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Branchen | USA | Bauwirtschaft

US-Baubranche erwartet für 2024 solides Wachstum

Im Wohnungsbau stehen die Zeichen wieder auf Expansion. Zugleich entwickeln sich der Tiefbau und viele Sparten des gewerblichen Hochbaus weiterhin lebhaft.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Die Wende ist geschafft: Nachdem die Tätigkeit im Wohnungsbau im 1. Halbjahr 2023 vor allem wegen der stark gestiegenen Zinsen eingebrochen war, erholte sie sich anschließend stetig. Zum Herbst standen die Zeichen sogar wieder auf Wachstum. Und es gibt gute Gründe dafür, von einem längerfristigen Aufwärtstrend auszugehen. 

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Notenbank Fed kündigt drei Zinssenkungsschritte für 2024 an

Die Zeiten der rasanten Zinssteigerungen sind definitiv vorbei. Die amerikanische Notenbank Fed ließ im Dezember 2023 verlautbaren, dass sie für 2024 drei Senkungsschritte anvisiere. Die Märkte reagierten umgehend. Lagen die Zinsen für 30-jährige Hypothekenkredite Ende Oktober 2023 im Durchschnitt bei 7,8 Prozent, fielen sie zum Jahresende auf 6,6 Prozent. Dies geht aus Zahlen des staatlich geförderten Baufinanzierers Freddie Mac hervor.

Ökonomen erwarten 2024 eine Konjunktureintrübung. Doch auf eine sanfte Landung soll ein baldiger Wiederaufschwung folgen.

Zwar soll sich die allgemeine Konjunktur 2024 insbesondere im 1. Halbjahr deutlich abkühlen. Allerdings erwarten Ökonomen eine "weiche Landung", denn bereits ab dem Sommer soll es wieder aufwärts gehen, und für 2025 wird ein solides Wirtschaftswachstum erwartet. Da sich die Zinssenkungspolitik laut einhelliger Einschätzung von Finanzanalysten ebenfalls fortsetzen wird, spricht wenig gegen eine dauerhafte Belebung der privaten Bautätigkeit.

Laut dem Dodge Construction Network könnte der Wert der neu begonnenen Projekte im Wohnungsbau 2024 um 11 Prozent auf knapp 406 Milliarden US-Dollar (US$) wachsen, nach einem Minus von 13 Prozent im Jahr 2023. Andere Institute geben sich deutlich vorsichtiger. Es ist in den USA aber nicht ungewöhnlich, dass die Marktanalysen verschiedener Anbieter stark voneinander abweichen. Ein Wachstum im höheren einstelligen Bereich und darüber hinaus erscheint angesichts der Rahmenbedingungen plausibel.

Lebhafte Bauaktivitäten in verarbeitender Industrie

Der gewerbliche Hochbau war 2023 zusammen mit der Infrastruktursparte der Wachstumstreiber der Bauwirtschaft. Jedoch dürften sich die Zuwachsraten 2024 abschwächen, aber auf einem hohen Niveau bleiben. Denn die USA erleben aufgrund riesiger Konjunkturprogramme wie dem Inflation Reduction Act (IRA) oder dem Chips and Science Act eine wahre Reindustrialisierung. Zugleich holen Unternehmen ihre Fertigung in die Heimat zurück, um die Lieferketten robuster zu gestalten.

Baustarts 2024 (prognostizierter Projektwert in Milliarden US-Dollar, nominale Veränderung in Prozent)
Sektor

2024

Veränderung 2024/2023

Wohnungsbau

405,6

11,2

Sonstiger Hochbau, davon

458,4

4,0

  Bildung und Gesundheit

125,0

4,6

  Industrie

112,0

15,7

  Handel und Lagerhaltung

65,7

0,7

Tiefbau, davon

341,8

7,4

  Straßen und Brücken

147,1

23,1

  Umwelt und Versorgungswirtschaft

83,1

10,4

Insgesamt

1.205,8

7,3

Quelle: Dodge Construction Network, November 2023

Positive Impulse kommen zudem aus dem Gesundheits- und Bildungssektor, der seine Kapazitäten ausweitet. Außerdem investieren Hotelketten und Unterhaltungskonzerne wie Disney massiv in den Bau neuer Hotels und Vergnügungsparks. Die Fußball-Weltmeisterschaft, die 2026 in den USA, Kanada und Mexiko stattfindet, sorgt für weiteren Rückenwind. Laut Dodge Construction Network sollen die US-Baustarts in der Beherbergungsbranche 2024 um nominal 17 Prozent zulegen. Insgesamt befanden sich in den Vereinigten Staaten zum Ende des 3. Quartals 2023 rund 5.700 Hotelprojekte mit fast 700.000 Zimmern im Bau oder in Planung, ein Plus von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Dies geht aus Zahlen von Lodging Econometrics hervor.

Auch der stationäre Einzelhandel setzt auf neue Läden und Shoppingmalls. Marktforscher erwarten für 2024 ein entsprechendes Plus von 9 Prozent. Im Gegenzug gehen die Investitionen in neue Lager von Seiten des Onlinehandels zurück. Vor allem Amazon der größte Investor werde sich zurückhalten, berichtet die Fachzeitschrift Engineering News Record. Die Baustarts in der Lagersparte könnten daher 2024 um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sinken. Insgesamt sei damit mit einer Seitwärtsbewegung bei den Bauinvestitionen des Einzelhandels zu rechnen.

Ausbau der Infrastruktur schreitet weiter voran

Ohne Ausnahme sehen die Prognosen ein weiterhin starkes Wachstum im Tiefbau voraus. Mit Hilfe des Infrastructure Development and Jobs Act bauen die Vereinigten Staaten ihre Verkehrswege massiv aus. Die meisten Gelder fließen dabei in den Neubau und die Modernisierung von Straßen und Brücken. Daneben werden der Wassersektor und die Entsorgungswirtschaft gefördert. Außerdem sollen die IT-Netze in ländlichen Regionen verbessert werden. 

Von den staatlichen Programmen sollen vor allem einheimische Unternehmen profitieren. Dafür sorgen Vorschriften über die Erbringung lokaler Wertschöpfungsanteile ("local content") bei öffentlich geförderten Projekten. Sie liegen zumeist bei 30 bis 40 Prozent, können aber wie bei Baustoffen bis zu 100 Prozent erreichen. Zudem sollen die Sätze mittelfristig steigen. 

Umfangreiche Zulieferchancen

Dennoch ergeben sich für ausländische Unternehmen umfangreiche Zuliefermöglichkeiten, denn die Vorschriften sehen Ausnahmen vor. Diese kommen vor allem dann zum Greifen, wenn es keine oder nicht genügend einheimische Anbieter gibt. Das ist bei Spezialbaustoffen aus Stahl oder Aluminium nicht unüblich. Auch bei zahlreichen anderen Investitionsgütern gibt es in den Vereinigten Staaten "weiße Flecken".

Im Hochbau wiederum sind vor allem private Bauherren anzutreffen, die nicht an die Vorgaben für staatliche Projekte gebunden sind. Hier ergeben sich umfangreiche Geschäftschancen bei der Gebäudeausstattung, unter anderem bei Klima- und Heiztechnik, Fenstern und Türen, Aufzügen, Licht- oder Schalttechnik. Auch Energieeffizienz gewinnt in den USA an Bedeutung. Auf diesem Gebiet ist der Wettbewerbsvorsprung ausländischer und deutscher Unternehmen gegenüber der US-Konkurrenz besonders groß. 

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