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Wirtschaftsausblick | Japan

Japans Regierung setzt auf strategische Investitionen

Japans Konjunkturaussichten haben sich verschlechtert. Zum schwachen Konsum kommen höhere US-Einfuhrzölle. Die Regierung will strategische Branchen fördern.

Von Frank Robaschik | Tokyo

Top-Thema: Neue Regierung ist wirtschaftsfreundlich

Seit dem 21. Oktober 2025 ist Japans erste Premierministerin, Sanae Takaichi, im Amt. Sie steht politisch der Linie des ermordeten Premiers Shinzo Abe nah. Ihre Regierung stellt die wirtschaftliche Sicherheit in den Mittelpunkt. Sie will Japan mit strategischen Investitionen in Bereiche wie künstliche Intelligenz (KI) und Halbleiter, Schiffbau, Quantentechnologie sowie Raumfahrt stärken. Diese Themen sind allerdings nicht neu. Möglicherweise gibt die Regierung Takaichi dafür jedoch noch mehr Geld aus als ihre Vorgänger. Auch Steuererleichterungen sind angedacht. Die Regierung ist zudem bereit, Japans hohe Staatsverschuldung weiter zu erhöhen. Das schwächt den ohnehin billigen japanischen Yen.

Japan will 17 strategische Branchen fördern:

* Laut der Ozeanentwicklungsstrategie von 2024 gehören hierzu unter anderem die Entwicklung autonomer Unterwasserfahrzeuge, die Offshore-Windkraft und die internationale Zusammenarbeit in der Arktis

Quelle: Prime Minister’s Office 2025; Kabinettbüro 2024

Noch unter Premier Ishiba vereinbarte Japan einen Handelsdeal mit den USA. Die USA setzten diesen am 4. September 2025 in Kraft. Damit gilt für japanische Waren bei der Einfuhr in die USA ein Basiszoll von 15 Prozent.  

Wirtschaftsentwicklung: Wachstum dürfte sich abschwächen

In den vergangenen Jahren verlor der japanische Yen gegenüber dem US-Dollar und dem Euro enorm an Wert. In der Folge gab Japan 2023 den Rang als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt an Deutschland ab. Im Gegenzug zogen mit dem schwachen Yen die Gewinne und die Investitionen japanischer Firmen an.

In den ersten neun Monaten von 2025 wuchs Japans Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach vorläufigen Angaben des Kabinettbüros gegenüber dem Vorjahr real um 1,6 Prozent. Die Erwartungen der meisten Prognoseinstitute für das Wachstum im Jahr 2026 liegen unterhalb von 1 Prozent.

Die Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes wuchs im 1. Halbjahr 2025 real um 2,2 Prozent. Wachstum gab es insbesondere in der Herstellung von Fahrzeugen und in der Chemieindustrie. So stieg die Autoproduktion in den ersten acht Monaten des Jahres 2025 um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 5,5 Millionen Fahrzeuge.

Banken und Versicherungen profitieren von den Erhöhungen der Leitzinsen durch die Bank of Japan. Dank der vielen ausländischen Besucher expandiert die Tourismusbranche und auch das Gesundheitswesen wächst. Generell schauen über alle Branchen hinweg viele kleine binnenmarktorientierte Firmen pessimistischer in die Zukunft als große exportorientierte Unternehmen.

Investitionen wachsen langsamer

Dank des schwachen Yen erzielen exportierende Firmen gute Gewinne. Als Folge steigen die Ausrüstungsinvestitionen. Zusätzlich wirken sich staatliche Subventionen für Ansiedlungen in der Halbleiterindustrie positiv aus. Doch die Zölle auf Japans Exporte in die USA und Unsicherheiten über die Entwicklung der Elektromobilität tragen andererseits dazu bei, dass insbesondere die Kfz-Hersteller Investitionsvorhaben stoppen und verzögern.

