Branche kompakt | Serbien | Maschinenbau
Serbiens Industrie benötigt mehr moderne Maschinen
Serbiens verarbeitendes Gewerbe wächst weiter. Industriebetriebe investieren in Automatisierung und Energieeffizienz. Das eröffnet Chancen für deutsche Lieferanten, aber nicht nur.
12.12.2025
Von Hans-Jürgen Wittmann | Belgrad
Ausblick des Maschinenbaus in Serbien
Bewertung:
- Schwächelnde europäische Industrie dämpft Nachfrage nach Vorprodukten aus Serbien.
- Nearshoring-Welle ebbt langsam ab - es gibt aktuell wenige neue Projekte.
- Fachkräftemangel und steigende Löhne erhöhen Druck zu mehr Automatisierung.
- Freihandelsabkommen mit EU bietet deutschen Lieferanten Chancen.
- Chinesische Maschinenbauer drängen immer stärker auf den Markt.
Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: November 2025
Markttrends
Serbiens Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs. Für 2026 rechnet das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukts (BIP) um real 3,5 Prozent. Die positiven Konjunkturaussichten beflügeln auch den serbischen Maschinen- und Anlagenbau. Die Industrieproduktion legte zwischen Januar und September 2025 um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, meldet die serbische Statistikbehörde. Das verarbeitende Gewerbe wuchs im gleichen Zeitraum um 3 Prozent. Der Zuwachs in der Industrieproduktion deutet auf einen steigenden Bedarf an neuen Anlagen bei Maschinebauern hin.
Ausländische Direktinvestitionen (FDI) sind ein wichtiger Wachstumstreiber der Industrie. Im Jahr 2024 floss die Rekordsumme von 5,1 Milliarden Euro in neue Projekte in Serbien, darunter rund ein Viertel in neue Fabriken und Maschinen. Doch die abflachende Nearshoring-Welle sowie wachsende Unsicherheit aufgrund der schweren innenpolitischen Krise ließen die FDI in den ersten acht Monaten 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 54 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Euro einbrechen, meldet die Zentralbank.
Lokale Industriebetriebe produzieren für den Export
Serbien entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Produktionszentrum vor der Haustüre der EU. Zugpferd der verarbeitenden Industrie bleibt - trotz der seit 2024 anhaltenden Krise in Deutschland - die Autozulieferindustrie. Verlagerten europäische Lieferanten zunächst einfache, aber arbeitsintensive Tätigkeiten ins Land, geht aktuell der Trend hin zur Herstellung von Hightechprodukten mit einer tiefergehenden Wertschöpfung.
Gefertigt wird vor allem für den EU-Markt. Obwohl Serbien noch kein Mitglied ist, ermöglicht das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen, das seit 2013 in Kraft ist, die zollfreie Einfuhr zahlreicher Vorprodukte und Industriegüter. Von 2013 bis 2024 haben sich die Exporte von Hightechprodukten aus Serbien auf 1,3 Milliarden Euro mehr als verfünffacht. Zudem stehen Metallwaren, Kunststoffteile sowie Elektronik "ade in Serbia" bei deutschen Industriebetrieben hoch im Kurs.
| Sparte | Jahr 2024 |
|---|---|
| 2825 – Herstellung von gewerblichen Kühlgeräten und Klimaanlagen | 321,5 |
| 2813 – Herstellung von sonstigen Pumpen und Kompressoren | 250,4 |
| 2822 – Herstellung von Hebe- und Förderanlagen | 203,4 |
| 2829 – Herstellung von sonstigen Maschinen für allgemeine Zwecke a. n. g. | 194,0 |
| 2830 – Herstellung von Land- und Forstmaschinen | 152,0 |
| 2841 – Herstellung von Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung | 134,1 |
| 2899 – Herstellung von sonstigen Sondermaschinen a. n. g. | 91,7 |
| 2893 – Herstellung von Maschinen für die Lebensmittel-, Getränke- und Tabakverarbeitung | 86,6 |
| 2815 – Herstellung von Lagern, Zahnrädern, Getrieben und Antriebselementen | 82,3 |
| 2814 – Herstellung von Hähnen und Ventilen | 74,9 |
Verarbeitende Betriebe setzen auf mehr Automatisierung
Steigende Arbeitskosten in Kombination mit dem wachsenden Fachkräftemangel erhöhen auch in Serbien den Druck, mehr Produktionsabläufe zu automatisieren und zu digitalisieren. Um ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und sich für das Inkrafttreten des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) zum 1. Januar 2026 vorzubereiten, investieren Produktionsbetriebe und Maschinenbauer in Industrie 4.0-Lösungen, Energieeffizienz und nachhaltige Produktionsverfahren.
