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Branchen | Mexiko | Maschinenbau

Branchenstruktur

Ein Großteil des Maschinenbedarfs wird importiert. Deutschland steht auf Platz drei der Lieferländer. Deutsche Firmen sind mit Vertriebsgesellschaften und Produktion vor Ort.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Kaum Maschinenbauer unter den größten Unternehmen Mexikos

Im Ranking der 500 größten Unternehmen Mexikos der Wirtschaftszeitschrift Expansión werden für 2022 nur drei Maschinenbaufirmen aufgelistet: Mit einem Umsatz von 425,1 Millionen US$ steht der US-amerikanische Hersteller von Eisenbahnwagons Greenbrier an erster Stelle, er ist jedoch kein reiner Maschinenbauer. Das Unternehmen unterhält zwei Produktionsstandorte in den Bundesstaaten Hidalgo und Tlaxcala. 

An zweiter Stelle im Ranking steht mit einem Umsatz von 302,3 Millionen US$ das spanische Unternehmen Mecalux. Die Firma unterhält zwei Produktionsstandorte in Mexiko, in Tijuana (Bundesstaat Baja California) und Matamoros (Tamaulipas). Mecalux stellt Metallregale und Hebebühnen für Warenlager her. Als drittgrößtes Maschinenbauunternehmen wird der schwedische Hersteller von Bergbaumaschinen Epiroc aufgeführt. Er erzielte 2022 in Mexiko einen Umsatz in Höhe von 298,7 Millionen US$. In der Kategorie Materialien und Werkzeuge steht im Ranking zudem der ebenfalls schwedische Hersteller Sandvik, der Bergbaumaschinen, Metallbearbeitungsmaschinen und Werkzeugmaschinen anbietet. Sandvik hatte 2022 in Mexiko einen Umsatz in Höhe von 329,8 Millionen US$.

Nicht im Ranking aufgelistet, aber mit wahrscheinlich dennoch hohen Umsatzzahlen sind die drei Caterpillar-Vertriebspartner Madisa, Matco und Tracsa, die sich das Land regional aufgeteilt haben und neben Caterpillar auch andere Marken vertreten.

Bausektor und Lebensmittelherstellung ziehen deutsche Firmen an

Von deutscher Seite ist seit 2013 Liebherr in Mexiko präsent, mit einer Vertriebs- und Servicegesellschaft für Fahrzeugkrane in Mexiko-Stadt sowie einer Produktionsstätte für Großwälzlager und Zahnkränze in Monterrey. Auch die Unternehmen Herrenknecht und Kaeser Kompressoren sind in Mexikos Bausektor unterwegs. Daneben haben Firmen wie Multivac (Verpackungsmaschinen), Heidelberg, Koenig & Bauer (beide Druckmaschinen) oder Krauss Maffei (Kunststoff- und Gummimaschinen) Vertriebsniederlassungen in Mexiko. Die Firma Güntner stellt in einer Fabrik nahe Monterrey Luftkühler für den industriellen Gebrauch her.

Die Wipotec GmbH aus Kaiserslautern ist seit Anfang 2022 mit einem eigenen Vertriebsbüro in Mexiko-Stadt vertreten. Das Unternehmen bietet unter anderem Kontrollwaagen und Röntgenscanner für die industrielle Produktion von Lebensmitteln, Pharmazeutika und Kosmetika an. "Nachdem zunächst einige bürokratische Hürden etwa bei der Anstellung von Mitarbeitern oder dem Import unserer Maschinen überwunden werden mussten, sind wir inzwischen voll geschäftsfähig", so Geschäftsführer Marcos Wunder.

