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Branche | Tansania | Energie

Trockenheit sorgt für Stromknappheit in Tansania

Tansania leidet aktuell unter Stromausfällen. Ein Grund dafür sind niedrige Pegelstände in den Dämmen. Der Investitionsbedarf steigt dadurch zusätzlich.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Der tansanische Staat wird in den kommenden Jahren mit Hilfe internationaler Geber kräftig in den Ausbau des Stromnetzes investieren. Gegenwärtig haben in den Städten etwa 70 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Strom, auf dem Land etwa 22 Prozent. Insbesondere bei der ländlichen Elektrifizierung besteht großer Nachholbedarf. Zudem steigt die Bevölkerung um jährlich rund 1,8 Millionen Tansanier. Ein weiterer Treiber für die Stromnachfrage ist das hohe Wirtschaftswachstum und damit der steigende Strombedarf der Industrie.

Wind, Sonne und Gas könnten verstärkt zum Zuge kommen

Beim Bau neuer Kraftwerke setzte Tansania in den vergangenen Jahren überwiegend auf Wasserkraft. Die gegenwärtige Präsidentin Samia Suluhu Hassan will diesen Kurs fortsetzen. Gleichwohl könnten Sonnen- und Windenergie aufgrund der Trockenheit mehr in den Fokus geraten. Die Trockenheit sorgt aktuell für massive Stromausfälle.

Neben Instandhaltungsarbeiten an einigen Kraftwerken ist ausbleibender Regen der Hauptgrund für die Knappheit, meldet der staatliche Stromversorger Tanesco. Einige Wasserkraftwerke können nur mit verminderter Leistung Strom produzieren. Um dürrebedingte Engpässe besser abfedern zu können, will Tanesco alte thermische Kraftwerke ausbauen.

Chancen für deutsche Unternehmen sind vielfältig

Chancen für deutsche Unternehmen bestehen sowohl bei staatlichen als auch bei privaten Energieprojekten. So sind deutsche Unternehmen immer wieder als Zulieferer und Berater bei staatlichen Energieprojekten in Tansania involviert. Insbesondere, wenn Geber wie Weltbank, Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), EU und KfW sich bei der Finanzierung einbringen, sind Beteiligungschancen gut. GTAI veröffentlicht fortlaufend Ausschreibungen und Projektfrühinformationen von Geberinstitutionen.

Begrenztes Potenzial hat aktuell der Markt für private Solaranlagen. "Für Solartechnologie bestehen aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung und dem unzuverlässigen Netz eigentlich gute Voraussetzungen", sagt Edson Uhale, Tansania-Repräsentant von Soventix, einem Bauer und Betreiber von Solaranlagen mit Stammsitz in Wesel.

"Doch die niedrigen Netzstrompreise von umgerechnet derzeit etwa 6 US-Cent pro Kilowattstunde für Industriekunden lassen den Preisvorteil von Solaraufdachanlagen auf ein Minimum zusammenschrumpfen, sodass viele potenzielle industrielle und kommerzielle Kunden mit ihrer Investition zögern", fügt Uhale hinzu. Aktuell kommen erschwerend noch die hohen Importpreise und begrenzt verfügbare US-Dollar in Tansania hinzu. Eigentlich gibt es reichlich potenzielle Kundschaft für eigene Solaranlagen, vor allem aus der Industrie, Einkaufszentren, Minen und Farmen.

Asiatische Anbieter dominieren

Insgesamt dominieren in dem preissensiblen tansanischen Strommarkt günstigere technische Ausrüstungen und Komponenten von der Konkurrenz aus Asien. Der deutsche Marktanteil ist gering. Deutsche Zulieferer bedienen das Land in der Regel aus Deutschland oder über lokale Handelsvertreter vom regionalen Hub in Nairobi (Kenia) aus als einen Teilmarkt in Ostafrika. Die GTAI berichtet regelmäßig über die anderen Teilmärkte Kenia, Äthiopien, Uganda und Ruanda.

