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JETP weckt Hoffnungen bei Investoren

In Indonesien gibt die Just Energy Transition Partnership (JETP) dem Ausbau der Erneuerbaren einen Rahmen. Auf Sulawesi ist Deutschland am Bau einer Übertragungsleitung beteiligt.

Von Frank Malerius | Jakarta

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit finanziert in Indonesien seit vielen Jahren grüne Projekte. Allerdings ist der Archipel ein schwieriger Partner. Ausufernde Bürokratie, unklare Kompetenzen und  hohe Local-Content-Anforderungen insbesondere im Bereich der Erneuerbaren verzögern Projekte oder lassen sie ganz scheitern. Hoffnung auf Besserung ruht nun auf der Just Energy Transition Partnership (JETP), die beim G20-Gipfel auf Bali im November 2022 vereinbart wurde. 

JETP ist ein Abkommen zwischen Indonesien und Geberländern, darunter Deutschland, zur Dekarbonisierung des Stromsektors. Dafür stellen die Geber Hilfen in Höhe von 11,6 Milliarden US-Dollar (US$) zur Verfügung, vor allem in Form von zinsgünstigen Krediten. Beteiligte Entwicklungsbanken berichten, dass JETP den Zugang zu indonesischen Entscheidungsträgern erleichtert und Synergien schaffe. JETP wirke beschleunigend und legitimiere bei erfolgreicher Umsetzung weitere Mittel. Dadurch würden viele lange vor JETP geplante Projekte einen Schub bekommen.

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Deutschland stellt Mittel für JETP auch in Form von reinen Zuschüssen zur Verfügung, zum Beispiel für technische Beratung oder in Form von Zinssubventionen. Bei Zinssubventionen können Zuschussmittel über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ergänzt werden. So fließen Zuschüsse indirekt in bereits identifizierte Erneuerbare-Energien-Projekte, beschleunigen deren Ausbau und fördern die Finanzierbarkeit. Die Kfw hat zusammen mit indonesischen Partnern eine Projekt-Pipeline identifiziert, die über die bisherigen JETP-Zusagen hinausgeht.

KfW an Finanzierung in Sulawesi beteiligt

Ein Beispiel für ein vor JETP geplantes Vorhaben, das nun Teil von JETP geworden ist, ist der sogenannte Green Energy Corridor Sulawesi (GECS). Es hat einen Gesamtumfang von 600 Millionen US$, Deutschland gibt über die KfW ein Darlehen von 324,3 Millionen US$. Der GECS soll den staatlichen indonesischen Energieversorger Perusahaan Listrik Negara (PLN) dabei unterstützen, grünen Strom in die Verbrauchszentren rund um die Stadt Palopo im Nordosten und der Millionenstadt Makassar im Süden der Provinz Südsulawesi zu transportieren. Dafür soll eine 275 Kilovolt-Übertragungsleitung von mehreren hundert Kilometern verlegt werden.

Ein Produzent dieses grünen Stroms ist das mit deutschen Mitteln finanzierte Wasserkraftwerk Bakaru 1 im Norden Südsulawesis. Weitere Wasserkraftwerke in unmittelbarer Nähre sind geplant. Zudem liegen an der geplanten Trasse die beiden einzigen Windparks des Archipels. Die aggregierten Erzeugungskapazitäten sollen nach der Fertigstellung aller Erneuerbaren-Kraftwerke bei etwa 800 Megawatt liegen. PLN ist Monopolist im Übertragungsbereich und damit Auftraggeber und Projektdurchführer. Weitere Finanzierer neben der KfW werden von PLN derzeit geprüft. Die erste Ausschreibung für die Implementierungsberatung soll es im 2. Halbjahr 2024 geben.

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In Indonesien müssen viele Übertragungsnetze ausgebaut werden. Denn der Strombedarf des Schwellenlandes wächst rasant. Seit der Jahrtausendwende hat er sich mehr als verdreifacht. Hohe Bedarfssteigerungen gibt es insbesondere auf Sulawesi. Grund ist der boomende Nickelabbau und dessen Verarbeitung. Die Wirtschaft der Provinz Zentralsulawesi mit dem Indonesia Morowali Industrial Park (IMIP) wächst jährlich um mehr als 10 Prozent. Dort, wie praktisch überall in Indonesien, ist Kohle der mit Abstand wichtigste Energieträger. Mit ihr befeuern die Unternehmen vielfach auch eigene Off-Grid-Kraftwerke, sogenannte Captive Powerplants.

Der GECS zeigt das deutsche Engagement in der Infrastrukturfinanzierung im Energiesektor in Indonesien. Andere Geldgeber haben sich hingegen wegen der restriktiven Local-Content-Regulierung weitgehend aus diesem Bereich zurückgezogen oder nutzen indirekte Finanzierungsmodelle wie etwa die ergebnisbasierte Finanzierung.

Komponenten für Kraftwerke müssen importiert werden 

Ein Beispiel für eine ergebnisbasierte Finanzierung (Result-Based Loan, RBL) mit deutscher Beteiligung ist das JETP-Großprojekt Accelerating Indonesia's Clean Energy Transition (AICET). Es befindet sich noch in den Verhandlungen und soll einen Gesamtumfang von 4 Milliarden US$ betragen. Deutschland gibt 324,3 Millionen US$. Das Projekt beinhaltet den Bau von Übertragungsleitungen und von Solar- und Windkraftwerken mit einer Kapazität von insgesamt 3,5 Gigawatt, vorwiegend auf Sulawesi, Sumatra und Java. Im Rahmen dieses RBL schreibt PLN die Projekte nach eigenen Regeln aus, die häufig auf indonesische Firmen zugeschnitten sind. Ausländische Projektierer bleiben dabei oft außen vor. Ist das Projekt aber nach Maßgabe der Finanzierer umgesetzt, erhält PLN die zugesagten Mittel. 

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Der Bau von Stromübertragungsleitungen ist in Indonesien leichter umzusetzen als der von regenerativen Kraftwerken, da die Local-Content-Anforderungen einfacher zu erfüllen sind, auch wenn sie bei 80 Prozent liegen. Denn Kabel und Masten stammen aus lokaler Produktion. Importiert werden müssen größere elektrotechnische Geräte wie Transformatoren. Bei den Kraftwerken liegt der Local-Content oft nur bei 40 bis 60 Prozent. Allerdings ist der notwendige Importanteil vielfach deutlich höher. Zudem müssen die privaten Kraftwerksbetreiber (Independent Power Producers, IPPs) vor Baubeginn die Abnahmetarife mit PLN verhandeln. PLN gilt aber als schwieriger Verhandlungspartner, denn der hochverschuldete Staatskonzern, der ein Monopol bei den Endkunden hat, muss diesen den Strom in großem Umfang unter dem Erzeugerpreis der eigenen Kraftwerke verkaufen. 

Auch China drängt in Indonesien in den Markt der Erneuerbaren und baut lokale Produktionsstätten auf, um die Local-Content-Regeln zu erfüllen. Der Präsident der chinesischen Handelskammer rügte im Januar 2024 die dominante Rolle von PLN im Stromsektor, ein Manager von PowerChina beklagte undurchsichtige Ausschreibungsregeln und lange Wartezeiten für Genehmigungen.

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