird im Shalun Green Energy Science City in Südtaiwan angesiedelt sein und ist seit Mitte 2024 im Aufbau. Das Ministerium für Digitale Angelegenheiten hat Mitte 2024 angekündigt, für die Förderung von Start-ups in den nächsten zehn Jahren 10 Milliarden NT$ (umgerechnet etwa 326 Millionen US$) zur Verfügung zu stellen. 

SWOT-Analyse zu künstlicher Intelligenz in Taiwan

S

Stärken Strengths

  • Starke Technologieinfrastruktur
  • Hohes digitales Know-how
  • Starkes Regierungsengagement
  • Kollaboratives Ökosystem
W

Schwächen Weaknesses

  • Relativ schwache Softwarebranche
  • Fachkräftemangel
  • Restriktive Datenschutzregelungen
  • Begrenzte Budgets 
O

Chancen Opportunities

  • Regierungsprogramme zur Stärkung digitaler Technologien und KI
  • Offenheit für Kooperationen
  • Gutes Start-up-Umfeld
  • Hohe Nachfrage
T

Risiken Threats

  • Regulatorische Hürden
  • Cyberangriffe
  • Internationale Konkurrenz
  • Brain Drain wegen geringen Lohnniveaus

KI-Hardwareentwicklung bleibt im Fokus

Als wichtige Basis für die Entwicklung des KI-Hubs Taiwan dient das "Taiwan Chip-Based Industrial Innovation Program". Hierfür sind in den Jahren zwischen 2024 und 2033 insgesamt 9,3 Milliarden US$ (300 Milliarden NT$) vorgesehen. Diese Gelder sollen die Entwicklung der Chipindustrie und generativer KI-Modelle als Schlüsselbranchen unterstützen. Hochleistungsfähige Chips, Datenzentren und Supercomputing sind wesentliche Bestandteile für die KI-Nutzung.

Als Produktionsstandort der gegenwärtig leistungsfähigsten Chips und Server für KI-Anwendungen spielt Taiwan bereits eine herausragende Rolle und will diese auch zukünftig behalten. Taiwanische Auftragshersteller wie TSMC, Foxconn, Wistron investieren viele Milliarden-US-Dollar in die Weiterentwicklung des Chip- und Elektronikökosystems auf der Insel. Zudem bauen lokale und internationale Telekommunikations- und Internetkonzerne die Datenzentreninfrastruktur und Unterseekabelanbindung in Taiwan aus, um den KI-Boom zu unterstützen.

Dabei will Taiwan eine "Sovereign Artificial Intelligence", also ausreichende eigene AI-Infrastruktur, und eine intensive internationale Kooperation kombinieren. Denn die meisten Kunden für die KI-Chips und Server sitzen außerhalb Taiwans, ebenfalls wie die dominierenden globalen Internetkonzerne und Anbieter von Sicherheitslösungen. Zudem will Taiwan ausländische KI-Fachkräfte anziehen, um die Innovationskraft zu erhöhen.

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