Wirtschaftsausblick | Spanien
Spaniens Wirtschaft wächst trotz globaler Unsicherheiten
Die Aussichten für die spanische Wirtschaft sind besser geworden: Die EU-Kommission hat ihre Prognose für das Wachstum heraufgesetzt. Wachstumsmotor bleibt der private Konsum.
30.05.2025
Von Friedrich Henle | Madrid
Top-Thema: Energiebranche nach Blackout im Fokus
Am 28. April 2025 fiel zur Mittagszeit in ganz Spanien die öffentliche Stromversorgung aus. Es dauerte mehrere Stunden bis das Problem behoben war. Die Ursachen des Vorfalls sind noch nicht abschließend geklärt. Untersuchungen laufen beim spanischen Netzbetreiber Red Eléctrica sowie beim europäischen Verband der Netzbetreiber ENTSO-E. Der Blackout rückt die Sicherheit der Stromversorgung und die weitere Entwicklung der Energiebranche in den Fokus.
Spanien hat den Ausbau der Erneuerbaren stark vorangetrieben. Experten mahnen, nun auch den weiteren Ausbau des Übertragungsnetzes zu forcieren und zusätzliche Speichermöglichkeiten zu schaffen. Auf europäischer Ebene will sich die Regierung dafür einsetzen, die bisher spärlichen, grenzüberschreitenden Stromnetze zügiger auszubauen.
Wirtschaftsentwicklung: Wachstum weiter über dem EU-Durchschnitt
Die spanische Wirtschaft wächst, trotz des schwierigen weltwirtschaftlichen Umfelds. In ihrer im Mai 2025 veröffentlichten Frühjahrsprognose hebt die EU-Kommission die Wachstumsaussichten für das laufende Jahr an. Das spanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll real um 2,6 Prozent steigen, 0,3 Prozentpunkte mehr als noch im November 2024 vorausgesagt. Damit liegt das Land weiterhin deutlich über dem durchschnittlichen BIP-Wachstum in der EU, das die EU-Kommission von 1,5 auf 1,1 Prozent gesenkt hat.
Ein Hauptgrund für die guten Aussichten in Spanien ist die hohe private Nachfrage. Neue Arbeitsplätze und reale Einkommenszuwächsen sorgen für mehr Konsum. Hinzu kommt eine starke Einwanderung, vor allem aus Lateinamerika. Laut nationaler Statistikbehörde INE stieg die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner in Spanien von Anfang 2021 bis Anfang 2025 um 1,7 Millionen auf 49,1 Millionen Menschen.
Insgesamt wird der private Konsum laut EU-Kommission 2025 mit 2,9 Prozent weiter so stark zunehmen wie im Vorjahr. Doch die hohen Lebenshaltungskosten bleiben für viele Menschen ein großes Problem. Insbesondere in den Großstädten klettern die Mieten und Kaufpreise für Immobilien in immer neue Höhen.
Investitionen: Stärkerer Anstieg im Jahr 2025 erwartet
Bei den Investitionen erwartet die EU-Kommission einen Anstieg um 3,4 Prozent, nach 3,0 Prozent im Jahr 2024. Dabei sollen die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen mit einem Plus von 5,5 Prozent am stärksten steigen. Bei den öffentlichen Investitionen ist mit 3,0 Prozent Zuwachs zu rechnen. Einen großen Anteil daran haben EU-Fördermittel und große Infrastrukturprojekte, zum Beispiel im Eisenbahnsektor.
Die Bauinvestitionen werden der Prognose zufolge 2025 um 2,7 Prozent zulegen. Derzeit fließen zum Beispiel mehr Gelder in Logistikprojekte und in Rechenzentren. Auch im Wohnungsbau gehen die Zahlen wieder leicht nach oben. Dennoch fehlen - insbesondere in den großen Städten bezahlbare Wohnungen.
Positiv auf die Investitionen wirken die 77,2 Milliarden Euro Zuschüsse des EU-Förderprogramms NextGenerationEU. Inklusive zusätzlicher Kredite aus der Aufbau- und Resilienzfazilität kann Spanien 164 Milliarden Euro an Hilfen für den Zeitraum 2021 bis 2027 einplanen.
Außenhandel: US-Zölle belasten nicht allzu stark
Spanien befindet sich im Handelsstreit der USA mit der EU in einer besseren Lage als andere Länder. Im Jahr 2024 exportierte es weniger als 5 Prozent seiner Güter in die USA. Das spanische Wirtschaftsforschungsinstitut FUNCAS beziffert die Auswirkungen der Trump-Zölle auf das spanische BIP auf ein Minus von "nur" 0,25 Prozentpunkten, falls diese pauschal auf 20 Prozent erhöht werden. Eingerechnet sind hier auch indirekte Effekte durch Lieferungen an europäische Kunden.
Dennoch sind einige Branchen vom Zollstreit stark betroffen, wie Germany Trade & Invest in einer europaweiten Studie analysiert hat. Dazu gehören die Pharma- und die Kfz-Zulieferbranche. Außerdem verweisen im Agrarsektor die Wein- und Olivenbauern darauf, dass in den US-Markt etwas mehr als 10 Prozent ihrer gesamten Exporte flössen.
Beim Außenhandel insgesamt erwartet die EU-Kommission steigende Zahlen für Spanien. Für die Importe von Waren und Dienstleistungen beträgt die Prognose für das Jahr 2025 plus 3,2 Prozent. Die Zunahme der Exporte wird auf plus 2,4 Prozent beziffert. Besonders stark entwickeln sich die Dienstleistungsexporte.
Deutsche Perspektive: Optimismus überwiegt
Das Konjunkturbarometer der AHK Spanien von Mai 2025 zeigt ebenfalls ein positives Bild. Insgesamt 95 Prozent der deutschen Unternehmen in Spanien, die sich an der Umfrage beteiligt haben, beurteilen ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als gut oder befriedigend. In der Herbstumfrage hatte dieser Wert noch 82 Prozent betragen. Zudem steigen die Investitionserwartungen: 40 Prozent der Unternehmen planen in den kommenden zwölf Monaten eine Erhöhung der Investitionen, 43 Prozent ein gleichbleibendes Niveau. Diese Werte hatten im Herbst 2024 noch 24 Prozent, beziehungsweise 56 Prozent betragen.
Deutsche Unternehmen sind am Wirtschaftsstandort Spanien zahlreich vertreten. Laut neuesten Daten der Deutschen Bundesbank hatten zum Jahresende 2023 rund 1.720 deutsche Unternehmen, die mindestens eine Bilanzsumme von 3 Millionen Euro haben, in Spanien investiert. Die deutschen Investoren beschäftigten 329.000 Mitarbeitende und erzielten einen Umsatz von 140 Milliarden Euro im Land.
Im bilateralen Warenhandel 2024 konnte Deutschland seine Position als wichtigstes Lieferland Spaniens halten. Auf Platz 2 steht China. Zudem stiegen die Exporte in den vergangenen Jahren stärker als die Importe, der Handelsüberschuss nahm also zu. Aus deutscher Sicht belegt Spanien weiterhin Platz 11 der wichtigsten Handelspartner weltweit, bei den Ausfuhren als auch bei den Einfuhren.
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