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Wirtschaftsausblick | Südkorea
Bei der Wirtschaftsleistung hat das Land bereits 2021 das Niveau vor der Coronapandemie deutlich übertroffen. In den kommenden Jahren wird das Wachstum jedoch geringer ausfallen.
25.11.2022
Von Frank Robaschik | Seoul
Dank eines guten Pandemiemanagements rückte Südkorea 2020 bei der Wirtschaftsleistung weltweit auf Rang zehn vor. Mit dem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von real 4,1 Prozent hielt die Volkswirtschaft 2021 diese Position. Im Jahr 2022 könnte das Land den Rang wegen der schwächeren Landeswährung im 2. Halbjahr wieder verlieren.
Die Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes lag in den ersten drei Quartalen 2022 real 9,4 Prozent über dem Wert der ersten drei Quartale 2019, dem Vergleichszeitraum vor der Pandemie. Exportorientierte Branchen wie die Halbleiterindustrie führten Südkorea schnell aus dem Abschwung von 2020 wieder heraus. Allerdings dämpft die schwächere Weltkonjunktur 2022 und 2023 die Möglichkeiten für das Wachstum der exportorientierten Volkswirtschaft. Besonders trifft Südkorea die fallende Nachfrage nach Speicherchips, dem Hauptausfuhrprodukt des Landes. Im Gegenzug verringern sich aber Lieferkettenprobleme, etwa in der Automobilindustrie. Zudem profitiert der Schiffbau von hohen Auftragseingängen 2021 und 2022 und dürfte trotz geringerer Neuaufträge gut durch das Jahr 2023 kommen. Insbesondere die Nachfrage nach Flüssiggasschiffen war in letzter Zeit sehr hoch.
Bei Dienstleistungen gewinnt der E-Commerce weiter an Bedeutung. Durch Lockerungen der pandemiebedingten Auflagen beim Social Distancing erholen sich das Hotel- und Restaurantgewerbe sowie der internationale Personentransport. Damit tragen die Erleichterungen zur Stabilisierung der Konjunktur bei.
Das reale BIP-Wachstum betrug in den ersten drei Quartalen 2022 nach vorläufigen Angaben 3 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet die südkoreanische Zentralbank (Bank of Korea, BOK) ein Plus von 2,6 Prozent. Im Jahr 2023 dürfte die Zunahme der Wirtschaftsleistung gemäß BOK noch 1,7 Prozent betragen. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für 2023 ein etwas besseres Ergebnis von 2 Prozent. Die Deutsche Bank ist hingegen etwas pessimistischer und rechnet mit 2,7 Prozent für 2022 sowie 1,2 Prozent für das Jahr 2023.
Indikator | 2020 | 2021 | Vergleichsdaten Deutschland 2021 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Milliarden US$) | 1.645 | 1.810 | 4.261 |
BIP pro Kopf (US$) | 31.727 | 34.984 | 51.214 |
Bevölkerung (Millionen) | 51,8 | 51,7 | 83,2 |
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = Südkoreanische Won) | 1.180 | 1.146 | - |
Die Ausrüstungsinvestitionen stiegen 2020 und 2021 real um 7,1 Prozent beziehungsweise 9 Prozent. In den ersten drei Quartalen 2022 fielen sie ausgehend von einem sehr hohen Niveau um 4 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet die BOK einen Rückgang um 2 Prozent sowie für 2023 ein Minus von 3,1 Prozent. Auch die Bauinvestitionen sollen sich rückläufig entwickeln: Im Gesamtjahr 2022 prognostiziert die Zentralbank einen Rückgang von 2,4 Prozent und für 2023 ein knappes Minus von 0,2 Prozent.
Bei Halbleitern setzen Samsung Electronics und SK Hynix auf mehr Auftragsfertigung. Dennoch will SK Hynix seine Ausrüstungsinvestitionen 2023 gegenüber dem Vorjahr mehr als halbieren. Investitionen in Elektromobilität, autonomes Fahren, Robotik, Flugtaxis, Biopharmazeutika, Wasserstoffwirtschaft, Datenzentren und künstliche Intelligenz laufen weiter. Bei Displays fokussieren sich die Firmen auf OLED. Südkoreanische Batteriehersteller bauen viele neue Werke im Ausland; die chemische Industrie investiert in vorgelagerte Chemikalien.
