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Wirtschaftsausblick | Slowenien

Sloweniens Wachstumsaussichten verschlechtern sich

Zu Jahresbeginn 2025 brach Sloweniens Konjunktur überraschend ein. Öffentliche Infrastrukturprojekte und Produktionszuwächse könnten bald positive Impulse setzen.

Von Kirsten Grieß | Ljubljana

Wirtschaftsentwicklung: 2025 begann holprig

Im 1. Quartal 2025 schrumpft Sloweniens Bruttoinlandsprodukt (BIP) kalenderbereinigt um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal und dem Vorjahreszeitraum. Das ist einer der stärksten Rückgänge in der EU. Die slowenische Nationalbank rechnet für das Gesamtjahr 2025 mit einem Wachstum von 1,3 Prozent, knapp 1 Prozentpunkt weniger als ursprünglich prognostiziert. Die stellvertretende Direktorin des slowenischen Wirtschaftsforschungsinstituts IMAD Maja Bednaš warnt vor erheblichen Prognoserisiken aufgrund von Unsicherheiten im globalen Handelsumfeld.

Schlechte Stimmung dämpft Investitionslaune

Slowenien kämpft vor allem mit rückläufigen Bruttoanlageinvestitionen. Im 1. Quartal 2025 investierten Unternehmen 5,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der wirtschaftliche Stimmungsindikator lag im April bei -2,6 Prozentpunkten – deutlich schlechter als noch im Vormonat. Analysten rechnen nicht mit einem baldigen Stimmungsumschwung.

Die Bauwirtschaft enttäuscht aktuell ebenfalls mit schwachen Zahlen. Auch die Staatsausgaben wuchsen im 1. Quartal mit 2,6 Prozent geringer als in den Vorquartalen. Das Ausgabenplus ist vor allem auf Sozialtransfers sowie Güter und Dienstleistungen im Gesundheitswesen zurückzuführen. Im Jahresverlauf erwartet IMAD indes, dass die staatlichen Infrastrukturausgaben massiv steigen. Davon dürfte die Baubranche profitieren.

Infrastrukturvorhaben in Milliardenhöhe stehen an

Für die Beseitigung von Flutschäden sind nach wie vor hohe Investitionen vorgesehen. Zudem müssen Projekte im Rahmen des EU-Wiederaufbaufonds angestoßen werden. Bis Ende August 2026 stehen dafür noch 1,1 Milliarden Euro bereit. Ein Teil der Gelder fließt in Infrastrukturprojekte. Allein für den Verkehr ist 2025 ein Budget von 1 Milliarde Euro vorgesehen. Geplant sind auch Investitionen in das Stromnetz, den Bau öffentlicher Gebäude und den Wohnungsbau. Läuft alles nach Plan, könnte das einen spürbaren Konjunkturschub auslösen.

Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe fällt im 1. Quartal um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresniveau. Das nationale Statistikamt liefert keine Daten zu einzelnen Industriezweigen, aber IMAD-Analysten schätzen, dass die Leistung vor allem in Industrien des mittleren Technologiebereichs schrumpft. Maschinen- und Anlagenbauern macht die schwache Auslandsnachfrage zu schaffen. Für das Gesamtjahr 2025 könnten Sloweniens Exporte aber moderat wachsen. Das Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) prognostiziert für diese Warengruppen ein Plus von 2,5 Prozent. 

Schlüsselindustrien sind im Aufwind 

Produktionszuwächse verzeichnen Unternehmen im Hochtechnologiebereich, insbesondere Arzneimittelhersteller. Das kommt nicht von ungefähr: Seit Jahren boomt die slowenische Pharmaindustrie. Neu hinzugekommen ist im Februar 2025 die erste europäische Produktionsanlage für virale Vektoren von Novartis. Sandoz wird 2026 ein Entwicklungszentrum für Biosimilars in Betrieb nehmen. Damit bleibt die Branche auf Wachstumskurs. 