Hinzu kommt, dass Tansania kein einfacher Markt ist, sodass das Eröffnen einer eigenen Repräsentanz gut vorbereitet sein sollte. Mit Risiken wie der eingeschränkten Rechtssicherheit und Korruption müssen sich ausländische Unternehmen auseinandersetzen. Detaillierte Informationen über die Rahmenbedingungen bietet die GTAI-Publikation Wirtschaftsstandort Tansania.

Regierung plant 6.200 Megawatt an Kapazität

Die Planungsgrundlage der tansanischen Regierung für den Ausbau des Stromnetzes bildet der Power System Master Plan (PSMP), der im Jahr 2020 vom Energieministerium aktualisiert wurde. Darin geht die tansanische Regierung von einer jährlichen Steigerung der Stromnachfrage von rund 13,8 Prozent bis 2030 aus. Um diese zu decken, werden etwa 6.200 Megawatt an zusätzlicher Kapazität benötigt. Davon sollen rund 71,5 Prozent aus Wasserkraft und anderen erneuerbaren Energiequellen kommen.

Wie das Energieministerium Mitte 2023 mitteilte, wird die installierte Kapazität von gegenwärtige etwa 1.872 Megawatt bereits im Jahr 2025 die Schwelle von 5.000 Megawatt erreichen. Den Löwenanteil daran macht der im Bau befindliche Julius-Nyerere-Staudamm aus, der im Jahr 2024 ans Netz gehen soll. Allein dieses Projekt bringt 2.115 Megawatt an zusätzlicher Kapazität. Laut dem Ministerium lag die durchschnittliche Stromnachfrage in den Jahren 2022/23 bei etwa 1.364 Megawatt, die Spitzennachfrage erreichte im Mai 2023 einen Wert von 1.431 Megawatt.

Übertragungsleitungen statt Off-Grid

Investiert wird vonseiten des Staates auch in Übertragungsleitungen und städtische Verteilernetze. Off-Grid-Lösungen hingegen stehen beim Staat weniger im Fokus, außer auf den zahlreichen kleinen Inseln im Viktoriasee. Insbesondere in der im Osten gelegenen Region um die Stadt Kigoma am Tanganyikasee besteht großer Nachholbedarf beim Netzausbau. Helfen dürfte hier der geplante Bau einer Übertragungsleitung von Daressalam quer durch das Land über Dodoma bis nach Kigoma. Mitte 2023 wurde zudem bekannt gegeben, dass mit britischer Finanzierung das Netz im Nordosten Tansanias ausgebaut wird.

Der staatliche Netzbetreiber Tanesco ist der wichtigste Player in der tansanischen Stromversorgung und für Erzeugung, Übertragung und Verteilung zuständig. Westliche Geber würden eine Aufsplittung von Tanesco befürworten, wie in vielen anderen Staaten bereits erfolgt. Damit könnten schrittweise auch private Betreibermodelle in den drei Bereichen ausprobiert werden. Tanesco verkauft zudem Strom an die staatliche Zanzibar Electricity Corporation (ZECO) im halbautonomen Sansibar. Für die ländliche Elektrifizierung ist die Rural Energy Agency (REA) zuständig.

Relevante Institutionen
Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu Tansania

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft.

Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika (AHK)

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen mit Kompetenzzentrum "Energie und Umwelt".

Exportinitiative Energie

Portal der Exportinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

Ministry of Energy & Minerals  

Für den Energiesektor zuständiges Ministerium.

Tanzania Electric Supply Company (TANESCO)

Staatlicher Stromversorger. Zuständig für Generation, Transmission und Distribution.

Zanzibar Electricity Corporation (ZECO)

Staatlicher Stromversorger für die Insel Sansibar.

Energy and Water Utilities Regulatory Authority (EWURA)

Regulierungsbehörde für den Energiesektor.

Rural Energy Agency (REA)

Autonome Agentur unter dem Energieministerium. Zuständig für die ländliche Stromversorgung.

Tanzania Renewable Energy Association (TAREA)

Verband für den Einsatz erneuerbarer Energien.

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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