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Wirtschaftsausblick | Japan

Japans Wirtschaft wächst langsamer

Japans Konjunkturaussichten haben sich verschlechtert. Zum schwachen Konsum kommen zusätzliche Einfuhrzölle in den USA und Unsicherheiten über deren künftige Entwicklung.

Von Frank Robaschik | Tokyo

Top-Thema: Trumps Zolldrohungen führen zu Unsicherheit

Seit April 2025 gelten in den USA für japanische Waren zusätzliche Einfuhrzölle in Höhe von 10 Prozent. Bei Autos und Stahl betragen diese sogar 25 Prozent. Als Drohung stehen zusätzliche US-Einfuhrzölle von 24 Prozent auch für alle anderen Waren mit japanischem Ursprung ab Juli 2025 im Raum. Zurzeit verhandeln Japan und die USA im Zollstreit.

Für Japan sind die USA in mehrerlei Hinsicht der wichtigste Partner. Sie sind der Sicherheitsgarant für Japan in einem schwierigen politischen und wirtschaftlichen Umfeld in Ostasien. Japan ist bei Direktinvestitionen der größte ausländische Investor in den USA. Vom Bestand japanischer Direktinvestitionen im Ausland befindet sich mehr als ein Drittel in den USA. Im Export von Waren sind die USA mit einem Anteil von 20 Prozent der größte Kunde. Hohe Abhängigkeiten von den USA als Absatzmarkt bestehen etwa bei Pkw, Kfz-Teilen, Baumaschinen und Arzneimitteln. Entsprechend groß ist der Schaden, den Zölle anrichten können.

Wirtschaftsentwicklung: Wachstum dürfte sich abschwächen

In den Jahren 2023 und 2024 verlor der japanische Yen weiter an Wert gegenüber dem US-Dollar und dem Euro. Die Abwertung des Yen führte dazu, dass Japan 2023 den Rang als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt an Deutschland abgeben musste. Dafür zogen mit dem schwachen Yen die Gewinne und die Investitionen japanischer Unternehmen wieder an.

Im Fiskaljahr 2024 (von April bis März) wuchs Japans Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach vorläufigen Angaben des Kabinettbüros real um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum im Fiskaljahr 2025 liegen unter diesem Wert.

Die Autoproduktion blieb im Kalenderjahr 2024 unter der des Vorjahres. Die Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes sank real um 2,2 Prozent. Nennenswertes Wachstum gab es nur in wenigen Bereichen. Banken und Versicherungen profitieren von den Zinserhöhungen. Die Tourismusbranche expandiert dank der vielen ausländischen Besucher und auch das Gesundheitswesen wächst. Dagegen schrumpfte die Wertschöpfung im Bausektor. Generell schauen über alle Branchen hinweg viele kleine binnenmarktorientierte Firmen pessimistischer in die Zukunft als große exportorientierte Unternehmen.

Investitionswachstum in der Kfz-Industrie kommt ins Stocken

Dank des schwächeren Yen erzielen exportorientierte Firmen gute Gewinne. Infolge steigen die Ausrüstungsinvestitionen. Zusätzlich wirken sich staatliche Subventionen für Ansiedlungen in der Halbleiterindustrie positiv aus. Doch neue Zölle auf Japans Exporte in die USA, Unsicherheiten über die künftige Politik der USA und eine langsamere als erwartete Entwicklung der Elektromobilität tragen andererseits dazu bei, dass insbesondere die Kfz-Hersteller Investitionsvorhaben stoppen und verzögern.

In der Chemieindustrie gibt es in Japan bei Halbleiterchemikalien viele Projekte. Die gut laufende Konjunktur im Tourismus führt zu vielen Hotelprojekten. Auch in neue Datenzentren fließt viel Geld. Die Kühlkettenlogistik wird zunehmend erneuert. Zudem steigert Japan seine Verteidigungsausgaben deutlich.

Die Regierung treibt zudem den Ausbau erneuerbarer Energien voran und will wieder mehr Kernkraftwerke in Betrieb nehmen. Zugleich forschen viele Firmen bei Wasserstoff an Zukunftslösungen.

Schwache Kaufkraftentwicklung bremst den privaten Konsum

Auf Yen-Basis steigen die Löhne nominal. Allerdings fielen die Reallöhne, zuletzt auch im 1. Quartal 2025. Während Firmen im verarbeitenden Gewerbe die Löhne im 1. Quartal 2025 stärker als die Inflationsrate erhöhten, blieb der Handel mit seinen Lohnerhöhungen darunter. Daher dürfte der private Konsum auch im Fiskaljahr 2025 schwach bleiben.

US-Zölle könnten prognostizierte Zunahme des Außenhandels gefährden

Im Jahr 2024 sanken Japans Importe um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 742,7 Milliarden US$. Hauptgrund sind geringere Ausgaben für Brennstoffe. Die Importe von Kraftfahrzeugen und deren Teilen fielen um 7,6 Prozent. Zuwächse gab es vor allem bei den Einfuhren von Flugzeugen.

Die Exporte schrumpften auf US-Dollar-Basis um 1,5 Prozent. In Yen stiegen Japans Exporte und Importe dagegen. Der Japan Foreign Trade Council erwartete Ende 2024 für das Fiskaljahr 2025 eine Zunahme der Exporte und Importe. Ob es angesichts der von den USA verhängten zusätzlichen Einfuhrzölle dazu kommt, bleibt abzuwarten.

Deutsche Perspektive: Deutscher Warenabsatz trotz billigem Yen auf Wachstumskurs

Die deutschen Ausfuhren nach Japan stiegen im 1. Quartal 2025 auf 6 Milliarden Euro. Das waren 16,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit war Japan zweitgrößter Käufer deutscher Waren in Asien und drittgrößter Abnehmer außerhalb Europas. Im 1. Quartal 2025 stiegen unter anderem die deutschen Pkw-Exporte nach Japan deutlich.

93 %

der deutschen Firmen in Japan bezeichnen die Stabilität und die Zuverlässigkeit der Geschäftsbeziehungen als Alleinstellungsmerkmal Japans (Quelle: Umfrage AHK Japan, März 2024)

Und das obwohl der billigere Yen den Absatz deutscher Produkte grundsätzlich schwieriger macht. Doch sind japanische Kunden zwar schwer zu gewinnen, dann aber in aller Regel treue Kunden. Der schwache Yen bietet Gelegenheiten zum Kauf japanischer Firmen. So erwirbt Bosch mit Hitachi-Johnson Controls Air Conditioning ein weiteres Werk in Japan. Daneben erweitern deutsche Firmen in der Chemie- und Pharmaindustrie ihre Produktion im Land. 

Dank des Freihandelsabkommens mit der EU können Lieferungen der meisten Industriegüter mit Ursprung in Deutschland nach Japan zollfrei erfolgen. Allerdings hatte Japan bereits vor dem Abkommen relativ geringe Einfuhrzölle. Interessant ist der Zollabbau bei Nahrungsmitteln. Bei diesen sinken Einfuhrzölle für deutsche Produkte, beispielsweise bei Käse, vorerst noch jährlich.

Weitere Informationen zu Entwicklungen in Japans Wirtschaft und wichtigen Branchen bietet die GTAI-Länderseite zu Japan. Hier finden Sie auch Beiträge zu Rechts- und Zollthemen.

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