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Wirtschaftsausblick | USA

Konjunkturaussichten für die USA haben sich eingetrübt

Das US-Wirtschaftswachstum dürfte sich 2025 gegenüber dem Vorjahr halbieren. Auch für 2026 fallen die Prognosen verhalten aus.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Topthemen: Unsicherheit wirkt sich lähmend aus 

Donald Trump hat eine Wirtschaft im Bestzustand übernommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs 2023 und 2024 um jeweils knapp 3 Prozent. Am Arbeitsmarkt herrschte Vollbeschäftigung. Doch seine erratische Zollpolitik würgte innerhalb kürzester Zeit den Konjunkturmotor ab. Grund dafür ist die hohe Unsicherheit, unter der Unternehmen und Haushalte leiden.

Die Vorhersehbarkeit in Sachen Zollpolitik tendiert gegen null. Im Wochenrhythmus werden Zölle angekündigt, eingeführt, zurückgenommen oder aufgeschoben. Kaum jemand weiß, welche Regelung aktuell gültig ist. Die Hoffnung, es werde dank neuer Abkommen rasch zu mehr Klarheit kommen, könnte sich als trügerisch erweisen.

So muss die durch Massenentlassungen ausgedünnte US-Bürokratie mit Dutzenden von Handelspartnern parallel entsprechende "Deals" schließen. Diplomaten wissen: Das Aushandeln von klassischen Handelsabkommen benötigt in der Regel viele Jahre. Hinzu kommt, dass Donald Trump das Heft des Handelns teils aus der Hand genommen wird. Zunehmend schalten sich Gerichte in die Zollpolitik ein. Auch der US-Kongress mit seinen unsicheren Mehrheiten könnte hier künftig eine größere Rolle spielen.

02 Juli 2025

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Viele Investitionspläne liegen auf Eis 

Unternehmen fehlt in der Folge die Basis für ihre Geschäftsentscheidungen. Es macht sich eine Art Abwartehaltung breit und nicht wenige Investitionsvorhaben liegen vorerst auf Eis. Zugleich müssen die Firmen mit einer schwächelnden Inlandsnachfrage rechnen. Die großen Einzelhandelskonzerne haben Gewinnwarnungen herausgegeben und Preissteigerungen angekündigt. Die US-Haushalte zeigen sich zurückhaltend. Viele Menschen bangen zunehmend um ihre Jobs.

Zwar lag die Erwerbslosenquote gemäß dem Arbeitsministerium im Mai 2025 mit 4,2 Prozent immer noch nahe der Vollbeschäftigung. Laut einstimmigen Medienberichten haben sich aber die Jobchancen für Schul- und Universitätsabsolventen massiv verschlechtert. Viele Unternehmen verzichten auf Neueinstellungen. So kam im April 2025 auf eine neu geschaffene Stelle genau ein Bewerber. Zwei Jahre zuvor lag die Quote noch bei 0,6.

Auf weitere Impulse mittels Steuererleichterungen müssen Unternehmen und Konsumenten warten. Der Haushaltsentwurf des US-Kongresses ist auf massive Kritik gestoßen, da er die ohnehin kritische Verschuldung der USA weiter in die Höhe treiben wird. Diese Problematik, die im Wahlkampf 2024 noch keine Rolle spielte, ist ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

Vertrauen in den Dollar sinkt, Verschuldung steigt

Das Vertrauen der internationalen Anleger in den US-Dollar (US$) wankt, was sich in sinkenden Wechselkursen, aber auch in steigenden Zinsen für US-Anleihen auswirkt. Daher muss der Staat immer mehr Geld für die Bedienung seiner Schulden aufbringen. Die Zinsaufwendungen stellen bereits den größten Ausgabeposten im Bundeshaushalt dar. Die Mittel fehlen dann, etwa im investiven Bereich oder im Gesundheitsetat.

Vonseiten der Zentralbank ist keine Entlastung zu erwarten. Sie hält sich angesichts der Zollpolitik mit Zinssenkungen zurück. Die meisten Ökonomen erwarten für 2025 eine steigende Inflation. Denn die US-Importeure dürften einen Großteil der Zölle an die Endkonsumenten weiterreichen.

Wirtschaftliche Entwicklung: Wachstum soll sich 2025 halbieren

Die Vorhersagen für das Wirtschaftswachstum 2025 und 2026 sind mit viel Unsicherheit behaftet, da sich der weitere Verlauf des Handelskonflikts nicht voraussehen lässt. Im Verlauf des 1. Halbjahres haben viele Institute ihre Prognosen bereits zweimal angepasst. Die meisten Volkswirte gehen derzeit von einer Zunahme des BIP für das laufende Jahr von real 1,5 Prozent aus. Damit würde sich das Wachstum gegenüber dem Vorjahr in etwa halbieren.

Abgesehen von der erratischen Zollpolitik bleiben die Grundvoraussetzungen gut. Die großen IKT-Konzerne investieren massiv in künstliche Intelligenz und neue Datenzentren. Die USA dürften ihren technologischen Vorsprung weiter ausbauen. Auch im Pharmasektor sowie im Halbleiterbereich befinden sich Investitionsprojekte im Umfang von einigen Hundert Milliarden US$ in der Pipeline.

Deutsche Perspektive: Die fetten Jahre sind vorbei

Die Exporte der Bundesrepublik in die USA erreichten 2024 einen Rekordwert. Für das laufende Jahr haben sich die Aussichten jedoch eingetrübt. Zwar erlebten die US-Einfuhren im 1. Quartal 2025 einen regelrechten Boom. Viele Firmen füllten vor dem Inkrafttreten der Zölle ihre Lager auf. Doch im April und Mai brachen die Importe ein.

Deutsche Exportunternehmen leiden nicht nur unter den bestehenden Zöllen. Viele haben auch die Übersicht darüber verloren, welche Regelungen aktuell bestehen oder inwieweit sich einzelne Zölle aufaddieren. Sie schalten daher zunehmend Zollagenten ein, was entsprechend teuer ist. Die Dollarabwertung drückt zusätzlich auf die Margen.

Die deutschen Industriezweige werden von den Zöllen unterschiedlich hart getroffen. So leidet die Automobilindustrie stark unter den sektoralen Abgaben auf Autos, Kfz-Teile sowie auf Stahl und Aluminium. Nur etwa die Hälfte der in den USA verkauften Fahrzeuge wird derzeit im Inland produziert. Dabei handelt es sich zumeist um große SUV. Limousinen und kleine SUV werden importiert. Einige Modelle könnten künftig vom Markt verschwinden.

Weniger besorgniserregend ist die Lage im Maschinenbau. Hier gelten die sektoralen Zölle auf Stahl und Aluminium lediglich anteilig. Deutsche Hersteller liefern oft Spezialtechnologie. In ihren Sparten gibt es meist nur wenige oder gar keine einheimischen Konkurrenten. Da die Alternativen fehlen, werden die amerikanischen Endkunden einen Großteil der Zollkosten tragen müssen.

Weitere Informationen finden Sie auf der GTAI-Länderseite USA.

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