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Wirtschaftsausblick | Japan
Japans Wirtschaft wächst 2022, jedoch geringer als noch Anfang des Jahres erwartet. Der Ukrainekrieg, die Inflation und die Coronaentwicklung bremsen die Konjunkturerholung aus.
25.05.2022
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Japans Wirtschaftswachstum kann sich 2022 moderat erholen. Jedoch weist die Entwicklung nicht geradlinig nach oben, sondern bleibt weiterhin volatil. Die Auswirkungen der Coronapandemie beeinflussen nach wie vor die inländische Konjunktur. Störende Effekte von außen sind der Krieg in der Ukraine, der sich insbesondere auf die Rohstoff- und Materialpreise auswirkt. Hinzu kommt der Handelsstreit zwischen den USA und China, der Anpassungen in den Lieferketten zu einem Dauerthema macht.
Der inländische Konsum, die internationale Konjunktur und damit auch die Nachfrage nach japanischen Produkten bleiben vorerst verhalten. Daher wird für das Bruttoinlandsprodukt im Fiskaljahr 2022 (1. April bis 31. März) ein geringeres reales Wachstum erwartet als die ursprünglich angenommenen 3,2 Prozent. Die durchschnittliche Prognose von Marktanalysten in Japan wie auch des Internationalen Währungsfonds lautet auf 2,4 Prozent. Die Bank of Japan geht von 2,9 Prozent aus.
Der vierteljährliche Tankan-Index erfasst die kurzfristigen Unternehmenserwartungen. Er zeigte Anfang April 2022 noch einen eingetrübten Optimismus. Die befragten Firmen in Japan erwarteten kurzfristig schlechtere Aussichten. Hierfür sind auch steigende Preise für Rohöl, Materialien, Nahrungsmittel und andere Güter verantwortlich.
Die Regierung von Premierminister Kishida versucht, die Auswirkungen durch finanzielle Maßnahmen abzumildern und die wirtschaftliche Erholung von der Coronapandemie anzuschieben. Für das Fiskaljahr 2022 hat die Legislative einen Rekordhaushalt von umgerechnet 874 Milliarden US-Dollar (US$) genehmigt. Zudem hat sie ein Entlastungspaket in Höhe von circa 48 Milliarden US$ verabschiedet.
Darüber hinaus verfügt die Regierung über Sonderbudgets, mit denen sie langfristige Ziele wie die Digitalisierung und Dekarbonisierung der Wirtschaft fördern will. Japan will bis 2050 klimaneutral werden. Dafür sind hohe Investitionen in die Energieeffizienz, in smarte Mobilität und smarte Städte sowie in eine Wasserstoffgesellschaft vorgesehen. Nicht zuletzt will sich Japan widerstandsfähiger aufstellen. Die Regierung hat dazu ein Ministerium für wirtschaftliche Sicherheit ins Leben gerufen.
Indikator | 2019 | 2020 | Vergleichsdaten Deutschland 2020 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 5.149 | 5.048 | 3.806 |
BIP pro Kopf (US$) | 40.791 | 40.157 | 45.770 |
Bevölkerung (Mio.) | 126,2 | 125,7 | 83,1 |
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = Yen) | 109,9 | 106,7 |
Die Bruttoanlageinvestitionen sollen im Fiskaljahr 2022 steigen. Unternehmen investieren in die Digitalisierung, um sich zukunftsfähiger aufzustellen. Die Elektronikanbieter wollen davon profitieren und tätigen größere Investitionen, etwa in der Halbleiterproduktion. Branchen wie der Maschinenbau halten sich mit Investitionen derzeit noch zurück. Größere Veränderungen sind in den kommenden Jahren in der Automobilindustrie zu erwarten. Sie muss sich auf die Elektrifizierung und den Klimaschutz einstellen.
