Branchen | USA | Kunststoff-/Gummimaschinen
Bedarf der USA an Kunststoffmaschinen dürfte zurückgehen
Die US-Handelspolitik belastet die allgemeine Konjunktur und viele Abnehmerbranchen für Kunststoffmaschinen. Deutsche Lieferanten wälzen Zölle teils auf ihre Kunden in den USA ab.
22.08.2025
Von Roland Rohde | Washington, D.C.
Die Absatzaussichten für Kunststoffmaschinen in den USA haben sich eingetrübt. Grund dafür ist die Zollpolitik von Donald Trump. Das ständige Hin und Her sorgt bei vielen Unternehmen für Unsicherheit. Viele wissen nicht, auf welcher Basis sie ihre Investitionsentscheidungen treffen sollen. Auch die Konsumenten sind verunsichert und sind zurückhaltend.
Kfz-Industrie im Abwärtstaumel
In wichtigen Abnehmerbranchen für Kunststoffmaschinen hat sich die Lage verschlechtert. Die Automobilindustrie leidet stark unter den US-Zöllen auf Stahl, Aluminium und Kfz-Teile. General Motors geht für 2025 von einer Belastung seines Ergebnisses durch die Zölle in Höhe von 5 Milliarden bis 6 Milliarden US-Dollar (US$) aus. Selbst der Ford-Konzern, der rund 80 Prozent seiner in den USA verkauften Fahrzeuge vor Ort produziert, rechnet mit einer Summe von 2 Milliarden US$.
Bisher haben sie die stark gestiegenen Kosten kaum an die Konsumenten weitergegeben. Dafür ist die Nachfrage zu fragil. Nachdem sich die Verbraucher im 1. Quartal 2025 angesichts der angekündigten Zölle mit neuen Fahrzeugen eingedeckt hatten, brach die Nachfrage im weiteren Jahresverlauf ein, berichtet der Vertreter eines deutschen Autokonzerns im Gespräch mit Germany Trade & Invest. Cox Automotive erwartet für das Gesamtjahr 2025 einen Rückgang der Neuzulassungen um über 2 Prozent auf 15,6 Millionen Einheiten.
Bausektor in der Rezession
Die Flaute hat auch den Bausektor erreicht. Die erbrachten Bauleistungen gingen im 1. Halbjahr 2025 um nominal gut 2 Prozent zurück, so das nationale Statistikamt. Real gerechnet (also unter Berücksichtigung der Inflation) kommt dies einem Minus von rund 5 Prozent gleich. Insbesondere der Hochbau zeigt sich von der zurückhaltenden Seite. In dem Bereich konnte nur noch die Sparte Rechenzentren reale – dafür aber zweistellige – Wachstumsraten generieren.
Auch im Medizintechniksektor, dem laut Angaben von IBIS World größten Abnehmer von Kunststoffmaschinen, ist die Laune gedrückt. Die Regierung hat die öffentlichen Gesundheitsausgaben beschnitten. Ebenso gab es Kürzungen bei der Förderung von staatlichen und privaten Forschungseinrichtungen.
Positive Signale aus dem Verpackungssektor
Immerhin kommen positive Signale aus dem Verpackungssektor, einem weiteren wichtigen Kunden. Die Pharmaindustrie investiert massiv in den Bau von Fabriken. Laut Angaben von Branchenanalysten befinden sich Projekte im Umfang von 250 Milliarden US$ in der Pipeline. Im Kosmetik- und Körpermittelpflegebereich zeichnet sich ein bescheidenes Wachstum ab. Bei Nahrungsmitteln und Getränken muss mit einer Seitwärtsbewegung gerechnet werden. Viele Haushalte sind bei ihren Einkäufen in Supermärkten sparsam geworden.
Kunststoffverarbeitende Betriebe spielen als Abnehmer eine geringe Rolle. Der Löwenanteil der Produktion wurde schon vor vielen Jahren in Niedriglohnländer wie Mexiko oder China verlagert. Ein deutscher Möbelhersteller bestätigte gegenüber Germany Trade & Invest, dass es sehr schwierig sei, in den USA einheimische Zulieferer von Kunststoff zu finden.
