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Close up of artificial intellig Artificial intelligence brain | © Yuichiro Chino - gettyimages.de

Special | KI-Strategien

KI-Strategien im Vergleich: Welches Land setzt worauf?

Viele Länder verfolgen ehrgeizige Pläne zum Ausbau ihrer KI-Industrie. Germany Trade & Invest hat die Strategien der wichtigsten KI-Märkte weltweit analysiert.

Von Katja Meyer, Christina Otte | Berlin, Bonn

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst mehr als ein technologischer Trend – sie ist ein globaler Innovationsmotor. Laut Grand View Research wird der weltweite KI-Markt 2024 auf rund 279 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt. Bis 2033 soll er auf über 3,4 Billionen US$ anwachsen – ein jährliches Wachstum von über 30 Prozent. Germany Trade & Invest (GTAI) hat die Strategien führender KI-Nationen untersucht. Die Länderanalysen zeigen, wie unterschiedlich Staaten weltweit ihre KI-Strategien ausgestalten und welche Schwerpunkte sie setzen.

Unser Fazit: Während einige Staaten eine sehr rigide Regulierung haben, setzen andere auf mehr Freiheit. Auch unterscheiden sich die staatlichen Budgets für KI stark. Viele Staaten sind sich bewusst, wie einschneidend die Entwicklung der KI für den Standortwettbewerb ist und setzen ihre Strategien oder Förderungen relativ konsequent um. Entscheidend für den Erfolg der Strategien sind der rasche Ausbau der Infrastruktur, die Ausbildung von Talenten und ein innovationsfreundliches Umfeld. Die Herausforderungen – von Fachkräftemangel über regulatorische Unsicherheiten bis zu Finanzierungslücken – sind jedoch fast überall präsent. 

Bei der Auswahl der Länder haben wir uns an den Top Ten des Global AI Index von Tortoise Media von 2024 orientiert. Zusätzlich haben wir die etablierten Märkte Japan und Taiwan sowie die Vereinigte Arabischen Emirate und Malaysia als spannende Zukunftsmärkte in die Analyse aufgenommen. 

Regulierung versus Deregulierung: USA und China

Unbestrittener Vorreiter in so gut wie allen KI-Rankings sind die USA. Die Regierung setzt auf maximale Freiräume für Unternehmen und eine innovationsfreundliche Deregulierung. Staatliche Fördermittel spielen eine untergeordnete Rolle; stattdessen dominiert der Privatsektor mit enormen Investitionen. Die großen US-Tech-Konzerne planen laut Wall Street Journal für 2025 Investitionsausgaben von fast 400 Milliarden US$. Insbesondere aufgrund der hohen Ausgaben dürften die USA auch in näherer Zukunft ihre Führungsrolle behalten.

Demgegenüber verfolgt China einen zentral gesteuerten Ansatz. Das Land betrachtet KI als Schlüsseltechnologie auf dem Weg zur industriellen Weltspitze. Die Regierung steuert die Entwicklung durch umfassende Förderprogramme, Standardisierung und gezielte Regulierung. Regionale KI-Cluster, massive Investitionen und eine starke Patentdynamik kennzeichnen den Ansatz. Kein Land veröffentlichte zwischen 2014 und 2023 mehr Patente generativer KI (GenAI). Gleichzeitig bleibt der Staat Kontrollinstanz – insbesondere bei Datensicherheit und gesellschaftlicher Steuerung. 

China und die USA liefern sich einen Wettstreit um die Vorherrschaft bei KI. Dies kommt im Handelskonflikt unter anderem mit gegenseitigen Exportbeschränkungen und konkurrierenden KI-Standards zum Ausdruck. 

Fokus auf Ethik und Forschung: Kanada und EU

Die Europäische Union und Kanada heben sich durch ihren Fokus auf ethische Standards ab. Wichtigste KI-Standorte in der EU sind Frankreich und Deutschland. Sie haben mit Kanada außerdem gemeinsam, dass sie sich stark auf die Förderung von Forschung und Entwicklung konzentrieren und ein gutes Start-up Umfeld schaffen. So unterstützt die kanadische Regierung mit dem CIFAR AI Chairs Program führende KI-Forscher mit langfristiger Finanzierung und ermöglicht so den Aufbau nachhaltiger Forschungsteams. Frankreich nutzt eine Kombination aus nationalen Projekten, wie das renommierte Forschungscluster Paris-Saclay, und EU-Initiativen.

