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Wirtschaftsausblick | China

Chinas Wirtschaft braucht neue Impulse

Die anhaltende Deflation macht Gewinne immer schwieriger. Chinas Wirtschaft hofft auf Impulse durch das nächste Fünfjahresprogramm. Deutsche Firmen agieren vorsichtig.

Von Corinne Abele | Shanghai

Top-Thema: Involution

"Involution" ist der von Chinas Regierung geprägte Begriff für den ruinösen Preiswettbewerb im Land. China durchlebt derzeit die längste Periode anhaltender Deflation in vielen Industriebereichen seit den 90er Jahren. Obwohl die Regierung eingreift, ist der über viele Jahre systemisch bedingte Aufbau von Produktionskapazitäten schwierig zu reduzieren. 

In China Gewinne zu erwirtschaften, wird daher für in- wie ausländische Firmen immer schwieriger. Letztere haben zusätzlich mit einem neuen Fokus auf lokale Wertschöpfungsanteile zu kämpfen, wie in den ab 1. Januar 2026 gültigen Regelungen für öffentliche Beschaffung vorgesehen. Außerdem wächst der inländische Wettbewerb. Chinas Markt verliert damit für ausländische Unternehmen, aber auch für Chinas Topfirmen an Attraktivität. Wenn ausländische Firmen investieren, dann um wettbewerbsfähig zu bleiben und an der Innovation zu partizipieren. Chinas Branchenspitze drängt unterdessen in ausländische Märkte.

Die Unternehmen hoffen auf neue Impulse durch das nächste Fünfjahresprogramm 2026 bis 2030, das im kommenden Jahr veröffentlicht wird. Chinas Regierung gibt sich im Fünfjahresplan alle fünf Jahre konkrete planerische Zielvorgaben. Im Fokus des neuen Fünfjahresplans sollen der Ausbau von technologischer Unabhängigkeit und Binnenkonsum stehen. Dies hat die vierte Plenartagung des 20. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas Ende Oktober 2025 ergeben. Demnach soll die Industriestruktur nicht zuletzt mit Hilfe von künstlicher Intelligenz weiter modernisiert, aber auch konsolidiert werden. Ob letzteres in den nächsten fünf Jahren gelingen wird, bleibt jedoch fraglich.

Wirtschaftsentwicklung: Auf der Suche nach neuen Wachstumstreibern

Dass China 2025 das anvisierte Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 5 Prozent zumindest offiziell erreichen dürfte, verdankt es vor allem den bislang in der Summe weitgehend resilienten Exporten. Die Weltbank hat Anfang Oktober 2025 ihre BIP-Prognose für das Gesamtjahr 2025 auf 4,8 Prozent und für 2026 auf 4,2 Prozent nach oben korrigiert. 

In den ersten drei Quartalen 2025 war das BIP um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen, die Wertschöpfung des Dienstleistungssektors um 5,4 Prozent und die Exporte um 6,1 Prozent. Und dies obwohl die Ausfuhren in die USA um 16,9 Prozent zurückgingen aufgrund des unter Präsident Trump gegen China (und den Rest der Welt) geführten Zollkriegs. Erneut erreichte China im  Handels- und Technologiekonflikt mit den USA Ende Oktober 2025 eine auf ein Jahr begrenzte Einigung, doch eine nachhaltige Lösung ist nicht in Sicht.

Exporte stark, Konsum schwach

Vor allem die ASEAN-Länder – allen voran Vietnam und Thailand  - nehmen mehr Waren ab als zuvor; davon dürfte nur ein Teil weiter in die USA gelangen. China vertieft die Wirtschaftsintegration mit ASEAN, nutzt verstärkt die BRICS-Länder und baut Kooperationen innerhalb des "globalen Südens" aus. Der Beitrag der Nettoexporte zum BIP-Wachstum 2026 dürfte jedoch tendenziell eher sinken, da eine schwächere Gesamtexportentwicklung zu erwarten ist.

Chinas systemisch bedingter schwacher Binnenkonsum bleibt ungelöst. Die seit über fünf Jahren anhaltende Immobilien- und Schuldenkrise hat das Privatvermögen der Haushalte deutlich verringert und damit die Konsumbereitschaft nachhaltig geschwächt. Die direkten Konsumsubventionen der Regierung 2024 und 2025 haben bislang nur temporäre produktspezifische Konsumzyklen ausgelöst, ohne das Vertrauen in die Wirtschaft nachhaltig zu verbessern. 

Gesamtinvestitionen sinken  

Auch die Geschäftserwartungen in der Wirtschaft sind gering: Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe liegt seit April 2025 kontinuierlich unter der 50er-Marke. Ein Unterschreiten signalisiert negative Geschäftserwartungen in den kommenden Monaten. Insgesamt sanken die Anlageinvestitionen im Vergleich zum Vorjahr in den ersten drei Quartalen 2025 in China um  0,5 Prozent, während sie in der verarbeitenden Industrie um nur 4 Prozent stiegen. Vor allem die Chemieindustrie investiert deutlich weniger, kein gutes Zeichen für den Gesamtzustand der Wirtschaft, denn die Branche liefert in fast alle nachgelagerten Wirtschaftsbereiche. 

Deutsche Perspektive: Steigende Exportkontrollen, sinkendes Vertrauen

Die Erwartungen deutscher Unternehmen an ihre Geschäfte in und mit China schwächen sich weiter ab. Vor allem das Exportgeschäft nach China schwächelt. Im 1. Halbjahr 2025 ging Deutschlands Maschinenlieferung nach China laut dem VDMA in Euro bewertet um 9,3 Prozent zurück, während deutsche Maschinenbauer vor Ort von immerhin 6 Prozent Umsatzwachstum für 2025 ausgehen. Ebenfalls wurden laut Statistischem Bundesamt in den ersten acht Monaten 2025 wertmäßig 37,4 Prozent weniger Kfz und Kfz-Teile nach China exportiert. Damit rutscht China im deutschen Exportranking hinter Italien, während die Importe aus China im gleichen Zeitraum um 8,5 Prozent stiegen

Unseren Mitgliedsunternehmen brennen viele Themen unter den Nägeln – vom Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit, Herausforderungen wie dem ‚Buy China‘-Trend bis hin zu Exportkontrollen.

Oliver Oehms Delegierter & Hauptvertreter der Delegation der Deutschen Wirtschaft Beijing, AHK China

Zum einen drückt China seine eigenen Deflationstrends in den Weltmarkt; zum anderen kommt es nicht zuletzt durch die Dollarschwäche zu einer Abwertung des Renminbi gegenüber dem Euro, was die Produkte weiter verbilligt. Die EU reagiert mit Antisubventionsmaßnahmen etwa bei Elektroautos, aber eine kohärente Gesamtstrategie fehlt. Angesichts der Abschirmung des US-Marktes wird die EU zunehmend Chinas Hauptabnehmer für hochwertige Produkte. Dies könnte der EU zwar einen Verhandlungshebel verschaffen, setzt sie jedoch auch zunehmend unter Druck.

Vertrauen in chinesischen Markt sinkt

Unterdessen sinkt das Vertrauen deutscher Unternehmen in China. Dazu trägt Chinas Ausweitung der Exportkontrollen und -verbote für seltene Erden und kritische Technologien sowie seine Annäherung an Russland bei. Wie bereits 2024 dürften auch 2025 Deutschlands jährliche Direktinvestitionen in das Land weiter zurückgehen. Vor allem der Mittelstand zeigt eine wachsende Zurückhaltung. Diversifizierung und De-Risking stehen weiter hoch im Kurs. 

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