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Wirtschaftsausblick | Kanada

Kanada setzt auf Transformation: von Bergbau bis Digitalisierung

Kanada priorisiert kritische Rohstoffe, grüne Energie und digitale Innovationen. Die Wirtschaft wächst moderat, trotz der Handelskonflikte. Chancen für deutsche Firmen steigen.

Von Heiko Steinacher | Toronto

Top-Thema: Kanada als Rohstoff- und Energielieferant für die Zukunft

Kanada schärft seine "Critical Minerals Strategy" 2025 nach – nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus sicherheitspolitischen Gründen. Lithium, Nickel und seltene Erden sind entscheidend für die Energiewende und stabile Lieferketten. Ottawa positioniert sich damit als verlässlicher Partner westlicher Staaten und der NATO.

Bis 2030 investiert Kanada über 1,1 Milliarden US-Dollar (US$) in Straßen, Stromnetze und Hafenanlagen, um Bergbauregionen zu erschließen. Die steuerlichen Anreize für Explorationen laufen bis 2027. Parallel entstehen Konversionsanlagen für batterietaugliche Vorprodukte.

International setzt Kanada auf strategische Allianzen: Die Rohstoffpartnerschaft mit Deutschland wurde 2025 erneuert – mit Fokus auf gemeinsame Investitionen und Technologiekooperationen entlang der Wertschöpfungskette.

Zukunftsenergien: Wasserstoff und Biokraftstoffe

Während kritische Mineralien die Basis für Batterien und Hightech-Komponenten bilden, verfolgt Ottawa parallel Wasserstoff als Energieträger der Zukunft. Die Regierung sieht darin eine Chance zur Dekarbonisierung der eigenen Industrie und ein Exportprodukt für internationale Märkte. Details zu Technologien, Projekten und Exportperspektiven finden Sie hier.

Neben Wasserstoff setzt Kanada auf weitere klimafreundliche Energieträger, um die Dekarbonisierung voranzutreiben. Biokraftstoffe gelten als wichtige Brücke für den Verkehrs- und Luftfahrtsektor, wo Wasserstofflösungen noch nicht flächendeckend verfügbar sind. Bis 2030 soll die Produktion von 2,5 Milliarden auf 8,5 Milliarden Liter steigen. Im Fokus stehen zwei Kraftstoffarten: HDRD (Hydrogenation-Derived Renewable Diesel) für den Straßentransport und SAF (Sustainable Aviation Fuel) für die Luftfahrt. Deutsche Anbieter finden Chancen bei Anlagentechnik, Prozessautomatisierung und CO2-Abscheidung.

Wirtschaftsentwicklung: moderate Erholung, aber Unsicherheiten bleiben

Nach zwei Jahren mit hoher Inflation und Unsicherheit stabilisiert sich Kanadas Wirtschaft. Laut Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2025 moderat um 1,2Prozent wachsen. Für 2026 erwarten Ökonomen eine leichte Beschleunigung, sofern geopolitische Risiken nicht eskalieren.

Handelspolitische Risiken und Zölle belasten die Industrie

Die von den USA in den vergangenen Monaten eingeführten Zölle belasten Kanadas Wirtschaft. Seit 1. August 2025 erheben die USA einen Pauschalzoll von 35  Prozent auf kanadische Waren ohne USMCA-Ursprung – zusätzlich zu bestehenden Zöllen von 50 Prozent auf Aluminium, Stahl und Kupfer sowie 25 Prozent auf Fahrzeuge. Seit 1. Oktober gelten zudem 100 Prozent auf patentgeschützte Pharmazeutika und 25 Prozent auf schwere Lkw. Kanada hat mit Gegenmaßnahmen reagiert.

Regionale Dynamiken

Die wirtschaftlichen Auswirkungen zeigen sich regional unterschiedlich. Ontario steht unter Druck, weil die Wirtschaft stark vom aktuell schwächelnden Automobilsektor abhängt. Alberta und British Columbia hingegen profitieren von großen Energieprojekten wie LNG Canada, die Investitionen und Beschäftigung sichern. Insgesamt steigt die Arbeitslosigkeit leicht, vor allem in der Industrie. Infrastrukturinvestitionen, Wohnungsbauprogramme und Energieprojekte sollen die Konjunktur stützen.

Trotz globaler Unsicherheit bleibt der private Konsum robust. Auch der Wohnungsbau zeigt sich widerstandsfähig: Förderinitiativen sollen die Zahl der Neubauten bis 2026 stabil halten.

Zinswende und Währungsschwäche

Nach einer Phase hoher Zinsen sorgt die Bank of Canada mit Leitzinssenkungen für Entlastung bei Finanzierungskosten. Gleichzeitig bleibt der kanadische Dollar schwach – ein Vorteil für Exporte, aber eine Belastung für Importe.

Unternehmen reagieren auf diese Gemengelage mit Effizienzstrategien. Steigende Technologieinvestitionen treffen auf Kostendruck und Fachkräftemangel. Profitabilität bleibt oberste Priorität. Rund drei Viertel der Firmen setzen daher auf Automatisierung und KI, um Produktivität zu steigern und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Deutsche Perspektive: Chancen in den Bereichen Energie, Bergbau und Digitalisierung

Handelskonflikte und volatile Zölle zwingen kanadische Unternehmen, ihre Lieferketten zu diversifizieren – eine Chance für deutsche Anbieter von Maschinen, Automatisierung und Engineering. Ottawa will die Wirtschaftsbeziehungen zur EU ausdrücklich vertiefen.

Außerdem will die kanadische Regierung regulatorische Hürden zwischen den Provinzen abbauen, um den Binnenmarkt zu stärken. Deutsche Mittelständler mit Kanada-Ambitionen können davon profitieren: weniger Bürokratie, leichterer Marktzugang, bessere Skalierungsmöglichkeiten.

Gleichzeitig gilt: Neue "Buy Canadian"-Bestimmungen bei Bundesvergaben bevorzugen heimische Materialien, vor allem im Bau- und Infrastruktursektor. Provinzen wie Ontario und Québec setzen zudem eigene local-content-Vorgaben um.

Im Energiesektor entstehen neue Geschäftsfelder: Während die Atlantikprovinzen grünen Wasserstoff für den Export vorbereiten, investieren westliche Regionen in CO2-arme Verfahren. Deutsche Technologie für Elektrolyse, Speicher und Prozesssteuerung ist hier gefragt.

Kanadas Regierung hat 2025 ein Investitionspaket von 4,6 Milliarden US$ für 26 Projekte im Bereich kritische Rohstoffe mit neun Partnerländern angekündigt, darunter Deutschland. Ziele sind der Aufbau strategischer Lieferketten und die Verringerung der Abhängigkeit von China.

Besonders gefragt sind deutsche Technologien in den Bereichen Recycling, Maschinenbau und KI – etwa zur Verarbeitung seltener Erden oder zur Rückgewinnung von Batteriemetallen. Zudem können deutsche Software- und Industrie-4.0-Lösungen helfen, Produktivität zu sichern: Denn kanadische Unternehmen setzen zwar verstärkt auf KI und Automatisierung, leiden aber unter Fachkräftemangel.

Weitere Informationen zu Kanada finden Sie auf unserer Länderseite.

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