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Wirtschaftsausblick | Südkorea

Südkoreas Wirtschaftswachstum verliert an Schwung

Exporte und Investitionen sollen die Wirtschaft 2024 zwar anschieben. Allerdings wird ein insgesamt langsameres Wachstum künftig zur neuen Normalität.

Von Katharina Viklenko | Bonn

Top-Thema: Halbleiterexporte steigen wieder

Im Jahr 2024 deuten die Zeichen der im Außenhandel starken südkoreanischen Wirtschaft weiterhin auf verhaltenes Wachstum. Das Korea Institute for Industrial Economics and Trade geht davon aus, dass die Exporte des Landes nach einem Einbruch in 2023 im Jahr 2024 nominal um etwas mehr als 5 Prozent steigen. Die positive Entwicklung beim Export wird das Wachstum der Wirtschaft anschieben. Bei den umsatzstärksten Warenkategorien werden die Ausfuhren von Schiffen und -Teilen sowie von Halbleitern anziehen. 

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Im laufenden Jahr 2023 muss der Außenhandel Südkoreas hingegen Einbußen hinnehmen. In den ersten zehn Monaten 2023 gingen die Exporte des Landes nominal um 10 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode zurück. Die Flaute bei den Ausfuhren ist auf geringere Lieferungen von Elektronik, dem bedeutendsten Exportprodukt, zurückzuführen. Vor allem die Nachfrage nach Halbleitern ist eingebrochen. Positive Impulse kamen in den ersten zehn Monaten des Jahres von höheren Exporten von Kfz und -Teilen (23,8 Prozent), im Schiffbau (13,4 Prozent) sowie bei Maschinen (3,9 Prozent). China ist der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für Südkorea. Die schwächere Konjunktur beim Nachbarn ließ die südkoreanischen Exporte in die Volksrepublik zudem von Januar bis Oktober 2023 um fast ein Viertel einbrechen.

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Wirtschaftsentwicklung: Hoffnungen ruhen auf 2024

Die schwierigere weltwirtschaftliche Lage setzt der südkoreanischen Wirtschaft zu. Im Gesamtjahr 2023 wird Südkoreas Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut der BOK real um 1,4 Prozent wachsen. Das deckt sich auch mit der Prognose der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Damit bleibt Südkoreas Wachstum 2023 zum dritten Mal in Folge unter dem Durchschnitt der OECD-Länder. Private Banken wie die Deutsche Bank sind mit einer geschätzten Zunahme von 1,3 Prozent nur leicht pessimistischer.

Für 2024 erwartet die BOK eine Steigerung der Wirtschaftsleistung um 2,1 Prozent. Weil die Prognose mit hoher Unsicherheit behaftet ist, rechnet die Zentralbank je nach Szenario mit einem Wachstum zwischen 1,9 Prozent und 2,8 Prozent. Das tatsächliche Wachstum hängt von der weiteren Inflation, geopolitischen Risiken, Rohstoffpreisen sowie der Exportentwicklung ab. 2025 soll die BIP-Zunahme laut der BOK dann bei 2,3 Prozent liegen.

Dank wieder leicht anziehender Exporte wuchs das BIP gemäß der Bank of Korea (BOK) im 3. Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahresquartal real um 1,4 Prozent. Dabei stieg die Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe nach Rückgängen in den ersten beiden Quartalen im 3. Quartal 2023 real um 1,2 Prozent.

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Ausrüstungsinvestitionen steigen erst 2024

Ausgehend von einem hohen Niveau im Vorjahr legten die Ausrüstungsinvestitionen im 1. Halbjahr 2023 um 5,3 Prozent zu. Wegen eines schwachen 2. Halbjahres sollen die Investitionen laut der Novemberprognose der BOK im Gesamtjahr 2023 mit einem Minus von 0,4 Prozent leicht zurückgehen. Für das Jahr 2024 erwartet die Zentralbank eine Zunahme um 4,1 Prozent und für 2025 ein Plus von 3,7 Prozent. Die Bauinvestitionen sollen sich laut der BOK 2023 mit einem Plus von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr besser entwickeln. Für das kommende Jahr erwartet die Bank jedoch einen Rückgang von 1,8 Prozent.

Die Umsätze der Halbleiterindustrie haben die Talsohle durchschritten. Seit dem 2. Halbjahr erholt sich die Branche wieder und das Überangebot bei Speicherchips nimmt ab. Ab 2024 sollen die Erlöse der Halbleiterfirmen steigen. Damit dürfte sich die Investitionsneigung verbessern. Die Automobilindustrie investiert vor allem in Elektromobilität. In der Chemieindustrie boomen Investitionen in Batteriechemikalien und entsprechende Vorprodukte.

Verbraucher agieren vorsichtiger

Um die Inflation einzudämmen, hat die Zentralbank 2023 mehrfach die Zinsen erhöht. Das drückt auf die Konsumstimmung. In den ersten sechs Monaten 2023 stieg der private Konsum real noch um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im 2. Halbjahr wird sich das Wachstum aber abschwächen. Für das Gesamtjahr 2023 prognostiziert die BOK einen Zuwachs des privaten Verbrauchs von 1,9 Prozent. Auch 2024 soll die Steigerung gegenüber dem Vorjahr bei 1,9 Prozent liegen und 2025 dann 2,2 Prozent betragen. Damit dürfte das Wachstum bei weitem nicht an das Niveau von 2022 mit 4,1 Prozent heranreichen.

Der von der BOK erhobene Composite Consumer Sentiment Index fiel im November 2023 auf 97,2 Punkte. Damit sind südkoreanische Konsumenten zwar pessimistischer als im Zeitraum Juni bis August, als der Index die 100-Punkte-Marke überschritt. Dennoch sind sie deutlich zuversichtlicher als etwa noch zum Jahresbeginn.

Deutsche Perspektive: Südkorea liegt im Exportranking knapp hinter Japan

Deutsche Exporte nach Südkorea summierten sich in den ersten drei Quartalen 2023 auf rund 15,2 Milliarden Euro. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum gingen die Ausfuhren nominal um 3,8 Prozent zurück. Deutschland exportierte im gleichen Zeitraum Waren im Wert von 15,3 Milliarden Euro nach Japan. Damit schob sich Japan im Ranking der bedeutendsten Absatzmärkte deutscher Exporteure in Asien wieder auf Rang 2. In den vorherigen drei Jahren war Südkorea noch zweitgrößter Käufer deutscher Waren in Asien. Im letzten Quartal 2023 dürften sich Japan und Südkorea ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.

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66 %

der deutschen Firmen nennen im AHK World Business Outlook vom Herbst 2023 die geringere Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen als größtes Geschäftsrisiko in Südkorea.

Vor allem in den umsatzstärksten Warenkategorien fielen die deutschen Lieferungen von Januar bis September 2023 zurück: Bei Kfz und -Teilen um 10 Prozent, bei Elektronik um 11 Prozent und bei chemischen Erzeugnissen um 4,1 Prozent. 

Bei den anderen Warengruppen legten die Exporte zu. Deutschland lieferte deutlich mehr Luftfahrzeuge. Diese Warenkategorie ist jedoch sehr volatil: Große wertmäßige Aufträge innerhalb eines Jahres lassen die Handelsstatistik ausschlagen.

Weitere Informationen zur Entwicklung der Wirtschaft und bedeutenden Branchen bietet die GTAI-Länderseite zu Südkorea.

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