Auch der Fahrzeugbau ist in Bewegung: Das Revoz-Werk in Novo mesto übernimmt zum Jahresende die Produktion des E-Twingo, weitere Modelle der Renault-Gruppe könnten hinzukommen. Das Werk wäre damit voll ausgelastet. Gleichzeitig stehen Automobilzulieferer in den Startlöchern für Aufträge aus der Verteidigungsindustrie.

Top-Thema: Verteidigungsindustrie als Wachstumsmotor?

Noch ist der Verteidigungssektor in Slowenien eine Nische mit einem geschätzten Umsatzvolumen von 1 Milliarde Euro, was etwa 1,5 Prozent des BIP entspricht. Doch Boštjan Skalar, Direktor des slowenischen Verteidigungsclusters GOIS, glaubt, dass die Branche in wenigen Jahren bis zu 10 Prozent des slowenischen BIP erwirtschaften könnte. Das Cluster selbst ist seit 2024 um ein Drittel gewachsen und zählt heute knapp 80 Unternehmen. Im Oktober 2025 veranstaltet GOIS die erste internationale Verteidigungsmesse in Celje.

Politisch wird die Entwicklung von der Regierung unterstützt: Ministerpräsident Robert Golob legte im Mai neue Leitlinien zur Verteidigungs- und Sicherheitspolitik des Landes vor. Darin will er die slowenischen Verteidigungsausgaben von zuletzt rund 1,4 Prozent des BIP bis 2025 auf 2 Prozent und bis 2030 auf 3 Prozent heben. Genügend Mittel für umfangreiche Beschaffungsvorhaben dürften damit bereitstehen. Dabei umfasst ein erweitertes Sicherheitskonzept zusätzlich auch zivile Bereiche wie die Energiesicherheit und den Schutz kritischer Infrastruktur.

Für die Wirtschaft sind das vielversprechende Aussichten. Neben der Rüstungsindustrie könnten die Bauwirtschaft und Technologieunternehmen profitieren. Auch erste Kfz-Zulieferer reagieren. BOXMARK Leather in Kidričevo, ein Hersteller hochwertiger Polsterleder für die Autoproduktion, will künftig Schutzbezüge für Militärfahrzeuge entwickeln.

Deutsche Perspektive: Attraktivität des Standorts sinkt

Sloweniens Warenlieferungen nach Deutschland schrumpften 2024 im Jahresvergleich wertmäßig um 2,1 Prozent. Für 2025 stehen die Zeichen auf Erholung: Im 1. Quartal blieb ein weiterer Rückgang aus. Ein Blick auf die volumenstärkste Warengruppe lässt hoffen: Die Exporte von Maschinen und Transportausrüstung legten um 0,4 Prozent leicht zu. Die Einfuhren aus Deutschland wachsen ungebrochen. Besonders positiv entwickelte sich zuletzt der Import deutscher Fahrzeuge.

In der Konjunkturumfrage der AHK Slowenien zeigen sich die Befragten indes pessimistischer als im Vorjahr. Die schwache Konjunktur belastet die deutschen Unternehmen, aber auch Standortschwächen wie hohe Steuern und Arbeitskosten, Überregulierung und Fachkräftemangel. Sehr gute Noten erhält Slowenien bei der Innovationsförderung. Bosch Rexroth profitiert etwa von einem staatlichen Zuschuss in Höhe von 820.000 Euro für Automatisierungsmaßnahmen.

Slowenien hat klare Stärken etwa in puncto Digitalisierung, Innovationskraft und Förderung für Forschung und Entwicklung. Wir sehen aber, dass chronische Standortschwächen diese Vorteile bedrohen. Hier tut die Regierung zu wenig, um dem entgegenzuwirken. Sie könnte zum Beispiel die Steuerlast für Unternehmen und Arbeitnehmer reduzieren oder die Verwaltung effizienter aufstellen.

Dagmar von Bohnstein Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende, AHK Slowenien

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