Die privaten Bauinvestitionen sollen mittelfristig eher schwach ausfallen, insbesondere im Wohnungsbau. Jedoch wird auf längere Sicht der Ausbau der erneuerbaren Energien für eine Vielzahl neuer Bauvorhaben sorgen. Im sechsten Energieplan steht für 2030 das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien auf 36 bis 38 Prozent zu erhöhen. 2021 lag der Anteil bei rund 22 Prozent. Dementsprechend sollen Stromerzeugungskapazitäten für Solarkraft und vor allem für die noch ungenutzte Offshore-Windkraft kräftig zulegen.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Milliarden US-Dollar) *) | Projektstand | Projektträger |
---|---|---|---|
Integrated Resort, Präfektur Osaka | 8,6 | Inbetriebnahme: Ende der 2020er Jahre | |
Japan Advanced Semiconductor Manufacturing - Halbleiterwerk, Präfektur Kumamoto | 8,6 | Baubeginn: 2022 Inbetriebnahme: 2024 | |
Takanawa Gateway City in Tokyo | 4,6 | Baubeginn: 2019 Fertigstellung: 2025 | |
Nippon Steel - Heißwalzanlage der nächsten Generation, Präfektur Aichi | 2,2 | Betriebsbeginn: 2026 | |
Subaru EV Plant, Präfektur Gunma | 2,0 | Betriebsbeginn: 2027 | |
Tokyo Cross Park Project | 2,0 | Baubeginn: 2024 Fertigstellung: 2036 | Mitsui Real Estate und weitere neun Unternehmen |
SUMCO, Produktionsstätte für Silicon Wafers, Präfektur Saga | 1,6 | Baubeginn: 2022 Inbetriebnahme: Zweite Hälfte 2023 | SUMCO |
Kioxia - 3D Flash Memory Produktion, Präfektur Iwate | 1,6 | Baubeginn: 2022 Fertigstellung: 2023 | |
JX Nippon Mining & Metals, Fabrik für moderne Werkstoffe | 1,6 | Betriebsbeginn: 2025 | |
IBIDEN - Fabrik für IC Packaging, Präfektur Gifu | 1,4 | Baubeginn: 2. Halbjahr 2021 Fertigstellung: 2023 |
Der private Konsum in Japan macht gegenwärtig etwa 54 Prozent des BIP aus. Er dürfte 2022 keine große Dynamik entwickeln. Die Erzeuger sind dabei, ihre Preise aufgrund der gestiegenen Material- und Logistikkosten anzuheben. Dies gilt sowohl für langlebige Konsumgüter als auch für Lebensmittel. Hinzu kommen anziehende Preise für Energie. All dies erhöht den inflationären Druck und beeinträchtigt die Kaufkraft der privaten Verbraucher.
Der Konsumindex der Bank of Japan zeigt seit Anfang 2020 schwache Aktivitäten. Lediglich die Ausgabenneigung für langlebige Konsumgüter bewegt sich im positiven Bereich. Für Dienstleistungen ist sie hingegen sehr gering. Die Kerninflation (ohne Lebensmittel) soll im Fiskaljahr 2022 auf etwa 1,9 Prozent steigen. Coronabedingte Maßnahmen, wie Gesundheitsausgaben oder Unterstützungszahlungen für den Einzelhandel, werden 2022 sinken. Daher soll der staatliche Verbrauch weniger stark wachsen als in den Jahren 2020 und 2021.
Die dynamische Entwicklung des japanischen Außenhandels des Jahres 2021 wird sich 2022 fortsetzen. Zumindest konnte der Außenhandel der weltweit drittgrößten Volkswirtschaft im Jahr 2021 den virusbedingten Einbruch 2020 überkompensieren. Die stark gestiegenen Preise für Energieträger und Rohstoffe lassen 2022 einen hohen Importzuwachs erwarten. Hingegen verlieren Japans Exporte an Fahrt, auch wenn der schwächere Yen den ausfuhrorientierten Unternehmen grundsätzlich entgegenkommt.
Der Warenaustausch Japans mit der Europäischen Union (EU) ist im Jahr 2021 gegenüber 2020 um mehr als 21 Prozent auf 155,4 Milliarden US$ gewachsen. Dabei führte Japan Waren im Wert von 20,7 Milliarden US$ nach Deutschland aus. Das entspricht einem Zuwachs auf Yen-Basis von 21,5 Prozent gegenüber 2020. Der Archipel importierte vom größten Handelspartner in der EU im Gegenzug 23,6 Milliarden US$, was einen Zuwachs von 14 Prozent bedeutet.
2020 | 2021 | Veränderung 2) | |
---|---|---|---|
Importe | 635,4 | 772,3 | 24,6 |
Exporte | 641,3 | 757,1 | 21,5 |