Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

aerial top view container ship Park for import export logistics in pier, thailand, Containerschiff, Pier, Thailand Containerschiff, Thailand | © Getty Images/anucha sirivisansuwan

Special | USA | US-Zollpolitik

Die USA bleiben bei ihrer Zickzackpolitik

Ob der Zoll-Deal zwischen der EU und den USA von Dauer ist, bleibt abzuwarten. Denn der Teufel dürfte im Detail stecken. Unternehmen müssen lernen, mit der Unsicherheit zu leben.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Einen großen Vorteil hat Donald Trumps Handelspolitik: Es wird nie langweilig. Wöchentlich werden neue Zölle angekündigt oder angedroht, alte auf Eis gelegt beziehungsweise Fristen nach hinten verschoben. Im Umkehrschluss heißt das: Die Vorhersehbarkeit tendiert gegen null. Zwar gibt es mit der am 27. Juli 2025 verkündeten Einigung, wonach auf den Großteil der US-Importe aus der EU 15 Prozent Zoll aufgeschlagen werden, einerseits Erleichterung, denn im Raum stand das Doppelte. Doch ob damit die Verunsicherung bei den Marktteilnehmern weicht, bleibt offen. 

Unternehmen wussten monatelang nicht, auf welcher Basis sie ihre Investitionsentscheidungen treffen können. Ob sich die Firmenchefs jetzt auf der sicheren Seite wähnen können, muss abgewartet werden. Bei den Konsumenten indes hält die Kaufzurückhaltung an. Die Folgen dürften für die USA schwerwiegender sein als für die Handelspartner. Während diese zumeist einen Rückgang ihrer Wirtschaftsleistung von einigen Zehntelprozentpunkten erwarten, soll sich das Wirtschaftswachstum in den USA 2025 laut den meisten Prognosen auf rund anderthalb Prozent halbieren.

Noch zeigen allerdings die Statistiken keinen starken Einbruch. Das hat vor allem damit zu tun, dass sie zurückblicken und bis Anfang Juli verhältnismäßig wenig Zölle in Kraft getreten waren. Neben dem 10-Prozent-Zoll auf sämtliche Handelspartner gelten seit dem Frühjahr 25 Prozent auf Autos und Kfz-Teile sowie 50 Prozent auf Stahl und Aluminium.

Doch für Anfang August 2025 hat Trump umfangreiche Zölle die Aktivierung der sogenannten reziproken Zölle für Länder angekündigt, die bis zu diesem Stichtag kein Handelsabkommen mit den USA abgeschlossen haben. Eine weitere Verschiebung steht im Raum: So peilt Finanzminister Scott Bessent den 1. September 2025 als Deadline an.

Das eigentliche Problem besteht darin, dass die USA praktisch mit allen Ländern der Welt entsprechende Abkommen schließen müssten. Es bleibt schleierhaft, wie die von Massenentlassungen geschwächte Bürokratie dies bewerkstelligen soll. Jeder Diplomat weiß: Traditionelle Handelsabkommen brauchen für ihr Zustandekommen viele Jahre.

Details bisheriger Zollvereinbarungen bleiben im Dunkeln

Die jüngste Einigung mit der EU kann als voller Erfolg für Trump gewertet werden; allein schon deshalb, weil die US-Unterhändler der EU Kaufzusagen für Energie im dreistelligen Milliardenbereich abringen konnten. Amerikanische Importautos sollen künftig sogar zollfrei in die EU gelangen.

Abgesehen davon hat Trump zum Sommer 2025 relativ wenig Erfolg vorzuweisen. Mit dem Vereinigten Königreich, China und Vietnam soll es zu entsprechenden Vereinbarungen gekommen sein, deren genaue Details aber größtenteils unbekannt sind. Zudem unterzeichneten Japan, Indonesien und die Philippinen entsprechende Papiere. Auch wenn von Washington immer mehr solcher Abkommen verkündet werden, so dürfte es sich dabei eher um sehr grobe vorläufige Vereinbarungen handeln. Die genauen Details werden auf sich warten lassen.

Zudem stellt sich die Frage, wie belastbar diese Vereinbarungen wirklich sind. Mit China kochten wenige Wochen nach einem ersten Abkommen Konflikte hoch und es musste eine weitere Vereinbarung geschlossen werden. Zudem lässt Trumps Handelsweise darauf schließen, dass er sich an einmal geschlossene Abkommen nicht immer gebunden fühlt. 

Das alles ist auch den Handelspartnern bekannt. Sie wissen, dass Trump ein Meister der Ankündigungen ist und schon zahlreiche Kehrtwenden gemacht hat. Doch mehr und mehr kristallisiert sich heraus, dass an den allgemeinen Zöllen von 10 Prozent, die bereits gelten, nicht zu rütteln ist. Letztendlich dürfte Trumps Verhandlungspraxis erst Maximalforderungen stellen, dann Kompromisse eingehen damit erfolgreich sein. Denn die meisten Länder werden froh sein, wenn sie aus den Verhandlungen mit weniger als 20 Prozent herausgehen.

US-Konsumenten werden die Hauptlast tragen

Trumps Zollpolitik hat zudem zu einer deutlichen Abwertung des Dollars geführt. Darunter werden die Margen der ausländischen Zulieferer zusätzlich leiden. Dennoch werden am Ende des Tages die amerikanischen Konsumenten die Hauptlast der Zollpolitik schultern müssen. Anders als in Trumps Vorstellungswelt zahlen zunächst die US-Importeure die Abgabe. Diese werden sie, wenn es wenig einheimische Anbieter gibt, weitgehend auf die Endkunden abwälzen. Das ist vor allem bei Konsumwaren der Fall. Aber auch bei vielen Kapitalgütern etwa bei Aluminium oder bestimmten Maschinen besteht eine hohe Importabhängigkeit.

Updates zur US-Zollpolitik

Die Bestimmungen können sich täglich ändern. Den aktuellen Stand finden Sie auf unserer GTAI-Sonderseite Handelspolitik unter Trump.

Deutsche Exporteure müssen daher nicht damit rechnen, den vollen Zollsatz aus eigener Tasche zu zahlen. Zudem könnten sie sogar profitieren, weil Waren aus der EU nach der Einigung vom 27. Juli 2025 mit einem deutlich niedrigeren Zollsatz als solche aus China belegt werden. Die Volksrepublik ist auf dem US-Markt bei Kapitalgütern wie Maschinen ein wichtiger Konkurrent für deutsche Firmen.

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