Projektbezeichnung | Summe | Projektstand | Anmerkung |
---|---|---|---|
Investitionsplan von Samsung Electronics | 355 | 2022 bis 2026 | Halbleiter (darunter Fertigung von Logikchips und Ausbau der Auftragsproduktion, einschließlich 17 Milliarden US$ für neues Werk in den USA und Ausbau von Fabless), Biotechnologie, künstliche Intelligenz, Kommunikation der nächsten Generation; 284 Milliarden US$ sollen im Inland investiert werden |
Investitionsplan der SK-Gruppe | 195 | 2022 bis 2026 | Halbleiter (vor allem SK Hynix), Wafer und Halbleiterchemikalien für 112 Milliarden US$, darunter Cluster in Yongin; daneben u.a. Batterien, Wasserstoff, Digitales und Biotechnologie; 141 Milliarden US$ sollen im Inland investiert werden |
Plan Renewable Energy 3020 | 78 | 2018 bis 2030 | Ausbau des Anteils neuer und erneuerbarer Energien an Stromerzeugung von 6 auf 20 Prozent; für erneuerbare Energien gilt für 2030 Ziel von 17 Prozent; erste Pläne der Regierung Yoon zielen auf ähnlich hohen Anteil, auch wenn ihr Fokus auf Ausbau der Nutzung von Kernenergie liegt |
4. Plan zum Ausbau des Eisenbahnnetzes | 78 | 2021 bis 2030 | Ausbau des Schienenverkehrs |
Investitionen in zukünftige Mobilität der Hyundai Motor Group | 60 | 2022 bis 2025 | Vor allem Elektroautos, Mobilitätsdienstleistungen, Wasserstofffahrzeuge, autonomes Fahren, Flugtaxis und Robotik; darunter 5 Milliarden US$ in ein Werk für Elektroautos und Batteriezellen in Georgia (USA) |
Investitionen in Batterien für Elektroautos und Vorprodukte | Mehr als 40 | 2021 bis 2030 | Investitionen im Ausland und in Südkorea der Unternehmensgruppen LG, SK, Samsung, POSCO und Zulieferer |
Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft | 40 | 2019 bis 2030 | Angekündigte Investitionen der Unternehmensgruppen Hyundai Motor, SK, POSCO, Hanwha, Hyosung und der staatlichen Korea Gas Corporation |
Großinvestition von POSCO | 38 | 2019 bis 2023 | Bereiche Stahl, Batteriechemikalien, Energie |
Großinvestition von Celltrion | 34 | 2019 bis 2030 | Bereiche Biopharmazeutika, chemische Arzneimittel und E-Health |
Informationen zu aktuellen Vorhaben finden Sie auf der Länderseite Südkorea in der Rubrik "Entwicklungsprojekte".
Im den ersten drei Quartalen 2022 stieg der private Konsum real um 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Wachstum ergab sich noch aus den Nachholeffekten der Coronapandemie. Die Zentralbank hat die Zinsen inzwischen jedoch mehrfach erhöht, um die Inflation und die Verschuldung der privaten Haushalte einzudämmen. Daher schwächt sich das Wachstum ab. Für das Gesamtjahr 2022 prognostiziert die BOK einen Zuwachs des privaten Verbrauchs um insgesamt 4,7 Prozent. Für 2023 erwartet sie ein reales Plus von 2,7 Prozent.
Der von der BOK erhobene Composite Consumer Sentiment Index fiel im November 2022 auf 87 Punkte. Das bedeutet, dass die Konsumenten pessimistisch sind. Im November des Vorjahres 2021 lag der Index mit 108 Punkten deutlich höher.
Bei Autos steigen die Verkäufe, weil in- und ausländische Anbieter wieder mehr liefern können. Die Beschäftigung lag im Oktober 2022 um mehr als eine halbe Million Personen über dem Niveau des entsprechenden Vorjahresmonats.
In den ersten zehn Monaten 2022 legten Südkoreas Im- und Exporte auf US-Dollar-Basis nominal um 23,4 Prozent respektive 10,3 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode zu. Deutlich gestiegene Rohstoffkosten, etwa bei Erdgas, Kohle oder Lithium, führten zu einem Handelsdefizit von 35,5 Milliarden US-Dollar. Die Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel stiegen um knapp ein Fünftel.
Für das Gesamtjahr 2022 erwartet die BOK eine nominale Zunahme der Importe um 19,4 Prozent sowie der Exporte um 6,9 Prozent. Im Jahr 2023 rechnet die Zentralbank mit Rückgängen von 3,8 Prozent bei den Ausfuhren und von 6,9 Prozent bei den Einfuhren. In realen Größen soll es demnach aber auch 2023 ein Plus beim Außenhandel geben, wenn auch jeweils nur um etwa ein halbes Prozent.
Deutsche Exporte nach Südkorea wuchsen in den ersten drei Quartalen 2022 nominal um 16,2 Prozent und summierten sich auf 9,7 Milliarden Euro. Hohe Zunahmen der Ausfuhren von Produkten "made in Germany" gab es vor allem bei Pkw, Halbleitern und Nahrungsmitteln.
2020 | 2021 | Veränderung | |
---|---|---|---|
Importe | 467,6 | 615,1 | 31,5 |
Exporte | 512,5 | 644,4 | 25,7 |
Handelsbilanzsaldo | 44,9 | 29,3 | - |