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Deutsche Maschinenbauer verzweifeln an neuen US-Zollvorschriften
Bürokratie, Währungsverluste und sinkende Nachfrage belasten das Geschäft. Doch bei den Zöllen gilt: Je spezieller das Produkt, desto eher tragen die Kunden die Mehrkosten.
13.10.2025
Von Roland Rohde | Washington, D.C.
Nach der Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU herrscht in vielen deutschen Maschinenbausparten Niedergeschlagenheit. Ein Zolltarif von 15 Prozent verteuert nicht nur deutsche Produkte, sondern bringt auch erheblichen bürokratischen Aufwand mit sich. Große Maschinen bestehen aus Tausenden von Einzelteilen. Für jede Schraube müssen beim Lieferanten Wert und Ursprung angefragt sowie der exakte Metallgehalt angegeben werden. Für manch einen Mittelständler rechnet sich das US-Geschäft nicht mehr, etwa für den Landmaschinenhersteller Krone. Er kündigte im September 2025 an, seine Lieferungen in die USA vorerst zu stoppen.
Hinzu kommt: Seit dem Frühjahr 2025 hat der Dollar rund 10 Prozent gegenüber dem Euro verloren, ein weiterer Wettbewerbsnachteil für deutsche Anbieter. Auch anteilige Zölle von bis zu 50 Prozent auf Aluminium und Stahl verteuern Maschinen zusätzlich – laut dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sind bis zu 40 Prozent der deutschen Maschinenexporte davon betroffen.
Deutsche Maschinenexporte gehen um 10 Prozent zurück
Die Folge: Zwischen Januar und Juli 2025 sanken die deutschen Maschinenexporte in die USA um 10 Prozent. Besonders stark eingebrochen ist die Nachfrage nach Land- und Baumaschinen sowie Fördertechnik.
Andere Firmen sehen die Lage weniger dramatisch, zumal nicht sämtliche durch die Zölle hervorgerufenen Mehrkosten vom Hersteller getragen werden müssen. Im Prinzip gilt: Wenn das Alleinstellungsmerkmal eines Produkts hoch ist und es keine oder nur wenige amerikanische Hersteller gibt, stehen die Chancen gut. Und die Zölle können einfach an die Kunden durchgereicht werden.
Marktlücken bei Spezialtechnologie
Beispiel: Ein im Südosten der USA beheimateter deutscher Automobilzulieferer berichtete im Gespräch mit Germany Trade & Invest, dass sein deutscher Lieferant von Kunststoffmaschinen die Zölle praktisch zu 100 Prozent an ihn weitergereicht habe. Da es keine Alternativen auf dem US-Markt gebe, habe er den Preisaufschlag wohl oder übel zahlen müssen. Hintergrund ist, dass der US-Maschinenbau zwar bei Universalmaschinen gut aufgestellt ist. Bei Spezialanlagen klaffen aber teils große Lücken.
Generelle Aussagen, wie sehr die Zölle den Maschinenbau belasten, lassen sich demnach kaum treffen. Wohl aber zeichnet sich für die allermeisten Firmen ab, dass der Aufbau von Produktion in den USA kein gangbarer Weg zur Umgehung der Zölle ist. In vielen Nischen lohnt sich dieser Schritt nicht, da das Absatzpotenzial zu gering ist. Zudem herrscht in den USA ein ausgeprägter Fachkräftemangel im technisch-industriellen Bereich; die Löhne für Fachkräfte liegen über dem deutschen Niveau. Viele Importe bleiben daher trotz der Zölle preisgünstiger als lokal gefertigte Produkte.
Unsicherheit und lahmende Wirtschaft: Unternehmen investieren weniger
Eine weitere Entwicklung macht deutschen Maschinenbauern zu schaffen: Die erratische Zoll- und ein Kurswechsel in der Industriepolitik haben dazu geführt, dass Unternehmen in den USA spürbar weniger investieren. So haben Hersteller ihre zahlreichen Pläne zum Bau von Fabriken für Elektroautos und Batterien aufgegeben, weil die Regierung die Kaufprämie von 7.500 US$ gestrichen hat. Auch der unter Joe Biden begonnene Aufbau grüner Industrien droht zu scheitern, nachdem viele Subventionen aus dem Inflation Reduction Act (IRA) vorzeitig beendet werden. Der Hochbau befindet sich in einer Rezession und die Landwirtschaftsbetriebe investieren kaum noch. Die Preise für viele Agrarprodukte sind im Keller, auch weil China bei Soja auf Lieferanten aus Südamerika ausweicht.
Für 2025 wird ein Wirtschaftswachstum von nur noch rund 1,5 Prozent erwartet – halb so viel wie im Vorjahr. Auch für 2026 bleiben die Aussichten verhalten. Zwar gibt es Branchen, die gegen den Trend wachsen und Milliardeninvestitionen angekündigt haben, etwa die Pharmaindustrie und die Halbleiterbranche. Unterm Strich dürfte die US-Nachfrage nach Maschinen 2025 und 2026 aber rückläufig bleiben.
Wachsende Maschinennachfrage ab 2027
Doch die langfristigen Perspektiven bleiben gut. Global Market Insights rechnet damit, dass sich das US-Marktvolumen für Fertigungstechnologie zwischen 2024 und 2034 mehr als verdoppelt. Zudem rechnen viele Marktbeobachter damit, dass die Maschinennachfrage ab 2027 wieder anspringt.
Zugleich soll es durch den Fachkräftemangel zu einer Automatisierungswelle kommen. Aussteller auf der im September 2025 in Chicago durchgeführten Maschinenbaumesse FABTECH berichteten im Gespräch mit Germany Trade & Invest, dass die US-Nachfrage nach Automatisierungstechnik im 1. Halbjahr 2025 sehr schwach gewesen sei. Es habe eine starke Verunsicherung bei den Kunden gegeben. Doch seit dem Herbst belebe sich das Geschäft wieder.
Ohne Maschinen aus dem Ausland geht es nicht
Die USA bleiben bei Maschinen in hohem Maß auf Importe angewiesen. Im Jahr 2024 erreichten die Einfuhren von Maschinen und Anlagen einen Rekordwert von mehr als 320 Milliarden US$. Dies zeigen Zahlen der U.S. International Trade Commission. In den ersten sieben Monaten 2025 gingen die Branchenimporte um lediglich 1 Prozent zurück. Dieser relativ geringe Rückgang ist darauf zurückzuführen, dass viele ausländische Hersteller noch schnell vor dem Inkrafttreten der Zölle ihre Maschinen in die Vereinigten Staaten verschifften. Diese "Sonderkonjunktur" ist mit dem Abschluss von Zollabkommen der USA mit wichtigen Handelspartnern jedoch vorbei.