Wirtschaftsumfeld | Uganda | Wirtschaftsstruktur
Wirtschaftsstruktur: Ölsektor tritt als neuer Sektor auf
Bau, Industrie und Dienstleistungen entwickelten sich zuletzt dynamisch und ergänzen nun den dominierenden Agrarsektor.
03.09.2025
Ugandas Wirtschaftsstruktur wird gerade durch einen neuen Player ergänzt - den Ölsektor. Anfang 2022 haben die Konzessionäre TotalEnergies und China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) mit den Vorbereitungsarbeiten für die Ölförderung im Albertsee im Westen Ugandas begonnen. Mit der Ölförderung dürfte 2025/26 begonnen werden. Sie soll bis zu 240.000 Barrel pro Tag erreichen. Umstritten ist das auf rund 10 Milliarden US-Dollar geschätzte Projekt aus Klimaschutzgründen und wegen zahlreicher Umsiedlungen entlang der Pipelines.
Der internationale Handel mit Uganda wird überwiegend über den kenianischen Hafen Mombasa abgewickelt, der etwa 1.150 Kilometer von Kampala entfernt ist. Insbesondere der Transport auf dem Landweg per Lkw ist teuer. Für Erleichterung soll der Ausbau der Standard Gauge Railway (SGR) zwischen Kampala und Mombasa sorgen. Dafür müssen noch Teilstrecken in Uganda und Kenia gebaut werden. Verhandlungen werden gerade geführt.
Ein weiterer Wachstumsmotor für die Wirtschaft ist die rasante Zunahme der Bevölkerung. Aus ihr resultiert eine steigende Nachfrage nach Infrastruktur, Wohnraum und Konsumgütern. Der Staat wird mit den Öleinnahmen auch die Infrastruktur ausbauen und damit dem Bausektor Impulse verleihen. Auch in der Landwirtschaft und der Konsumgüterindustrie dürften die Investitionen zunehmen. Unter anderem hat in den letzten Jahren die Kaffeeproduktion deutlich zugenommen. Im Jahr 2025 dürfte sich Uganda erstmals zum größten Kaffeeexporteur Afrikas entwickeln.
Die deutschen Exporte nach Uganda lagen in den vergangenen Jahren stabil bei über 100 Millionen Euro, Tendenz zuletzt steigend. Im Jahr 2024 erreichten sie 128,1 Millionen Euro. Damit zählt Uganda in Ostafrika neben Kenia und Tansania zu den relevanten Absatzmärkten.
Präsenz deutscher Unternehmen in Uganda ist gering
Nur wenige deutsche Unternehmen sind mit einer eigenen Niederlassung in Uganda vertreten. Einige lokal ansässige deutsche Ingenieurberater bieten ihre Dienstleistungen bei Infrastrukturprojekten an. Lokale Präsenz ist hier wichtig, auch weil der enge Kontakt zu den Behörden und Geberorganisationen eine zentrale Rolle spielt. Darüber hinaus sind deutsche Unternehmen unter anderem präsent in den Bereichen Kaffeehandel, Modeeinzelhandel, Start-up-Förderung, E-Mobility und Vertrieb von technischem Gerät.
Deutsche Unternehmen bedienen den Markt überwiegend von Deutschland aus, oft in Kombination mit einem lokalen Handelsvertreter. Eine andere Variante ist die Marktbearbeitung vom Ostafrika-Hub Nairobi aus, wo viele deutsche Unternehmen ein eigenes regionales Vertriebsbüro unterhalten.
GTAI-Informationen zu Uganda
- Wirtschaftsausblick: Was sind die Konjunkturerwartungen? Welche Chancen haben deutsche Unternehmen?
- Wirtschaftsdaten kompakt: alle wichtigen wirtschaftlichen Kennzahlen auf einen Blick
- Branchenberichte zu Bauwirtschaft, Landwirtschaft, Energie und Wasser.
- Aktuelle geberfinanzierte Projekte: GTAI-Länderseite Uganda, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
- Ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen
Bau und Dienstleistungen florieren durch das Ölprojekt
Der Bausektor erwartet über Jahre ein hohes Auftragsvolumen. Aber deutsche Baufirmen spielen keine Rolle in Uganda. Der Sektor wird von chinesischen und ugandischen Kontraktoren beherrscht. Interessant aus deutscher Sicht ist aber das Zuliefergeschäft von Maschinen und Komponenten sowie Ingenieurberatung insbesondere bei zahlungskräftigen Auftraggebern oder wenn bei staatlichen Projekten westliche Geber involviert sind.
