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Wirtschaftsausblick | Südkorea
Die Wirtschaftsleistung hat bereits 2021 das Vor-Pandemie-Niveau deutlich übertroffen. Das Wachstum fällt aber wie schon 2022 auch im laufenden Jahr noch einmal geringer aus.
09.06.2023
Von Frank Robaschik | Seoul
Die südkoreanische Wirtschaft ist erfolgreich durch die Coronapandemie gekommen. Doch derzeit dämpft die schwächere Weltkonjunktur das Wachstum der exportorientierten Volkswirtschaft. Die reale Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) fiel laut der Zentralbank Bank of Korea (BOK) von 4,1 Prozent im Jahr 2021 auf 2,6 Prozent 2022. Im Jahr 2023 dürfte das Wachstum der Wirtschaftsleistung nochmal mindestens 1 Prozentpunkt geringer ausfallen.
Die Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes lag 2022 real 7,5 Prozent über dem Niveau von 2019. Im 1. Quartal 2023 sank sie nach vorläufigen Angaben um 3,3 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Besonders trifft Südkorea die stark gefallene Nachfrage nach Speicherchips, dem Hauptexportprodukt des Landes. Das Marktforschungsunternehmen Gartner prognostizierte im April 2023 allerdings, dass sich das Überangebot bei Speicherchips ab dem 2. Halbjahr 2023 auflöst. Demnach sollen bereits 2024 wieder Knappheiten entstehen und die Erlöse der Firmen deutlich steigen.
Größere Lieferkettenprobleme in der Automobilindustrie scheinen überwunden. Südkorea hat 2022 vor allem seine Exporte von Elektroautos deutlich gesteigert. Der Schiffbau profitiert von hohen Auftragseingängen 2021 und 2022 und dürfte trotz voraussichtlich deutlich geringerer Neuaufträge gut durch das Jahr 2023 kommen. Insbesondere die Nachfrage nach Flüssiggasschiffen war 2022 sehr hoch.
Bei Dienstleistungen gewinnt der E-Commerce zusätzlich an Bedeutung. Durch Lockerungen der pandemiebedingten Auflagen beim Social Distancing erholen sich das Hotelgewerbe und Restaurants sowie der internationale Personentransport. Damit tragen die Erleichterungen zur Stabilisierung der Konjunktur bei.
Im 1. Quartal von 2023 betrug das reale BIP-Wachstum nach vorläufigen Angaben 0,9 Prozent. Für das Gesamtjahr 2023 erwartet die Zentralbank BOK ein Plus von 1,4 Prozent. Für 2024 rechnet sie mit einer Zunahme der Wirtschaftsleistung von 2,3 Prozent. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für 2023 ein etwas höheres Wachstum von 1,5 Prozent. Die Deutsche Bank ist hingegen pessimistischer.
Bild vergrößernIndikator | 2021 | 2022 | Vergleichsdaten Deutschland 2022 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Milliarden US$) | 1.810 | 1.664 | 4.075 |
BIP pro Kopf (US$) | 34.984 | 32.237 | 48.630 |
Bevölkerung (Millionen) | 51,7 | 51,6 | 84,3 |
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = ... südkoreanische Won) | 1.146 | 1.294 | - |
Die Ausrüstungsinvestitionen fielen 2022 ausgehend von einem äußerst hohen Niveau um 0,9 Prozent. Im Jahr 2023 erwartet BOK ein Minus von 3,2 Prozent. Bei den Bauinvestitionen rechnet die Zentralbank für 2023 mit einem Rückgang von 0,4 Prozent. Erst für 2024 prognostiziert sie wieder Zuwächse bei beiden Arten von Investitionen.
Bei Halbleitern setzen Samsung Electronics und SK Hynix auf mehr Auftragsfertigung. Dennoch will SK Hynix seine Ausrüstungsinvestitionen 2023 gegenüber dem Vorjahr mehr als halbieren. Investitionen in Elektromobilität, autonomes Fahren, Robotik, Flugtaxis, Biopharmazeutika sowie in die Wasserstoffwirtschaft, Datenzentren und künstliche Intelligenz laufen weiter. Bei Displays setzen Firmen des Landes auf OLED. Südkoreanische Batteriehersteller bauen viele neue Werke im Ausland; die chemische Industrie investiert in vorgelagerte Chemikalien.
Den bereits enorm hohen Stromverbrauch will Südkorea noch steigern. Der Fokus für den Ausbau liegt auf Kernkraft und erneuerbaren Energien. Daneben errichtet das Land zahlreiche Gaskraftwerke.