Ein Beispiel dafür ist die Wacker Neuson Gruppe. Für die Erweiterung und Automatisierung der im Juni 2023 eröffneten Produktion von Stahlkomponenten für Bagger, Muldenkipper, Rad- und Teleskoplader in Kragujevac wurden 40 Schweißroboter und eine energieeffiziente Lackieranlage beschafft.
| Projekt | Investitionssumme in Millionen Euro | Projektträger | Geplante Inbetriebnahme |
|---|---|---|---|
| Aufbau einer Produktion von Komponenten für die Kfz-Industrie, Elektrofahrräder und Photovoltaik in Belgrad und Inđija | 870 (über 10 Jahre) | Minth Group (China) | Memorandum of Understanding mit serbischer Regierung |
| Erweiterung der Produktion von Kränen in Niš | 35,5 | Palfinger GmbH (Österreich) | Umsetzung läuft, geplante Fertigstellung: 2027 |
| Bau eines Werks für Präzisionsmechanikkomponenten in Ćuprija | 30 | Shandong Golden Empire Precision Machinery Technology (GEB, China) | k.A. |
| Erweiterung und Modernisierung der Produktion von Schmiedeteilen im Werk 14. Oktobar in Kruševac | 25 | Czechoslovak Group (CSG, (Tschechien) | Oktober 2026 |
Zunehmende Konkurrenz für deutsche Maschinenlieferanten aus Fernost
Lokale Betriebe setzen gerne auf Maschinen und Anlagen "made in Germany". Im Jahr 2024 stiegen die Maschinenlieferungen aus Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent auf 724 Millionen Euro, berechnete der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Die Top-3-Maschinenkategorien waren dabei Antriebstechnik, Förderanlagen sowie Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen. In der Exportstatistik des VDMA liegt Serbien damit auf Platz 48. In den ersten drei Quartalen 2025 gingen die Lieferungen von Maschinen aus Deutschland nach Serbien um 8,9 Prozent auf 500 Millionen Euro zurück.
In den Jahren 2022 und 2023 übernahm China von Deutschland zwischenzeitlich die Position des wichtigsten Maschinenlieferanten für Serbien. Im Jahr 2024 konnten sich deutsche Anlagenexporteure die Pole Position wieder zurückholen. Doch drängt das Reich der Mitte strategisch immer stärker auf den Markt. Chinas Anteil an den serbischen Maschineneinfuhren stieg zwischen 2019 und 2024 von 20,5 auf 26 Prozent, während der Anteil deutscher Lieferanten bei 20,8 Prozent verharrte. Hauptgrund dürfte neben günstigerer Anschaffungskosten und steigenden chinesischen FDI das Freihandelsabkommen zwischen Serbien und China sein, das seit 2023 in Kraft ist. Zudem investieren chinesische Maschinenbauer in eigene Kapazitäten in Serbien. Fine Stamping (gehört zur Ningbo Zhenyu Technology Corporation) eröffnete im November 2025 ein Werk für Feinstanztechnik in Apatin.
Staat fördert Beschaffung neuer Maschinen
Der Bedarf an importierten Maschinen und Anlagen bleibt auf hohem Niveau. Die Regierung fördert Investitionen in neue Maschinen. Dafür müssen Firmen gewisse Kriterien erfüllen, zum Beispiel Arbeitsplätze schaffen. Als Ansprechpartner steht die serbische Entwicklungsagentur (RAS) zur Verfügung.
Branchenstruktur und Rahmenbedingungen
In Serbiens Maschinenbau waren 2022 laut der nationalen Statistikbehörde rund 1.040 Firmen aktiv. Das entspricht genau 0,5 Prozent aller Unternehmen im Land. Maschinenbaubetriebe beschäftigen dabei rund 16.000 Mitarbeiter. Der Maschinenbau erwirtschaftete 2022 mehr als 1,2 Milliarden Euro, was rund 1 Prozent des Umsatzes der serbischen Volkswirtschaft entspricht.
Die Branche ist geprägt von Kleinst- und Kleinunternehmen (zwischen 10 und 50 Beschäftigte). Sie zeichnen sich durch hohe Flexibilität aus, verfügen aber meist nur über einen geringen Automatisierungsgrad ihrer Produktion.
Ausländische Firmen bringen Know-how ins Land
Daneben ist die serbische Industrie von Investitionen aus dem Ausland geprägt. Zwischen 2010 und 2024 stiegen die FDI im Hightech-Sektor von 38 auf 69 Prozent. Investoren bringen Know-how und fortschrittliche Produktionsverfahren ins Land. Darunter befinden sich auch deutsche Mittelständler. Die Mühlbauer Group eröffnete am Standort Stara Pazova im Oktober 2025 ein hochautomatisiertes Werk zur Produktion biometrischer Dokumente.
| Unternehmen | Anmerkungen |
|---|---|
| Siemens Mobility | Produzent von Niederflur-Straßenbahnen und Einzelteilen mit Werk in Kragujevac |
| Grindex | Hersteller von Schleifmaschinen mit Werk in Kikinda |
| Inmold | Produzent von Spritzgusmaschinen und -formen mit Werk in Požega |
| D-Company | Werkzeugbauer für die Reifenherstellung aus Babušnica |
| Grundfos | Hersteller von Pumpen |
| Bizerba | Hersteller von Wiege-, Schneide- und Etikettiergeräten mit Werk in Valjevo |
| Wacker Neuson | Hersteller von Stahlbaukomponenten in Kragujevac |
| Gruner | Werkzeugbauer aus Vlasotince |
| Hansgrohe | Produzent von Armaturen mit Werk in Valjevo |
| MTU | Reparaturbetrieb für Triebwerksteile in Nova Pazova |