Wirtschaftsumfeld | Uganda | Wirtschaftsstruktur
Wirtschaftsstruktur wird breiter
Bau, Industrie und Dienstleistungen entwickelten sich zuletzt dynamisch und ergänzen nun den dominierenden Agrarsektor.
05.10.2023
Ugandas Wirtschaftsstruktur wird sich in den kommenden Jahren deutlich verändern. Anfang 2022 haben die Konzessionäre TotalEnergies und China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) die Investitionsentscheidung für den Beginn der Ölförderung im Albertsee im Westen Ugandas getroffen. Unter das umstrittene Projekt fallen die Entwicklung der Ölfelder Tilenga und Kingfisher sowie der Bau der an die tansanische Küste verlaufenden East African Crude Oil Pipeline (EACOP). Ebenfalls im Gespräch ist der Bau einer Ölraffinerie. Die Kosten werden grob auf 10 Milliarden US-Dollar beziffert.
"Das Ölprojekt sorgt schon jetzt für zahlreiche Zulieferaufträge für technisches Equipment. Die Vorbereitungsarbeiten laufen bereits seit etwa 2021“, sagt Hans Georg Hinterberger, Geschäftsführer der Niederlassung von Achelis in Kampala. GTAI veröffentlicht regelmäßige Branchenüberblicke zu den Bereichen Bau, Energie, Landwirtschaft und Wasser.
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Das weiterhin hohe Bevölkerungswachstum sorgt zudem für eine deutlich steigende Nachfrage nach Infrastruktur, Wohnraum und Konsumgütern. Ein Teil der steigenden staatlichen Einnahmen durch den Ölexport werden in Infrastrukturmaßnahmen fließen und dem Bausektor Impulse verleihen. Auch in der Landwirtschaft und der Konsumgüterindustrie dürften die Investitionen zunehmen.
Die deutschen Exporte nach Uganda lagen in den vergangenen Jahren stabil bei über 100 Millionen Euro. Gleichwohl bedienen die meisten deutschen Unternehmen Uganda vom Ostafrika-Hub in Nairobi aus. In Uganda selbst sind bislang nur wenige deutsche Unternehmen mit einer Niederlassung vertreten. Von Interesse ist vor allem der Ausbau der Infrastruktur in den Bereichen Transport, Energie und Wasser. Für Ingenieurberater, die an Infrastrukturausschreibungen partizipieren, ist eine lokale Präsenz in Uganda wichtig. Hier spielt der enge Kontakt zu den Behörden und Geberorganisationen eine zentrale Rolle.
Bau und Dienstleistungen dürften durch das Ölprojekt florieren
Der Bausektor erwartet über Jahre ein hohes Auftragsvolumen, nicht nur im Rahmen des Ölprojekts. Neben Ingenieurdienstleistungen ist aus deutscher Sicht auch der Baustoffbereich interessant, vor allem die Produktion von Baustoffen wie Zement, Stahl, Dachkonstruktionen, Farben und Lacken, Kabel und Kunststoffteilen. Weiteres Potenzial im verarbeitenden Sektor besteht bei Konsumgütern, insbesondere Nahrungsmitteln und Getränken, Kosmetik sowie Verpackungen (Kunststoff und Kartonagen). Chancen bietet auch der Bereich Agro-Processing mit den großen Mühlenbetrieben für Kaffeebohnen, Zuckerrohr und Getreide sowie der Verarbeitung von Obst und Milch.
Der Dienstleistungsbereich wird Impulse erhalten. Services, die in Uganda jetzt noch gar nicht angeboten werden, dürften von den Ölfirmen nachgefragt werden. Der Finanzsektor Ugandas ist im afrikanischen Vergleich recht gut entwickelt, wenngleich Kredite teuer sind. Interessant für deutsche Zulieferer: In Kampala sind zahlreiche Handelsvertreter ansässig, teilweise auch internationale Gesellschaften mit hohem Professionalisierungsgrad.
Ugandas Landwirtschaft bildet das Rückgrat der Wirtschaft und ist zugleich der Brotkorb Ostafrikas. Von hier aus werden Kenia, Ruanda, Tansania, der Südsudan sowie der Osten der Demokratischen Republik Kongo mit Nahrungsmitteln versorgt. Die klimatischen Voraussetzungen und Bodenverhältnisse sind derart gut, dass zum Beispiel Mais zweimal im Jahr geerntet werden kann. Neben Mais werden auch Reis, Kartoffeln, Erdnüsse, Ölsaaten und Zuckerrohr angebaut. Entwickelt sind auch die Milchwirtschaft und Viehzucht. Für den Export werden Kaffee, Tee, Hortikulturen, Tabak und zunehmend Kakao produziert.
Sektoren | Anteil am BIP 2023 *) |
---|---|
Dienstleistungen | 42,8 |
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 22,1 |
Industrie | 27,3 |
Verarbeitendes Gewerbe | 14,4 |
Baugewerbe | 5,7 |
Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung) | 4,0 |
Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 2,1 |
Energieversorgung | 1,1 |
Kampala ist das Zentrum
Bislang bildet die Hauptstadt Kampala mit ihren vorsichtig geschätzt 1,5 Millionen Menschen das mit Abstand größte Wirtschaftszentrum Ugandas. Dort sind große Teile der Industrie und des Dienstleistungssektors angesiedelt. Hinzu kommen die für die Wirtschaft des Landes wichtigen Regierungsstellen. Weitere kleinere Wirtschaftszentren befinden sich in der Region um die Städte Mbale und Tororo im Osten (Produktion von Kabel, Dünger, Abbau von Kalk), Jinja (Produktion von Kfz, Anbau von Zucker, Tabak), Mbarara im Westen (Zentrum der Molkereiwirtschaft) und im Norden um die Städte Gulu und Arua (Logistikhub für Südsudan, DR Kongo, Anbau von Ölsaaten). Am Viktoriasee ist der Fischfang ein Sektor von großer Bedeutung, mit dem Viktoriabarsch als größtem Devisenbringer.
Das Ölprojekt im und am Albertsee könnte die Region um die bislang kleine Stadt Hoima zu einem neuen Wirtschaftszentrum entwickeln. So wird dort bereits ein neuer internationaler Flughafen gebaut. Sollten die Projekte wie geplant verwirklicht werden, dürften sich auch zahlreiche Zulieferer von technischem Gerät in der Gegend ansiedeln.
Gebiet | Bevölkerung (in Mio.) |
---|---|
Central | 12,0 |
Kampala | 1,7 |
Eastern | 11,1 |
Western | 10,9 |
Northern | 8,6 |