Deutsche Anbieter stark bei Automatisierungstechnik

Im Bereich Robotik und Automatisierung hat das deutsche Unternehmen SCHUNK bereits 2006 eine Vertriebsniederlassung im mexikanischen Querétaro eröffnet. Das Unternehmen aus Laufen am Neckar ist stellt Greifsysteme und Spanntechnik her. Im Juni 2023 kündigte SCHUNK den Aufbau einer Produktionsanlage in Querétaro mit Investitionen von rund 8,6 Millionen US$ an. Bislang produziert das Unternehmen in Deutschland und in China. Zukünftig sollen die in Mexiko hergestellten Maschinen auch in Nord- und Südamerika vertrieben werden, so Marcos Sepúlveda, Geschäftsführer von SCHUNK in Mexiko gegenüber lokalen Medien. Etwa 65 Prozent der Verkäufe SCHUNKs gehen in Mexiko an den Automobilsektor, der Rest an die Metallverarbeitung. Die Mitarbeiterzahl soll durch die Expansion von derzeit 50 auf rund 250 Angestellte steigen.

Auch die deutschen Anbieter von Automatisierungstechnik Schmalz und Zimmer Group haben sich in Querétaro niedergelassen. Die Zimmer Group eröffnete ihr dortiges Vertriebsbüro erst 2021, nachdem sie Mexiko zuvor über einen lokalen Händler bedient hatte. Der Anstieg der Nachfrage habe eine eigene Geschäftsstelle notwendig gemacht, so Vincent Zimmer, Geschäftsführer der mexikanischen Niederlassung.

Neben den erwähnten Mittelständlern sind auch die deutschen beziehungsweise ehemals deutschen Branchengrößen Festo und KUKA in Mexiko vertreten. Festo hat im Norden von Mexiko-Stadt eine Produktionsstätte sowie landesweit zehn eigene Vertriebsbüros. Mitte 2023 kündigte Festo zudem ein neues Werk für Automatisierungslösungen im nördlichen Bundesstaat Nuevo León an, das 2025 eröffnet werden soll. KUKA betreibt im Ort Toluca westlich von Mexiko-Stadt eine Produktionsstätte und hat eine weitere Niederlassung in der Stadt San Luis Potosí.

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Branche kompakt | Mexiko | Maschinenbau

Mexiko muss komplexe Maschinen importieren

Die Investitionen in neue Maschinen und Anlagen in Mexiko sind hoch. Lokal hergestellt wird davon jedoch nur wenig, Importe decken einen Großteil des Bedarfs.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Branchen | Mexiko | Maschinenbau

Rahmenbedingungen

Der Import von Maschinen läuft meist problemlos ab und es wird im Normalfall keine spezielle Lizenz benötigt. Berücksichtigt werden müssen die Normen zur Sicherheit von Maschinen.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Verschiedene Stellen führen Zertifizierungen durch

Für Normen und Standards ist in Mexiko die Behörde SINEC ("Sistema Integral de Normas y Evaluación de la Conformidad") zuständig, welche dem Wirtschaftsministerium Secretaría de Economía untersteht. Das mexikanische Recht unterscheidet zwischen folgenden Normen:

  • Normas Oficiales Mexicanas (NOM) sind technische Regulierungen, die von der Regierung erlassen werden und von Unternehmen eingehalten werden müssen
  • Normas Mexicanas (NMX) sind freiwillige Standards, die von anerkannten nationalen Organisationen erlassen werden
  • Für die Sicherheit von Maschinen gilt die Norm NOM-004-STPS-1999 des Arbeitsministeriums STPS ("Secretaría del Trabajo y Previsión Social"). Es existiert ein Gesetzesvorschlag für eine neue Norm (PROY-NOM-004-STPS-2020), die jedoch noch nicht in Kraft getreten ist. Die Normen schieben die Verantwortlichkeit für die Sicherheit nicht auf den Hersteller von Maschinen, sondern auf den Anwender.

Zertifizierungen führen unter anderem die folgenden Stellen durch: Normalización y Certificación (NYCE, gehört zur globalen QIMA Group), Asociación de Normalización y Certificación, A.C. (ANCE) und Instituto Mexicano de Normalización y Certificación (IMNC). 