Künstliche Intelligenz in der EU

Die EU möchte mit ihrer KI-Politik den Forschungs- und Industriestandort stärken und gleichzeitig Sicherheit und Grundrechte gewährleisten.

Dazu haben die EU und die Mitgliedstaaten ein Bündel an Maßnahmen beschlossen, unter anderem

  • den weltweit ersten umfassenden KI-Rechtsrahmen (EU AI Act).
  • den umfangreichen AI Continent Action Plan mit Förderungen für KI-Fabriken und KI-Giga-Fabriken.
  • die anwendungsorientierte Apply AI Strategy, um die Nutzung und Innovation von KI zu fördern, insbesondere bei KMU.

Infrastrukturgetriebene Strategien: Vereinigtes Königreich, Südkorea, Japan und Indien

Mehrere Länder legen den Fokus ihrer KI-Strategie vorerst gezielt auf den Ausbau von Infrastruktur als Basis für KI-Wachstum. Das Vereinigte Königreich wendet 2 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren für die KI-Infrastruktur auf. Die öffentlich bereitgestellte Rechenkapazität für KI soll bis 2030 verzwanzigfacht werden.

Südkorea investiert in Rechenzentren und will KI in die Industrie integrieren. Die Regierung verfolgt eine ambitionierte Strategie mit dem Ziel, bis 2027 zu den Top 3 KI-Nationen zu gehören. Auch Japan unterstützt mit staatlichen Fördermitteln in Höhe von 66 Milliarden US$ bis 2031 massiv die digitale Infrastruktur, vor allem KI-Datenzentren, Unterseekabel und Halbleitertechnologien. 

Die indische Regierung hat erkannt, dass Indiens Schwäche die fehlende Infrastruktur ist. Mit dem Geld für die KI-Strategie (1,2 Milliarden US$ über 5 Jahre) will das Land hauptsächlich Recheninfrastruktur ausbauen, die dazu dienen soll, lokale Large Language Models (LLM) zu entwickeln. 

KI-Anwendungen im Blick: Taiwan, Malaysia und VAE

Einige Länder setzen auf sektorale Anwendungen. Taiwan unterstützt Unternehmen bei der Forschung und Entwicklung von anwendungsorientierten Lösungen, zum Beispiel für die Halbleiterindustrie, die Robotik oder in der Gesundheitswirtschaft. Daneben nutzt die Insel ihre Stärke in der Halbleiterproduktion und fördert gezielt KI-Hardware. Die VAE legen den Fokus auf schnelle Realisierung von KI-Lösungen, insbesondere im öffentlichen Sektor, um ihren Vorsprung in der Region zu vergrößern. 

In Malaysia könnten in der verarbeitenden Industrie durch den Einsatz von KI-Anwendungen in den nächsten fünf Jahren zusätzliche Produktionskapazitäten im Wert von 115 Milliarden US$ geschaffen werden, so eine Berechnung der Malaysia Digital Economy Corporation (MDEC). Gleichzeitig steht das südostasiatische Land aber vor Herausforderungen wie begrenzter Marktgröße.

Chancen für deutsche Unternehmen

Die Chancen für deutsche Unternehmen sind vielfältig. Kanada, Frankreich und VAE bieten gute Voraussetzungen für Forschungskooperationen. China, Japan, Südkorea und Taiwan bilden mit der breiten industriellen Basis eine gute Grundlage für den Einsatz von KI in der Industrie. Der Ausbau der Recheninfrastruktur bringt in fast allen Ländern Chancen für Zulieferer. In den USA können deutsche Unternehmen von der Offenheit für KI-Anwendungen und dem weltweit größten Markt für Risikokapital profitieren. 

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