Branche | 2025/26 | ab 2027 |
---|---|---|
Medizintechnik | niedrig | niedrig bis mittel |
Automobil | rückläufig | niedrig bis mittel |
Verpackung | mittel | mittel bis hoch |
Tiefbau | niedrig bis mittel | niedrig bis mittel |
Hochbau | rückläufig | niedrig bis mittel |
Konsumwaren | niedrig | mittel |
Einheimische Hersteller oft sehr klein
Den US-Markt für Kunststoffmaschinen beziffert IBIS Word für 2025 auf 4,6 Milliarden US$. Insgesamt gibt es in den USA knapp 450 Branchenhersteller mit rund 15.000 Mitarbeitenden. Vielfach handelt es sich um sehr kleine Firmen. Sie bieten relativ einfache Produkte für den einheimischen Markt an – etwa Maschinen zur Herstellung von Fußbodenbelägen und Plastikrohren für den Baubereich.
Anzahl Unternehmen (2025) | 439 |
Anzahl Mitarbeiter (2025) | 15.430 |
Umsatz (2025, in Mrd. US$) | 4,6 |
Gewinn (2024, in Mio. US$) | 265,4 |
Gewinnmarge (2024, in %) | 6,2 |
Einfuhren (2024, in Mrd. US$), davon | 4,1 |
Maschinen | 2,2 |
Gussformen | 1,9 |
Entsprechend gering ist die Konzentration. So gab es 2024 laut IBIS World lediglich drei größere Anbieter mit einem dreistelligen Millionenumsatz. Sie brachten es auf einen gemeinsamen Marktanteil von gerade einmal 15 Prozent. Nur einer von ihnen – Hillenbrand mit seiner Tochtergesellschaft Milacron – ist US-amerikanisch. Die Nummer 2, Husky, stammt aus Kanada und der Drittplatzierte, BC Extrusion, aus Deutschland. Hillenbrand veräußerte Anfang 2025 seinen Mehrheitsanteil an Milacron an die Beteiligungsgesellschaft Bain Capital.
Laut dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) können die US-Maschinenbauer qualitativ nicht mit der deutschen Konkurrenz mithalten. Die Importabhängigkeit ist hoch. Gemäß der U.S. International Trade Commission (USITC) beliefen sich die Brancheneinfuhren der USA 2024 auf 2,2 Milliarden US$. Hinzu kamen noch einmal Gussformimporte, die sich auf 1,9 Milliarden US$ summierten.
Deutschland mit weitem Abstand wichtigstes Lieferland
Deutschland ist traditionell der größte Lieferant von Kunststoffmaschinen für die USA. Die Importe mit dem Gütesiegel "made in Germany" erreichten 2024 (ohne Gussformen) einen Wert von über 600 Millionen US$. Sie waren damit zwar um 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Im Vergleich zu 2022 ergab sich aber immer noch ein Plus von 17 Prozent.
Im 1. Halbjahr 2025 beschleunigten viele ausländische Produzenten ihre Lieferungen in die USA, um den Zöllen zuvorzukommen. Insgesamt stiegen die US-Einfuhren von Kunststoffmaschinen zwischen Januar und Juni 2025 auf Jahresbasis um 5 Prozent. Die deutschen Lieferungen legten sogar um 11 Prozent zu. Da mit dem Inkrafttreten der Zölle Anfang August 2025 diese "Sonderkonjunktur" ausgelaufen ist, muss für das 2. Halbjahr mit einem rückläufigen Geschäft gerechnet werden.
Bisher galten im Geschäft mit US-Kunden überwiegend die sogenannten DDP-Bedingungen (Delivered, Duty paid = geliefert, verzollt). Damit verpflichtete sich der Verkäufer, Abgaben sowohl für die Aus- als auch für die Einfuhr zu zahlen. Doch für künftige Bestellungen dürfte sich das grundlegend ändern. Ein Vertreter der US-Tochter des Automobilzulieferers Heyco berichtete, dass sich sein deutscher Anbieter von Kunststoffmaschinen auf keine DDP-Bedingungen oder Preiszugeständnisse eingelassen habe. Daher müsse er aufgrund der Zölle 15 Prozent mehr für seine Maschinen zahlen.