Hinzu kommt der expandierende Baustoffbereich, wie die Produktion von Zement, Stahl, Dachkonstruktionen, Farben und Lacken, Kabel und Kunststoffteilen. Weiteres Potenzial im verarbeitenden Sektor besteht bei Konsumgütern, insbesondere Nahrungsmitteln und Getränken, Kosmetik sowie Verpackungen (Kunststoff und Kartonagen).
Der Dienstleistungsbereich wird durch das Ölprojekt Impulse erhalten. Services, die in Uganda aktuell nur begrenzt angeboten werden, werden von den Ölfirmen und ihren Zulieferern zunehmend nachgefragt, wie zum Beispiel das Leasing von technischen Ausrüstungen, Baumaschinen und anderen Fahrzeugen.
Die Landwirtschaft bildet das Rückgrat und versorgt die Region Ostafrika
Ugandas Landwirtschaft bildet das Rückgrat der Wirtschaft und ist zugleich der Brotkorb Ostafrikas. Die klimatischen Voraussetzungen und Bodenverhältnisse sind derart gut, dass zum Beispiel Mais zweimal im Jahr geerntet werden kann. Auch Reis, Kartoffeln, Erdnüsse, Ölsaaten und Zuckerrohr werden angebaut. Gut entwickelt sind auch die Milchwirtschaft und Viehzucht. Für den Export werden Kaffee, Tee, Hortikulturen, Tabak und zunehmend Kakao produziert.
In den nächsten Jahren dürfte die Produktion von verarbeiteten landwirtschaftlichen Erzeugnissen in Uganda deutlich zunehmen. Aktuell fließen Investitionen in Mühlenbetriebe für Getreide, in die Verarbeitung von Kaffeebohnen, Zuckerrohr sowie Obst und Milch.
Sektoren | Anteil am BIP 2025*) |
---|---|
Dienstleistungen | 44,7 |
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 22,2 |
Industrie | 25,1 |
Verarbeitendes Gewerbe | 15,7 |
Baugewerbe | 5,3 |
Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung) | 0,9 |
Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 2,2 |
Energieversorgung | 1,1 |
Kampala ist das Zentrum
Die Hauptstadt Kampala mit ihren vorsichtig geschätzt 1,5 Millionen Menschen ist das große Wirtschaftszentrum Ugandas. Dort sind weite Teile der Industrie und des Dienstleistungssektors angesiedelt. Hinzu kommen Regierungsstellen, Botschaften und Landesbüros zahlreicher Geberorganisationen wie EU, Weltbank, KfW oder GIZ. Kampala wächst immer mehr mit der am Viktoriasee gelegenen Stadt Entebbe zusammen, in der sich auch der internationale Flughafen befindet.
Das Ölprojekt im und am Albertsee könnte die Region um die bislang kleine Stadt Hoima zu einem neuen Wirtschaftszentrum entwickeln. So wird dort bereits ein neuer internationaler Flughafen gebaut. Sollten die Projekte wie geplant verwirklicht werden, dürften sich auch zahlreiche Zulieferer von technischem Gerät in der Gegend ansiedeln.
Weitere kleinere Wirtschaftszentren befinden sich in der Region um die Städte Mbale und Tororo im Osten (Produktion von Kabel, Dünger, Abbau von Kalk), Jinja (Produktion von Kfz, Anbau von Zucker, Tabak), Mbarara im Westen (Zentrum der Molkereiwirtschaft) und im Norden um die Städte Gulu und Arua (Logistikhub für Südsudan, DR Kongo, Anbau von Ölsaaten). Am Viktoriasee ist der Fischfang ein Sektor von großer Bedeutung, mit dem Viktoriabarsch als größtem Devisenbringer.
Gebiet | Bevölkerung (in Mio.) |
---|---|
Central | 12,9 |
Kampala | 1,7 |
Eastern | 11,4 |
Western | 11,5 |
Northern | 9,9 |