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US-Markt für Werkzeugmaschinen kühlt sich ab

Deutsche Anbieter erzielten 2024 in den USA ein Rekordergebnis. Doch 2025 drückt Trumps Zollpolitik die Nachfrage aus wichtigen Abnehmerbranchen und belastet zugleich die Margen.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Seit dem Amtsantritt von Donald Trump hat sich die US-Konjunktur im Rekordtempo abgekühlt. Ein ständiges Hin und Her in Sachen Zollpolitik verunsichert Unternehmen und Verbraucher stark. Auch der Markt für Werkzeugmaschinen bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont, da sich in mehreren wichtigen Abnehmerbranchen ein Abschwung abzeichnet. Das gilt vor allen für den Automobilsektor, der Einfuhrzölle auf Kfz-Teile sowie auf Stahl und Aluminium entrichten muss. General Motors teilte Anfang Mai 2025 mit, dass der Konzern dadurch allein 2025 mit 4 Milliarden bis 5 Milliarden US-Dollar (US$) belastet werde. Die Autohersteller werden einen Teil der gestiegenen Kosten an die Endverbraucher weitergeben. Doch das dürfte die Zulassungszahlen spürbar nach unten drücken.

Investitionszurückhaltung im Automobilsektor

Zugleich haben die drei großen Automobilbauer Ford, General Motors und Stellantis ihre Gewinnprognosen stark nach unten revidiert oder ausgesetzt. Dies wird nicht ohne Folgen für die Investitionen bleiben. Zwar dürften sie, um die Zölle zu umgehen, Teile ihrer Fertigung in die USA zurückholen. Doch vielfach rechnet sich dies angesichts des Fachkräftemangels und der sehr hohen Löhne nicht. Insgesamt dürfte die Investitionsbilanz damit negativ ausfallen.

Die ersten Zahlen für 2025 zeigen, dass die von Donald Trump angestrebte Reindustrialisierung der USA bislang nicht stattfindet. Waren die Bauleistungen des produzierenden Gewerbes laut dem nationalen Statistikamt zwischen 2021 und 2024 noch zweistellig gestiegen, schwächte sich das Wachstum in den ersten drei Monaten 2025 auf 4 Prozent ab. Zugleich beschäftigte der Sektor im April 2025 gut 80.000 Angestellte weniger als im Vorjahresmonat, so das Bureau of Labor Statistics.

Aufschwung im Bausektor endet

Auch der Bausektor, die zweite wichtige Abnehmerbranche für Werkzeugmaschinen, sendet wenig positive Signale: Legten die erbrachten Bauleistungen 2024 noch um nominal 6,5 Prozent zu, fiel das Wachstum im 1. Quartal 2025 auf unter 3 Prozent, so das nationale Statistikamt. Die Inflation eingerechnet, stagniert der Sektor damit.

Im Öl- und Gasbereich sowie im Bergbau herrscht noch relativ gute Stimmung. Donald Trump hat per Dekret die Unterstützung der beiden Sektoren angeordnet. Die Fördergesellschaften können mit beschleunigten Genehmigungsverfahren und geringeren Umweltauflagen rechnen. Die Zeichen stehen langfristig auf Expansion. Allerdings haben die Schwäche der US-Wirtschaft und der Handelskrieg zu einem Verfall des Ölpreises geführt, was zumindest vorübergehend die Investitionslaune trüben könnte.

Markt ist von KMU geprägt

Das Marktforschungsunternehmen IBIS World beziffert das Volumen des US-Marktes für Metallbearbeitungs- und Werkzeugmaschinen für 2024 auf knapp 37 Milliarden US$. Die Branche ist geprägt von kleinen Unternehmen. Im Durchschnitt beschäftigt eine Firma rund 14 Angestellte. Viele haben sich auf bestimmte Sparten spezialisiert. Nur so sind sie konkurrenzfähig.