Generell wird für den Import von Maschinen in Mexiko keine spezielle Lizenz benötigt und das Importverfahren verläuft nach den allgemein geltenden Regeln ab. Unternehmen berichten jedoch seit gut zwei Jahren von größeren Schwierigkeiten bei der Zertifizierung von Produkten. Wenn früher nur ein Zertifikat für ein Produkt verlangt wurde, müssen inzwischen auch einzelne Teile (Touchscreen, Steuerungsgerät etc.) zertifiziert werden. Zudem müssen Unternehmen, die Maschinen importieren wollen, die mit dem Sicherheitssektor in Verbindung gebracht werden können, gesondert bei der Steuerbehörde SAT registriert sein (Padrón de Importadores con Sectores Específicos). Beispiele sind Maschinen mit integriertem Laser oder Infrarotkameras.

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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Branchen | Mexiko | Maschinenbau

Markttrends

Das verarbeitende Gewerbe investiert kräftig in Mexiko, angetrieben von Trends wie Nearshoring und Elektromobilität. Davon profitiert auch der Maschinenbau.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Maschinenbau wächst schneller als Wirtschaft

Die Herstellung von Maschinen und Anlagen wuchs 2022 in Mexiko insgesamt um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, so das Statistikamt INEGI. Damit entwickelte sich die Sparte etwas stärker als das gesamte Bruttoinlandsprodukt (BIP), das um 3,1 Prozent stieg. Mit einem Wachstum von 5,6 Prozent im 1. Quartal 2023 startete der Sektor dynamisch ins neue Jahr. Mittelfristig wird in Mexiko das verarbeitende Gewerbe weiter ausgebaut und daher eine kräftige Nachfrage nach Maschinen und Anlagen erwartet. So spricht die Automobilindustrie aufgrund des Umbaus der Produktion auf Elektroautos von der "Mutter aller Investitionszyklen".

Daneben verlagern immer mehr Unternehmen ihre Produktion nach Mexiko, um dort vor allem für die USA zu produzieren. Mexiko gilt neben Ländern wie Vietnam oder Indien als ein Gewinner der China-Plus-One-Strategie (C+1), um Risiken in den Lieferketten zu minimieren. Neben Unternehmen wie Tesla oder BMW investieren aktuell sogar chinesische Firmen wie Hisense in Produktionsstandorte in Mexiko. Die Bruttoanlageinvestitionen in Maschinen und Anlagen waren in Mexiko im 1. Quartal 2023 rund 17,7 Prozent höher als im Vorjahresquartal, so INEGI - nach einem Plus von 12,4 Prozent im Jahr 2022. Von diesem Trend dürfte auch die lokale Maschinenbauproduktion profitieren.

Produktion in den wichtigsten Maschinenbausparten in Mexiko (in Millionen US-Dollar, Veränderung und Marktanteil in Prozent)

Sparte

2022

Veränderung 2022/21 (real)

Marktanteil (2022)

Bau- und Bergbaumaschinen, Landmaschinen (NAICS 3331)

1.019,7

6,5

16,2

Klimaanlagen, Heizungen, Kühltechnik (NAICS 3334)

2.217,0

10,1

35,1

Maschinen für das verarbeitende Gewerbe (NAICS 3332)

694,4

-5,8

11,0

Maschinen für die Metallverarbeitung (NAICS 3335)

132,2

-32,8

2,1

Maschinen und Anlagen für sonstige nicht wirtschaftszweigspezifische Zwecke (NAICS 3339)

2.250,0

0,8

35,6

Klassifizierung nach North American Industry Classification System (NAICS)Quelle: INEGI 2023

Lokale Produktion von Maschinen ist überschaubar

Die Produktion von Maschinen und Anlagen hat in Mexiko eine relativ geringe Bedeutung, mit einem Anteil von unter 1,0 Prozent am BIP. Insgesamt lag der Produktionswert des Maschinenbaus 2022 bei rund 6,3 Milliarden US$. Dies berücksichtigt die Sparten nach obenstehender Tabelle. Rund ein Drittel der Produktion entfällt jeweils auf die Kategorien Maschinen und Anlagen für sonstige nicht wirtschaftszweigspezifische Zwecke sowie Klimaanlagen, Heizungen und Kühltechnik. Bau- und Bergbaumaschinen sowie Landmaschinen haben ebenfalls einen relevanten Anteil an der Produktion.

