Wirtschaftsumfeld | Bangladesch | Investitionsförderung
Praxischeck
Trotz einiger Reformschritte ist Bangladesch kein leichter Standort. Auch in internationalen Rankings schneidet das Land schlecht ab, will die Probleme aber angehen.
06.07.2022
Von Boris Alex | New Delhi
Bangladesch hat seit 2004 insgesamt 15 größere Reformen zur Verbesserung des Geschäfts- und Investitionsklimas angeschoben, so die Aussage der Weltbank. Das sind deutlich weniger als in anderen Ländern, was sich auch in der Platzierung im inzwischen ausgesetzten "Ease of Doing Business Index" niederschlug. Zwar konnte sich das Land dahingehend in den letzten Jahren leicht verbessern, lag 2020 aber immer noch auf Rang 168 von 190. Besonders schlecht schnitt das Land bei der Durchsetzung von Verträgen ab - hier belegte es weltweit den vorletzten Platz.
Aber es gibt auch positive Entwicklungen: Die Kosten für die Unternehmensgründung sind gesunken und der Zugang zu Krediten hat sich ebenfalls verbessert, so die Weltbank. Doch es bleiben noch viele Herausforderungen für Unternehmen, die sich in Bangladesch engagieren. In der Geschäftsklimaumfrage des Centre for Policy Dialogue (CPD) von 2021 identifizierten 68 Prozent der Firmenvertreter Korruption als großes Problem. Bangladesch liegt im "Corruption Perceptions Index 2021" von Transparency International wie im Vorjahr auf Platz 147 von 180 Ländern und damit hinter den übrigen südasiatischen Staaten.
Ineffiziente Bürokratie bremst das Geschäft
Zwei Drittel der befragten Unternehmen nannten zudem die ineffiziente Bürokratie als problematisch für ihre Geschäftsaktivitäten. Sie beklagen eine Überregulierung in nahezu allen Bereichen, geringe Transparenz in den Behörden und lange Genehmigungsverfahren. Insbesondere bei Wasser-, Strom- und Internetanschlüssen sowie bei Bauanträgen sehen die Unternehmen dringenden Verbesserungsbedarf. Denn Firmen in der Hauptstadt Dhaka müssen im Schnitt 115 Tage auf einen Stromanschluss warten, 30 Tage länger als im regionalen Vergleich. Die Baugenehmigung für ein Lagerhaus dauert mit 281 Tagen fast doppelt so lange wie in den übrigen südasiatischen Ländern, so die Analyse der Weltbank. Die langwierigen und intransparenten Genehmigungsverfahren befördern zudem das Problem der Vorteilsnahme in der Verwaltung.
Der erschwerte Zugang zu Krediten und die unzureichende Verkehrsinfrastruktur sind zwei weitere Bremsklötze für Unternehmen, so das Ergebnis der CPD-Befragung. Vor allem außerhalb der Ballungszentren ist der Warentransport wegen des schlechten Zustands der Verkehrswege zeit- und kostenintensiv. Zwar hat die Regierung den Ausbau des Straßennetzes zur Priorität erklärt und eine Reihe von großen Bauprojekten angeschoben. Doch das Verkehrsaufkommen wächst schneller, als die Bauvorhaben fertiggestellt werden können. Damit dürfte der Druck auf die Logistik in den kommenden Jahren weiter zunehmen.
Deutsche Unternehmen bemängeln fehlende Rechtssicherheit
Etwa 80 deutsche Unternehmen sind mit eigenen Niederlassungen in Bangladesch vertreten, schätzt der German Business Council. Neben Konzernen wie Siemens, BASF, Bayer oder Evonik sind auch einige mittelständische Unternehmen auf dem Markt aktiv. Nicht nur die ineffiziente Bürokratie, auch die Themen Rechtssicherheit und Durchsetzung von Verträgen beschäftigen die Firmen, so die Aussage eines Unternehmensvertreters. Selbst bei langjährigen Geschäftsbeziehungen mit Joint-Venture-Partnern und Lieferanten können Probleme auftreten. Die oft langwierigen und intransparenten Einfuhrverfahren sind ein weiteres Hindernis für deutsche Unternehmen.
Kriterien | Bangladesch | Deutschland |
---|---|---|
1 Institutionen (Sicherheit, Transparenz, Recht) | 109 | 18 |
2 Infrastruktur | 114 | 8 |
3 Adaption von Informations- und Kommunikationstechnologien | 108 | 36 |
4 Makroökonomische Stabilität | 95 | 1 |
5 Gesundheit | 93 | 31 |
6 Bildung und Ausbildung | 117 | 5 |
7 Produktmärkte | 119 | 9 |
8 Arbeitsmarkt | 121 | 14 |
9 Finanzsystem | 106 | 25 |
10 Marktgröße | 36 | 5 |
11 Dynamik des Geschäftsumfeldes | 121 | 5 |
12 Innovationsfähigkeit | 105 | 1 |
Im Global Competitiveness Index 4.0 2019 des World Economic Forum (WEF) lag Bangladesch in der Gesamtbewertung auf Rang 105 von 142 Staaten und damit zwei Plätze unter dem Ranking des Vorjahres. Nur bei der Marktgröße ist das Land mit seinen fast 170 Millionen Bewohnern wettbewerbsfähig. Die größten Defizite bestehen beim Arbeitsmarkt sowie bei Bildung, Ausbildung und Infrastruktur, so die Einschätzung des WEF.