Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Investitionsklima
Nachzügler im regionalen Wettbewerb um Investoren
Ausländische Unternehmen investierten in Indonesien bisher eher auf Druck als freiwillig. Die Rahmenbedingungen könnten sich zukünftig aber schrittweise verbessern.
13.06.2025
Von Oliver Döhne | Jakarta
Nach Indonesien zieht es ausländische Unternehmen aus unterschiedlichen Motiven. Für die verarbeitende Industrie sind Arbeitskräfte günstig. Auf Java liegt der monatliche Mindestlohn mancherorts bei umgerechnet lediglich 130 US-Dollar (US$). Wer seine Produkte nur verkauft, sieht in Indonesien einen riesigen Zukunftsmarkt. Denn die Wirtschaft wächst jährlich um circa 5 Prozent, die Bevölkerung pro Jahr um fast 3 Millionen potenzielle Konsumenten. Der Bedarf an hochwertiger Technologie wächst, weil Indonesien selbst kaum Voraussetzungen hat, sie selbst herzustellen.
Trotzdem ist das Engagement ausländischer Firmen in Indonesien gering, insbesondere in der verarbeitenden Industrie. Denn Indonesien liegt weitgehend abseits globaler Lieferketten. Die indonesische Außenhandelsquote (Anteil der Im- und Exporte im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung) war 2024 mit gerade einmal 35 Prozent die mit Abstand geringste aller großen Volkswirtschaften der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN). In Thailand, Malaysia und Vietnam liegt sie um das drei- bis vierfache höher. Dort hat sich durch bessere Investitionsbedingungen mehr Industrie angesiedelt.
Indonesien hingegen hat seine Industriepolitik lange vernachlässigt. Massive Bürokratie, Rechtsunsicherheit, ein starres Arbeitsrecht, Korruption und ein Mangel an Fachkräften sorgten dafür, dass sich ausländische Unternehmen in anderen ASEAN-Ländern niederließen. Der dennoch erreichte wirtschaftliche Aufstieg Indonesiens geht weitgehend auf den Rohstoffreichtum zurück.
Nickelverarbeitung als Erfolgsbeispiel für andere Branchen
Die eigenen Defizite als Investitionsstandort hat Indonesien mittlerweile erkannt und geht diese politisch an. Bereits 2021 wurden das Investitionsrecht und das Arbeitsrecht reformiert. Dennoch blieben Ansiedlungen bislang meist auf politisch gedrängte Großfirmen beschränkt. Die indonesische Politik versuchte, ausländische Investitionen über Auflagen an lokale Wertschöpfung oder auch Importverbote ins Land zu zwingen. Blaupause ist der durch das Ausfuhrverbot ausgelöste Boom in der inländischen Nickelverarbeitung. Diese zog in erster Linie chinesische Konzerne an, die in Indonesien Vorprodukte für die eigene Stahlindustrie produzieren. Neuerdings tragen sie auch einen größeren Teil zur Wertschöpfung von Batterien für elektrische Fahrzeuge in Indonesien bei.
Dieses Erfolgsbeispiel soll im Rahmen der sogenannten Downstreaming-Roadmap auch auf andere Rohstoffbereiche angewendet werden: Kupfer, Aluminium und Bauxit, aber auch Produkte wie Palmöl, Fisch und Meeresfrüchte, Algen, Kokosnüsse oder Maniok. Dies soll nicht nur der Nahrungsmittelindustrie zugutekommen, sondern auch der chemischen, kosmetischen und pharmazeutischen Industrie als Vorprodukte.
Auch in der klassischen verarbeitenden Industrie nötigt die Politik Unternehmen durch Restriktionen zum Aufbau einer Produktion im Land. So wurden beispielsweise importierte Medizintechnikgeräte aus der öffentlichen Beschaffung ausgeschlossen.
Investitionsförderung: Sonderwirtschaftszonen bieten Vorteile
Die Liberalisierung des Investitionsrechts bietet ausländischen Unternehmen seit einigen Jahren spürbare Vorteile. So wurden die meisten Industriebranchen für Mehrheitseigentümerschaft geöffnet. Grundsätzlich wurde ihre Position gegenüber den einheimischen Partnerunternehmen – die für eine Markterschließung unerlässlich sind – gestärkt. Ausländische Marktteilnehmer können darüber hinaus nun das Vertriebsgeschäft stärker in die eigene Hand nehmen.
Die Reform des ausgesprochen strengen Arbeitsrechts ist vor allem für produzierende Unternehmen eine Erleichterung. Die jährlich verordneten starken Mindestlohnsteigerungen wurden teilweise gezügelt, Abfindungszahlungen verringert und Entlassungen erleichtert.
Generell bekommen Investoren mit einer eigenen Produktion mehr Zugang zu Anreizen als Unternehmen, die nur ihre Produkte im Land verkaufen wollen. Das gilt insbesondere für die Ansiedlung in Industrieparks oder Sonderwirtschaftszonen. Zu den Vergünstigungen, die in der Regeln bilateral verhandelt werden, gehören vor allem Steuererleichterungen, aber auch vereinfachter Landerwerb oder erleichterte Visaregelungen für ausländische Fachkräfte.
Kleinere und mittelgroße Investitionsmöglichkeiten in den Regionen abseits vom Großraum Jakarta stellt die indonesische Zentralbank regelmäßig in regionalen Investorenkonferenzen vor. Zuständige Behörde für Direktinvestitionen ist auf föderaler Ebene das Ministerium für Investitionen und die Downstream-Industrie (Badan Koordinasi Penanaman Modal; BKPM).
Für das Prestigeprojekt der neuen Hauptstadt Nusantara, für das dringend ausländisches Engagement gesucht wird, gibt es weitere Investitionsanreize. Ansprechpartner ist hier die Organisationsbehörde für die Hauptstadt (Nusantara Capital City Authority; OIKN).
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