Die große Mehrheit der verkauften Maschinen wird aus dem Ausland importiert, dies gilt insbesondere für komplexere Maschinen. Die lokale Produktion beschränkt sich häufig auf die Montage importierter Bauteile. Lokal hergestellt wird in den meisten Fällen auch durch ausländische Unternehmen. Die ausländischen Direktinvestitionen im Bereich "Herstellung von Maschinen und Anlagen" lagen 2022 bei 419,8 Millionen US$, ein ähnlicher Wert wie in den vergangenen Jahren. Die ausländischen Direktinvestitionen der Automobilindustrie in Mexiko sind etwa zehnmal so hoch.

Das Statistikamt INEGI zählte im März 2023 landesweit 251 Unternehmen, die in der Herstellung von Maschinen und Anlagen tätig sind. Diese Zahl ist seit 2011 relativ konstant. In dem Bereich waren mit Stand März 2023 rund 122.000 Personen beschäftigt. Zum Vergleich: In der Automobilindustrie arbeiteten zu dem Zeitpunkt 1,0 Millionen Menschen.

Mexiko importiert fast 90 Prozent der Verpackungsmaschinen

Der nordamerikanische Verband der Verpackungsindustrie PMMI (The Association for Packaging and Processing Technologies) schätzt den Absatz von Verpackungsmaschinen in Mexiko 2021 auf insgesamt 721 Millionen US$. Davon entfielen rund 80 Prozent auf den Nahrungsmittel- und Getränkesektor, 13 Prozent auf den Pharmasektor und 7 Prozent auf die Herstellung von Kosmetika und Pflegeprodukten. Rund 89 Prozent des Bedarfs an Verpackungsmaschinen wird durch Importe abgedeckt, wobei Deutschland, Italien und die USA die wichtigsten Lieferanten sind. Die restlichen 11 Prozent werden von lokalen Herstellern bedient, die meist technologisch einfachere Produkte anbieten.

Marcos Wunder, Geschäftsführer des deutschen Unternehmens Wipotec GmbH für Mexiko und Zentralamerika, berichtet von einer stabilen Geschäftslage. "Trotz der politischen Instabilität sind wir mit unserem Absatz in Mexiko zufrieden", so der deutsch-brasilianische Manager. Obwohl die Nahrungsmittelindustrie eine höhere Stückzahl der Kontroll- und Durchlaufwaagen von Wipotec nachfrage, sei der Pharmasektor umsatzmäßig genauso bedeutend, da deren Maschinen teurer seien, so Wunder im Gespräch mit GTAI.

John Deere verlagert Produktion nach Mexiko

Der Absatz von Landmaschinen soll in Mexiko bis 2028 jährlich im Schnitt um 4,4 Prozent zulegen, so der Marktforscher Mordor Intelligence. Neben den Branchenführern John Deere, CNH Industrial, AGCO Corporation, Kubota und KUHN ist auch der deutsche Hersteller CLAAS in Mexiko über den Vertriebspartner Ansamex vertreten. John Deere kündigte Mitte 2022 an, Teile der Produktion vom US-Bundesstaat Iowa nach Mexiko zu verlagern, darunter die Herstellung von Fahrerkabinen und Mähaufbereitern. Schon jetzt produziert John Deere bestimmte Teile von Landmaschinen in Mexiko nahe der Stadt Monterrey.

Im Infrastruktursektor werden in Mexiko unter anderem Baumaschinen, Tunnelbohrmaschinen, Portaldrehkrane, Pumpen und Generatoren benötigt. Vieles davon wird aus dem Ausland importiert, da die heimische Kapitalgüterindustrie schwach ausgeprägt ist. Für den Straßenbau werden insbesondere Mobil- und Drehkrane, Frontlader, mobile Plattformen und Verkehrsleittechnik gebraucht. Frontlader und einfache Verkehrsleittechnik wird teilweise lokal hergestellt, während Kranausrüstung mit hoher Kapazität ausschließlich importiert wird.

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