Projektbezeichnung | Summe | Projektstand | Anmerkung |
---|---|---|---|
Investitionsplan von Samsung Electronics | 355 | 2022 bis 2026 | Halbleiter (darunter Fertigung von Logikchips und Ausbau der Auftragsproduktion, einschließlich 17 Milliarden US$ für neues Werk in den USA und Ausbau von Fabless), Biotechnologie, künstliche Intelligenz, Kommunikation der nächsten Generation; 284 Milliarden US$ sollen im Inland investiert werden |
Investitionsplan der SK-Gruppe | 195 | 2022 bis 2026 | Halbleiter (vor allem SK Hynix), Wafer und Halbleiterchemikalien für 112 Milliarden US$, darunter Cluster in Yongin; daneben u.a. Batterien, Wasserstoff, Digitales und Biotechnologie; 141 Milliarden US$ sollen im Inland investiert werden |
4. Plan zum Ausbau des Eisenbahnnetzes | 78 | 2021 bis 2030 | Ausbau des Schienenverkehrs |
Investitionen in zukünftige Mobilität der Hyundai Motor Group | 60 | 2022 bis 2025 | Vor allem Elektroautos, Mobilitätsdienstleistungen, Wasserstofffahrzeuge, autonomes Fahren, Flugtaxis und Robotik; darunter 5 Milliarden US$ für Werk für Elektroautos und Batteriezellen in Georgia (USA) |
Investitionen in Batterien für Elektroautos und Vorprodukte | Mehr als 40 | 2021 bis 2030 | Investitionen im Ausland und in Südkorea der Unternehmensgruppen LG, SK, Samsung, POSCO und Zulieferer |
Aufbau von Wasserstoffwirtschaft | 40 | 2019 bis 2030 | Angekündigte Investitionen der Unternehmensgruppen Hyundai Motor, SK, POSCO, Hanwha, Hyosung und der staatlichen Korea Gas Corporation |
Informationen zu aktuellen Vorhaben finden Sie auf der Länderseite Südkorea in der Rubrik "Entwicklungsprojekte".
Im Jahr 2022 stieg der private Konsum real um 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei halfen Nachholeffekte aus der Covid-19-Pandemie. Inzwischen hat die Zentralbank jedoch mehrfach die Zinsen erhöht, um die Inflation und die Verschuldung der privaten Haushalte einzudämmen. Daher schwächt sich das Wachstum ab. Für das Gesamtjahr 2023 prognostiziert BOK einen Zuwachs des privaten Verbrauchs von 2,3 Prozent. Für 2024 erwartet sie ein reales Plus von 2,4 Prozent.
Der von BOK erhobene Composite Consumer Sentiment Index stieg im Mai 2023 auf 98 Punkte. Damit sind südkoreanische Konsumenten zwar immer noch leicht pessimistisch, aber deutlich zuversichtlicher als im Februar 2023 mit 90 Punkten. Die Anzahl der Beschäftigten lag im April 2023 etwa 300.000 Personen über dem Niveau des Vorjahresmonats. Damit fällt die Zunahme geringer aus als in den meisten vorangegangenen Monaten.
Für Südkorea war 2022 ein Rekordjahr im Außenhandel. Hohe Rohstoffkosten führten allerdings auch zu einem Spitzenwert beim Handelsbilanzdefizit in Höhe von knapp 48 Milliarden US-Dollar (US$). In den ersten fünf Monaten 2023 fielen Südkoreas Exporte auf US-Dollar-Basis nominal um 13,5 Prozent, die Importe sanken um 6,9 Prozent. Bei den Ausfuhren belasten Südkorea die gesunkenen Exporte von Speicherchips, die von Januar bis April 2023 auf etwa die Hälfte des Werts im entsprechenden Vorjahreszeitraum schrumpften. Bei der Erholung der Einfuhren dürfte aber die langsame Normalisierung der Rohstoffpreise helfen.
Für das Gesamtjahr 2023 erwartet die Zentralbank BOK, dass die Exporte nominal um 6,2 Prozent und die Importe um 7,9 Prozent zurückgehen. In realen Größen sollen die Aus- und Einfuhren etwa auf dem Niveau von 2022 bleiben.
Deutsche Exporte nach Südkorea wuchsen im 1. Quartal 2023 nominal um 9,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 5,5 Milliarden Euro. Das Plus resultiert vor allem aus höheren Lieferungen deutscher Pkw nach Südkorea.
2021 | 2022 | Veränderung | |
---|---|---|---|
Importe | 615,1 | 731,4 | 18,9 |
Exporte | 644,4 | 683,6 | 6,1 |
Handelsbilanzsaldo | 29,3 | -47,8 | - |