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Wirtschaftsumfeld | Kanada

Deutsche Firmen investieren in Kanadas grüne Transformation

Rund 700 deutsche Unternehmen sind in Kanada aktiv – besonders in den Bereichen Maschinenbau, Logistik, Chemie, Digitalisierung und Umwelttechnologien.

Von Heiko Steinacher | Toronto

Deutschland und Kanada intensivieren ihre Partnerschaft: Das zeigt sich an der Energiekooperation und dem Wasserstoffabkommen von 2022. Kanada war zudem Partnerland der Hannover Messe 2025, was die strategische Bedeutung weiter unterstreicht. Der geplante Bau einer Gigafactory durch Volkswagen ist derzeit das herausragende Großprojekt der deutschen Industrie in Kanada. Siemens hat parallel zur Hannover Messe ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für Batterien in Kanada angekündigt.

Nach dem pandemiebedingten Einbruch 2020 erholten sich die Zuflüsse an ausländischen Direktinvestitionen (FDI) nach Kanada rasch. Im Jahr 2021 stieg das Land auf Rang 5 der weltweit beliebtesten FDI-Ziele auf. Kanada ist insbesondere für Investitionen in Batterietechnologie, Wasserstoff, künstliche Intelligenz und saubere Industrieprozesse attraktiv.

Die USA bleiben laut dem aktuellen FDI Report 2024 von Invest in Canada mit knapp der Hälfte aller FDI-Bestände der mit Abstand wichtigste Investor in Kanada, trotz wachsender geopolitischer Spannungen.

Dahinter folgten – mit größerem Abstand – das Vereinigte Königreich (6,8 Prozent), die Niederlande (5,1), Japan (4,3), die Schweiz (3,9) und Deutschland, das seinen Anteil gegenüber dem Vorjahr leicht steigern konnte (von 2,9 auf 3,2 Prozent) und damit ein bedeutender europäischer Investor bleibt. Der Anteil Chinas betrug 2,7 Prozent.

Deutsche Unternehmen mit starker Präsenz in Kanada

Rund 700 deutsche Firmen sind in Kanada aktiv. Besonders in den Bereichen Maschinenbau, Logistik, Chemie, Digitalisierung und Umwelttechnologien ist Deutschland stark vertreten. Neben bekannten Namen wie BASF, Siemens, SAP, DHL und K+S investieren zunehmend auch Mittelständler. Die meisten gründen Vertriebsgesellschaften, einige betreiben eigene Produktionsstätten.

SAP und DHL bauen ihre digitale Infrastruktur und Logistiknetzwerke in Kanada weiter aus, insbesondere in der Region Toronto. K+S betreibt mit der Kalimine Bethune in Saskatchewan eines der größten deutschen Einzelprojekte. Doch der Spitzenplatz könnte bald an Volkswagen (VW) gehen: Die VW-Tochter PowerCo SE baut in St. Thomas, Ontario, eine Gigafactory für Batteriezellen. Die Investitionssumme liegt bei rund 5,2 Milliarden US$; 2027 soll die Produktion anlaufen. Bis zu 3.000 Arbeitsplätze entstehen.

Auswahl der größten deutschen Investoren in Kanada (Stand: Juni 2025)

Unternehmen

Branche

Angestellte

Standorte

Siemens CanadaMaschinenbau

4.400

37

SAP Canada Softwareentwicklung

2.961

6

Bayer Canada Pharma, Arzneimittel

1.300

2

BASFchemische Produktion

1.000

10

K+S Potash CanadaBergbau

500

3

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

Hohe Lohn- und Mietkosten belasten Unternehmen

Im verarbeitenden Gewerbe weist Kanada im internationalen Vergleich hohe Lohnkosten auf. In einigen Industriezweigen hat das Land in den letzten Jahren als Produktionsstandort an Wettbewerbsfähigkeit verloren – insbesondere in den teuren Metropolregionen. 

In Städten wie Toronto und Vancouver müssen Unternehmen mit hohen Fixkosten für Büro- und Gewerbeflächen rechnen. Das erschwert auch die Fachkräftegewinnung, da die Lebenshaltungskosten – insbesondere für Wohnen – stark gestiegen sind. Die Immobilienmärkte in beiden Städten gelten als überhitzt. Wohnraum ist knapp und die Preise steigen schneller als die Einkommen. Manche Firmen weichen an die Stadtränder oder in kleinere Zentren aus.

Unterschiede zwischen Provinzen erfordern eine standortspezifische Steuerplanung

Der bundesweite Körperschaftsteuersatz in Kanada beträgt 15 Prozent. Für kleinere, wachstumsorientierte Unternehmen mit operativem Geschäft in Kanada (small businesses) liegt der Satz bei 9 Prozent. Zusätzlich erheben die Provinzen eigene Körperschaftsteuern, die je nach Standort variieren. Hier herrschen teilweise große regionale Unterschiede. Der kombinierte effektive Steuersatz (Bund und Provinz) liegt im Jahr 2025 bei durchschnittlich 26,5 Prozent.

Investitionsförderung auf mehreren Ebenen

Zentrale Anlaufstelle für ausländische Unternehmen, die in Kanada investieren möchten, ist die nationale Investitionsförderungsgesellschaft Invest in Canada, die 2018 gegründet wurde.

Auch auf regionaler und kommunaler Ebene arbeiten zahlreiche Investitionsfördergesellschaften, die aktiv bei Ansiedlungen unterstützen und die eng mit Invest in Canada kooperieren. Dazu zählen zum Beispiel Toronto Global, Invest Ottawa und Edmonton Global. Die Strukturen ähneln dem deutschen Wirtschaftsfördersystem.

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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