Die US-Werkzeugmaschinenbranche im ÜberblickSchätzungen für 2024
Indikator 
Marktgröße (in Mrd. US$), davon

36,7

 Spezialwerkzeugmaschinen

9,9

 Metallschneide- und -formmaschinen

9,4

 Gussformen

7,4

Anzahl Unternehmen

9.581

Anzahl Mitarbeiter

133.000

Durchschnittlicher Jahreslohn (in US$)

71.820

Gewinnmarge (in %)

4,4

Einfuhren (in Mrd. US$)

13,4

Quelle: IBIS World 2024; U.S. International Trade Commission 2025

Entsprechend gering ist der Konzentrierungsgrad in der Branche. Die zehn größten Anbieter erreichten 2024 laut Schätzung von IBIS World einen gemeinsamen Marktanteil von 17 Prozent. Dabei hätten lediglich elf Firmen einen Umsatz in dreistelliger Millionenhöhe erzielen können. Die meisten Branchenunternehmen sind im Nordosten der USA angesiedelt, wo die großen Fahrzeughersteller sitzen.

Werkzeugmaschinenhersteller in den USA im Jahr 2024Umsatz in Millionen US-Dollar, Marktanteil in Prozent
Unternehmen

Umsatz *)

Marktanteil *)

Hyundai

1.926,5

5,3

Haas Automation

1.153,2

3,1

Fives Landis

697,5

1,9

United Grinding

578,1

1,6

Harbor Freight Tools

549,7

1,5

Kennametal

407,0

1,1

GROB Werke

282,0

0,8

Andritz

226,8

0,6

Armada

205,6

0,6

* Prognosen.Quelle: IBIS World 2024

Einheimische Firmen decken vor allem den Inlandsbedarf für Universalwerkzeugmaschinen ab. Dort sind sie zum Teil sehr gut aufgestellt. Im Gegenzug bedienen ausländische Unternehmen die Nachfrage nach Hightech- und Spezialgeräten. Entsprechend hoch ist die Importabhängigkeit. Laut U.S. International Trade Commission stiegen die Einfuhren von Metallbearbeitungs- und Werkzeugmaschinen 2024 gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent auf 13,4 Milliarden US$. 

Deutschland im Jahr 2024 wichtigster Importeur

Deutschland ist nach Japan traditionell der zweitgrößte Lieferant von Werkzeugmaschinen in die USA. Im Jahr 2024 hat Deutschland seinen Hauptkonkurrenten allerdings auf den 2. Platz verdrängt. So stiegen die entsprechenden US-Importe "made in Germany" um 27 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig wuchsen die Importe aus Südkorea mit 61 Prozent im Jahr 2024 deutlich.

Die Zölle werden 2025 die Margen ausländischer Branchenfirmen belasten. Der genaue Umfang lässt sich aber nicht vorhersagen. Einerseits gibt es in der Handelspolitik nahezu täglich Änderungen. Andererseits muss zunächst der US-Importeur die Abgabe entrichten. An wen und in welchem Umfang er die Kosten weitergibt, hängt von den Angebots- und Nachfragebedingungen in der jeweiligen Werkzeugmaschinensparte ab.

Wer zahlt die Zölle?

Gibt es ausreichend einheimische Konkurrenten, ist die Verhandlungsmacht des Importeurs groß. Er kann den Lieferanten zu umfangreichen Preiszugeständnissen zwingen. Gibt es aber keine oder nicht genug inländische Alternativen, ist seine Position wesentlich schwächer. Er wird dann versuchen, einen Großteil der Kosten an seine Kunden weiterzureichen. Lassen sich höhere Preise im Markt nicht durchsetzen, muss er einen Gewinnrückgang hinnehmen.

In der Praxis dürfte sich eine Art Mischmodell ergeben, sodass alle drei Beteiligten – Lieferant, Importeur, Kunde – in irgendeiner Form belastet werden. Für deutsche Exporteure kommt als zusätzlicher Kostenfaktor die im Frühjahr 2025 einsetzende Dollarschwäche gegenüber dem Euro hinzu. Auch hier kann niemand voraussagen, wie sich die Wechselkurse weiter entwickeln werden.

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