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Wirtschaftsumfeld | Schweiz | Investitionsklima

Unternehmerfreundliches Investitionsklima

Die Schweiz bietet ein liberales, innovatives Investitionsumfeld. Die OECD-Mindestbesteuerung könnte den Fokus von Steueroptimierung hin zu produktiven Investitionen verlagern. 

Von Oliver Döhne | Bonn

Die ausländischen Direktinvestitionen in der Schweiz sind in den vergangenen Jahren tendenziell gesunken. Allerdings sind diese Gesamtwerte nur begrenzt aussagefähig, um die Attraktivität des Landes für produzierende ausländische kleine und mittlere Unternehmen zu bewerten. Aufgrund der niedrigen Steuern der Schweiz machen Portfolioinvestitionen globaler Konzerne einen größeren Teil der Investitionsstatistik aus. Oft handelt es sich um sogenannte Zweckgesellschaften ohne operative Aktivitäten (Special Purpose Entities). Das ist auch der Grund, warum sich unter den größten Auslandsinvestoren Luxemburg und die Niederlande finden. 

Mehr Real Economy, weniger Konzernmanöver

Da die Schweiz, wie auch die meisten EU-Länder, schon zu Jahresbeginn 2024 die Mindestbesteuerung für Großkonzerne eingeführt hat, könnten sich solche Investitionen, die in erster Linie der Steueroptimierung gelten, deutlich abschwächen. Auch die von der Schweiz geplante Kontrolle beziehungsweise Genehmigungspflicht für Direktinvestitionen in strategischen Sektoren oder durch staatlich gelenkte ausländische Konzerne könnte hier zu weniger rein strategisch motivierten Merger und Aquisitions (M&A) führen. 

Was die Attraktivität für Direktinvestitionen in tatsächliche Produktionen und Dienstleistungsbetriebe betrifft, lag die Schweiz in einer Befragung der Beratungsgesellschaft von EY aus dem März 2023 unter 508 relevanten Entscheidern immerhin auf dem 8. Platz, allerdings hinter Deutschland. Wichtige reale Investoren sind, in jährlich unterschiedlicher Intensität, unter anderem die USA, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Deutschland. 

Der Handel setzt in der Schweiz verstärkt auf die Reinvestition seiner Gewinne. Trotz der hohen Einfuhrzölle für Lebensmittel und der starken Marktstellung der einheimischen Ketten Coop und Migros sind auch Aldi und Lidl in der Schweiz aktiv. In der chemischen Industrie sind eher Übernahmen an der Tagesordnung. Im Bereich Life Sciences haben zahlreiche globale Chemie- und Pharmafirmen ihren Hauptsitz und ihre Produktion in die Schweiz verlegt. Auch der Metallwirtschaft und im Maschinenbau flossen in den vergangenen Jahren Mittel aus dem Ausland zu. Beim Direktinvestitionsbestand liegt in der Schweiz zudem ein größer Betrag im Bereich Elektronik, Energie und Optik. Laut EY entwickelt sich die Schweiz und insbesondere der Standort Zürich seit einigen Jahren besonders bei Internet-Technologie/Software/IT-Services auffallend gut. 

Standort für hohe Wertschöpfung und Innovation

In Innovationsrankings ist die Schweiz stets auf den vorderen Plätzen zu finden, wenn nicht sogar ganz oben. Hochschulen wie die ETH in Zürich oder die EPF in Lausanne gelten in vielen technischen Disziplinen als Benchmark. Als besondere Stärke der Schweiz gilt die Nähe von Unternehmen und Forschungsinstitute und die Fähigkeit, Forschungsergebnisse in marktfähige Produkte umzusetzen. Hier dient auch die Agentur Innosuisse als Bindeglied. Landesweit gibt es zahlreiche Technologie- und Gründerparks, die Räumlichkeiten (für die Start- und Aufbauphase meist zu Vorzugskonditionen), gemeinsame Infrastrukturen und fachliche Betreuung bieten. 

Auch auf den Schutz des geistigen Eigentums legt das Land großen Wert. Die Schweiz punktet zudem mit ihrer zentralen Lage als Kommunikations- und Transportzentrum zwischen Nord und Südeuropa. Eine Herausforderung stellen die hohen Kosten für Löhne und Mieten sowie die umkämpften Arbeitskräfte dar. Weitere Informationen zu Arbeitsmarkt und Lohnentwicklung finden Sie in der GTAI-Publikation Lohn- und Lohnnebenkosten Schweiz

Die deutschen Investitionen in der Schweiz entfallen zumeist auf M&A-Aktivitäten oder Erweiterungsinvestitionen etablierter größerer Akteure. Die räumliche Nähe und auch die vergleichsweise hohen Lohnkosten sind für viele deutsche Firmen eher ein Argument, aus heimischer Produktion zu liefern. 

Auswahl deutscher Unternehmen mit Produktion in der Schweiz (Stand: Dezember 2023)

Unternehmen

Branche

Anmerkung
B.BraunMedizintechniku.a. Produktion von Sterilgut in Sempach und Escholzmatt (beide Luzern) sowie Crissier (Waadt)
StihlMotor- und Gartengeräteu.a. Produktion von Sägeketten und Heckenscheren in Wil und Bronschhofen (beide St. Gallen)
BayerAgrochemikalien, Pharmazieu.a. Produktion von Fungiziden in Muttenz (Basel-Landschaft) sowie Standorte in Zürich und Basel
WürthBaubedarfu.a. Produktion von Kunststoffdübeln in Hinwil (Zürich)
BASFChemische Erzeugnisseu.a. Produktion von optischen Aufhellern für Waschmittel in Monthey (Wallis), Grund- und Industriechemikalien in Pfäffikon (Zürich) sowie von Kunststoffadditiven in Kaisten (Aargau)
Quelle: Unternehmenswebsites

Investitionsförderung: niedrige Steuern und Hilfe bei der Ansiedlung

Die Ansiedlungspolitik der Schweiz besteht, auf nationaler Ebene, in erster Linie darin, möglichst gute Rahmenbedingungen für ein wirtschaftliches Engagement zu schaffen und potenzielle Investoren im Vorfeld eines Engagements zu informieren und zu beraten. Finanzielle Fördermaßnahmen erfolgen eher in Einzelfall. Investitionen in strukturschwächere Regionen fördert die schweizerische Bundesregierung in Kooperation mit den Kantonen über Steuererleichterungen im Rahmen der Regionalpolitik. 

Erster Ansprechpartner auf nationaler Ebene ist die staatliche Agentur Switzerland Global Enterprise, die insbesondere nach ausländischen Investoren in folgenden Bereichen sucht: Künstliche Intelligenz, Robotik, Advanced Manufacturing, Blockchain und personalisierte Gesundheit. 

Die meisten Kantone besitzen eigene Wirtschaftsförderstellen, bieten Steueranreize und helfen bei der Suche nach Räumlichkeiten und Grundstücken. Auch zinsgünstige Darlehen, Zuschüsse oder Bürgschaften sind im Einzelfall möglich. 

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

Anfang 2024 hat GTAI eine neue Ausgabe von Zoll und Einfuhr kompakt - Schweiz veröffentlicht - ein Kurzüberblick über Einfuhrverfahren, Warenbegleitdokumente, zu zahlende Abgaben sowie Verbote und Beschränkungen. 

 

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