Andererseits profitieren mehrere Branchen von Investitionen: Die Chemieindustrie investiert beispielsweise im Bereich der Halbleiterchemikalien. Dank der gut laufenden Konjunktur im Tourismus werden zudem viele Hotels gebaut. Auch in neue Datenzentren fließt viel Geld. Zudem wird die Kühlkettenlogistik erneuert. Und nicht zuletzt steigert Japan seine Verteidigungsausgaben deutlich.

Bewegung gibt es auch im Energiesektor. So will die Regierung wieder mehr Kernkraftwerke in Betrieb nehmen und verstärkt auf erneuerbare Energien setzen. Das vergrößert auch die Chancen beim Ausbau von Batteriespeichern. Zugleich entwickeln viele Firmen Wasserstofflösungen für die Zukunft. Langfristig dürfte auch die Abscheidung und Speicherung von CO2 an Bedeutung gewinnen.

Schwache Kaufkraftentwicklung bremst den privaten Konsum

Die Löhne steigen auf Yen-Basis nominal. Real fielen sie allerdings, zuletzt auch im 3. Quartal 2025. Während Firmen im verarbeitenden Gewerbe die Löhne im 3. Quartal 2025 stärker als die Inflationsrate erhöhten, blieb der Handel mit seinen Lohnerhöhungen unter der Teuerung. Daher dürfte der private Konsum weiter schwächeln.

Exporte steigen

In den ersten neun Monaten von 2025 stiegen Japans Exporte - insbesondere von Halbleitern, Maschinen und Schiffen. Den Exporteuren hilft dabei der nach wie vor schwache japanische Yen.

Die Importe fielen auf Yen-Basis leicht; in US-Dollar legten sie leicht zu. Geringeren Ausgaben für Brenn- und Rohstoffe standen höhere Einfuhren von Informations- und Telekommunikationstechnik, Nahrungs- und Arzneimitteln sowie Autos gegenüber.

Deutsche Perspektive: Deutsche Exporte steigen

Die deutschen Ausfuhren nach Japan stiegen in den ersten drei Quartalen von 2025 auf 16,6 Milliarden Euro. Das waren 5,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit war Japan der drittgrößte Abnehmer deutscher Waren außerhalb Europas. In den ersten neun Monaten von 2025 stiegen etwa Deutschlands Exporte von chemischen Erzeugnissen, Pkws und Elektronik nach Japan.

93 %

der deutschen Firmen in Japan bezeichnen die Stabilität und die Zuverlässigkeit der Geschäftsbeziehungen als Alleinstellungsmerkmal Japans (Quelle: Umfrage AHK Japan, April 2025)

Und das obwohl der billigere Yen den Absatz deutscher Produkte in Japan grundsätzlich schwieriger macht. Zwar sind japanische Kunden schwer zu gewinnen, dann aber in aller Regel treu. Der schwache Yen bietet auch die Gelegenheit zum Kauf japanischer Firmen. So erwarb Bosch mit Hitachi-Johnson Controls Air Conditioning ein weiteres Werk in Japan. Auch Boehringer Ingelheim erweitert seine Fertigung vor Ort. Laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Tokyo vom September 2025 wollte eine Mehrheit der in Japan produzierenden deutschen Firmen in den kommenden Jahren ihre Produktionskapazitäten auf dem Archipel ausweiten.

Dank des Freihandelsabkommens mit der EU können Lieferungen der meisten Industriegüter mit Ursprung in Deutschland zollfrei nach Japan erfolgen. Allerdings hatte Japan bereits vor dem Abkommen relativ geringe Einfuhrzölle. Interessant ist der Zollabbau bei Nahrungsmitteln. Bei diesen sinken Einfuhrzölle für deutsche Produkte, beispielsweise bei Käse, vorerst noch jährlich.

Weitere Informationen zu Entwicklungen in Japans Wirtschaft und wichtigen Branchen bietet die GTAI-Länderseite zu Japan. Hier finden Sie auch Beiträge zu Rechts- und Zollthemen.

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