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Wirtschaftsausblick | Thailand

Die Konjunktur gerät zunehmend ins Stocken

Thailand gehört zu den Wachstums-Schlusslichtern in Südostasien, denn die US-Zölle und strukturelle Probleme belasten die Wirtschaft zunehmend.

Von Frank Malerius | Bangkok

Top-Thema: US-Zölle erschweren den Export

Der Zollkonflikt stellt Thailand vor große Herausforderungen. Die USA sind Thailands wichtigster Exportmarkt und US-Importeure müssen jetzt Zusatzzölle von 19 Prozent auf Lieferungen aus Thailand zahlen. Zudem muss das Königreich geschützte Märkte für US-Waren öffnen und soll damit seinen immensen Handelsüberschuss mit den USA abbauen. Gleichzeitig verpflichtet sich Thailand, keine "Transshipments" zuzulassen, bei denen vor allem chinesische Unternehmen Fertigwaren über Thailand in die USA weiterleiten, um US-Zölle zu umgehen.

Die neuen Auflagen kommen zu einer ungünstigen Zeit, denn Thailand leidet seit Jahren unter einer Wachstumsschwäche und die Aussichten bleiben trübe. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert, dass die thailändische Wirtschaft von 2025 bis 2030 durchschnittlich nur um 2,2 Prozent pro Jahr wachsen werde. Die prognostizierte Rate ist nur halb so hoch wie die für die anderen großen ASEAN-Schwellenländer Indonesien, Malaysia, die Philippinen und Vietnam.

Strukturelle Defizite belasten Konsum und Investitionen

Die Gründe für die Wachstumsschwäche sind vielfältig, haben oft strukturellen Charakter und sind kurzfristig nicht zu lösen. Die privaten Haushalte haben sich im Laufe der Jahre hoch verschuldet und können sich teure Konsumgüter nun kaum noch leisten. Die Käufe von Pkw brachen 2024 um 25 Prozent ein. Eine Erholung ist nicht in Sicht und dies schadet der heimischen Kfz-Industrie, dem industriellen Rückgrat des Landes. 

Weitere Strukturprobleme sind die geringe Geburtenrate und die Alterung der Gesellschaft. Sie lassen die Erwerbsbevölkerung schrumpfen. Auch dessen Ausbildungsniveau ist für die Ambitionen des Staates und die Ansprüche der Betriebe zu niedrig. 

Symbolpolitik statt Lösungen

Die politischen Rezepte erschöpfen sich in Symbolpolitik. Nach der Verteilung von Helikoptergeld an weite Teile der Bevölkerung zu Beginn des Jahres 2025 soll nun mit insgesamt 1,4 Milliarden US$ teuren staatlichen Subventionen der private Konsum angekurbelt werden. Unangetastet bleiben hingegen Privilegien politisch gut vernetzter Eliten, die vor in- und ausländischer Konkurrenz geschützt werden.

Auslandsinvestitionen kommen zwar zunehmend aus China, aber Thailand benötigt dringend noch mehr ausländische Engagements. Das Königreich hat gegenüber Vietnam immer öfter das Nachsehen. Laut Daten der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) zog Thailand 2024 rund 10,6 Milliarden US$ an Auslandsinvestitionen an Vietnam erhielt etwa doppelt so viele.

Hinzu kommen andauernde politische Querelen. Die aktuelle Übergangsregierung und die angekündigten Wahlen im März 2026 verunsichern die Wirtschaft. Darüber hinaus hat der kriegerische Grenzkonflikt mit Kambodscha den Handel zwischen beiden Ländern teilweise zum Erliegen gebracht. Auch insgesamt gibt der Außenhandel keine neuen Impulse.

Wirtschaftsentwicklung: Industrie fällt zurück 

Eigentlich ist Thailand für ausländische Unternehmen ein sehr solider Standort, hat es in der jüngeren Vergangenheit aber versäumt, Industrien mit höherer Wertschöpfung anzuziehen. So wie es Malaysia mit seiner Elektronikindustrie gelungen ist. Zwar wächst die thailändische Elektronikbranche, weil Produktionen aus China verlagert werden. Doch die Fabriken fertigen nur einfache, arbeitsintensivere Produkte wie Computerfestplatten, integrierte Schaltungen oder Haushaltsgeräte.

Die Investitionsförderstelle Board of Investment (BOI) hat Anreizprogramme für die Modernisierung und Digitalisierung verschiedener Industriezweige aufgelegt. Aber Investoren haben in der ASEAN-Region die Wahl zwischen mehreren ähnlich attraktiven Standorten.

Um zumindest graduell die Wettbewerbsposition zu verbessern, hat das BOI Ende 2025 das Programm "FastPass" vorgestellt, das Genehmigungen beschleunigen und ungefähr 15 Milliarden US$ an Investitionen in 80 Großprojekten schnell aktivieren soll. Auch die Vergabe von Arbeitsvisa an Ausländer soll erleichtert werden.

Deutsche Perspektive: Immer mehr Beschaffungen von Elektronik

Die deutschen Exporte nach Thailand sanken 2024 um 5,2 Prozent. In den ersten neun Monaten des Jahres 2025 blieben sie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum immerhin stabil. Weil Thailand 2025 aber immer mehr Waren importiert, verliert die deutsche Exportwirtschaft gegenüber anderen Lieferanten - insbesondere aus China - Marktanteile. Dabei ist zu berücksichtigen, dass deutsche Unternehmen auch von ihren Standorten in China nach Thailand exportieren.

Thailand wird für die deutsche Wirtschaft als Beschaffungsmarkt wichtiger. Von Januar bis September 2025 legten die Importe aus Thailand im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf einen neuen Rekord zu. Deutschland verzeichnete in diesem Zeitraum sein elfthöchstes Außenhandelsbilanzdefizit mit Thailand. 

Der starke Zuwachs kommt überwiegend aus der Elektronikbranche und mutmaßlich von chinesischen Unternehmen, die Produktionen in das Königreich verlagert haben, um US- und EU-Zölle zu umgehen. Thailand ist mittlerweile Deutschlands fünftgrößter Lieferant von elektronischen Bauteilen - hinter China, Taiwan, Malaysia und den Philippinen.

Hoffnung auf Freihandelsabkommen

Die deutsche Wettbewerbsposition gegenüber asiatischen und US-amerikanischen Konkurrenten könnte sich wieder verbessern. Die EU und Thailand verhandeln seit September 2023 über ein Freihandelsabkommen, das den Handel mit Waren und Dienstleistungen sowie Investitionen erleichtern soll. Beide Seiten wollen es 2026 abschließen. Der Handlungsbedarf steigt, weil Indonesien und die EU im September 2025 die Verhandlungen über ein Abkommen abgeschlossen haben.

Einen Überblick über die Standortbedingungen bietet unser Wirtschaftsstandort. In der GTAI-Reihe Arbeitsmarkt finden Sie alle Informationen über Arbeitskräfte, Lohnkosten und Arbeitsrecht.

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