Aufdachanlagen dominieren den Markt. Eine Zukunft wird gebäudeintegrierten Anlagen zugesprochen. Im Jahr 2021 soll voraussichtlich ein neues Erneuerbare-Ausbau-Gesetz kommen.
Trends auf dem Weg zur Marktfähigkeit
Der Photovoltaikmarkt beginnt sich zu diversifizieren, wobei die bauwerkintegrierte PV (BIPV) erst in geringem Ausmaß dazu beiträgt die dominierenden Sektoren Gebäude-Aufdachsysteme und Freiflächenanlagen zu ergänzen. Aus technologischer Sicht haben einige weitere Entwicklungen bzw. Trends bemerkenswertes Potential. Landwirtschaftliche PV-Anlagen und PV-Schallschutzanlagen sind erst in wenigen Pilotanlagen sichtbar. Und auch Floating PV befindet sich in Österreich noch im Entwicklungsstadium. In Fahrzeuge integrierte PV (VIPV – Vehicle Integrated Photovoltaic) zeigt das Potenzial für eine weitere Diversifizierung von PV-Bauteilen.
Regierung will mehr Solarenergie
Das Ziel der aktuellen Bundesregierung, 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren bis 2030 zu generieren, beziehungsweise im PV-Bereich eine Steigerung um 11 TWh, kann nur erreicht werden, wenn die Ausbauraten der letzten Jahre zumindest vervierfacht werden. Damit die PV im Jahr 2030 etwa 15 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs abdecken kann, sind jährliche Zubauraten von nahezu 1.000 MWpeak ab 2020 erforderlich.
Das Marktvolumen kann durch eine höhere Verbindlichkeit zur Nutzung der Photovoltaik wesentlich gesteigert werden. Verbindliche Vorschriften zur Installation von Photovoltaik im Neubau und in der Sanierung, wie sie bereits in Deutschland und der Schweiz gelten, gibt es derzeit allerdings nur in Wien.
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Mit Ausnahme eines Rekordwertes im Jahr 2013, der sich aufgrund einer einmaligen Zusatzförderung eingestellt hat, hat sich der PV-Markt in Österreich in den letzten Jahren bei tendenziell sinkenden Preisen und reduzierten Förderungen auf einem Niveau zwischen 150 und 190 MWpeak eingependelt. Verglichen mit den Verkaufszahlen 2018 ist die Gesamtleistung der 2019 in Österreich neu installierten PV-Anlagen mit rund 247 MWpeak allerdings deutlich gestiegen, ein Plus von 33 Prozent. Für 2020 liegen noch keine abschließenden Zahlen vor, doch gehen Schätzungen von knapp 300 MWpeak aus.
Netzgekoppelte Aufdachanlagen dominieren
Die gesamte in Österreich 2019 neu installierte Photovoltaikleistung setzt sich dabei aus circa 246.461 kWpeak netzgekoppelten und circa 500 kWpeak autarken Photovoltaikanlagen zusammen. Damit konnten sowohl bei den netzgekoppelten als auch bei den autarken PVAnlagen deutliche Zuwächse erzielt werden. Dies entspricht etwa 13.700 neu installierten PV Anlagen im Jahr 2019.
Nach wie vor werden am häufigsten mono- und polykristalline Silizium-Solarzelltypen installiert. Mit einem Anteil von 74 Prozent an der gesamten in Österreich 2019 neu installierten Leistung wurden polykristalline Zellen dabei erneut mit Abstand am häufigsten verbaut. Dünnschichtzellen spielen eine vergleichsweise unbedeutende Rolle.
Nachdem der ohnehin sehr hohe Anteil der Aufdach-Montage in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist, sank dieser 2019 deutlich auf 87,1 Prozent (2018: 95,9 Prozent). Mit einem Anteil von 7,3 Prozent (2018: 3,2 Proezent) stieg im Gegenzug der Anteil freistehender PV-Anlagen an der neu installierten Leistung deutlich. Dahinter folgen fassaden- (0,4 Prozent) und dachintegrierte Anlagen (3,0 Prozent). Während der Anteil der fassadenintegrierten Anlagen im Jahr 2019 weiter sank, konnte der Anteil der dachintegrierten deutlich zulegen (2018: 0,4 Prozent).
Förderlandschaft ist unübersichtlich
Die Fördermöglichkeiten für PV-Anlagen sind vielfältig, aber unübersichtlich und teilweise nur kurzfristig gültig. Es gelten derzeit:
• Investitionsförderungen der Bundesländer
• Investitionsförderungen des Klima- und Energiefonds (KLIEN), Abwicklung: Kommunalkredit Public Consulting (KPC)
• Investitionsförderung bei PV-Anlagen und Stromspeicher (§ 27a ÖSG 2012), Abwicklung: Abwicklungsstelle für Ökostrom AG (OeMAG)
• Bundesländer und KLIEN-Kofinanzierung
• Ökostromeinspeiseförderung (ÖSG 2012), Abwicklung: OeMAG
Zusätzlich werden in Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark PV-Anlagen über die Wohnbauförderung gefördert.
Im Zuge der Coronapandemie legte die Bundesregierung Mitte 2020 für Unternehmen einen 14-prozentigen Investitionszuschuss auf, der auch für Anlagen zur Nutzung von erneuerbaren Energien galt. Diese Förderung ist am 28. Februar 2021 ausgelaufen.
Von den 2019 rund 246 MWpeak neu installierten Anlagen wurden 240 MWpeak öffentlich gefördert. 144 MWpeak erhielten eine Tarifförderung der OeMAG, 96 MWpeak eine Investitionsförderung, weitere 11 MWpeak qualifizierten sich für die Wohnbauförderung der Länder.
Erneuerbare-Ausbau-Gesetz kommt 2021
Das derzeit (März 2021) der EU zur Notifizierung vorliegende Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz sieht einen Mix aus Einmal-Zuschüssen (Investitionsförderung) und Marktprämien für neue Projekte vor. Für die Investitionsschiene werden jährlich 60 Millionen Euro zur Verfügung stehen und so soll ein jährlicher Ausbau von 700 MW ermöglicht werden. Zudem sind Erleichterungen für den Netzanschluss kleinerer Anlagen vorgesehen. Auch wird in Zukunft die Größenbeschränkung der Anlagen die Förderwürdigkeit nicht mehr limitieren.
Mehrere Antragszeitpunkte pro Jahr sollen endlich Kontinuität für die Branche ermöglichen. Für den Stromspeicher sieht das Gesetz ebenfalls eine Fördermöglichkeit vor. Die Förderabwicklung soll durch eine zentrale Abwicklungsstelle durchgeführt und somit vereinfacht werden. Über das völlig neue Konzept der Bürger- und Erneuerbaren-Energiegemeinschaften soll besonders eine dezentrale Stromversorgung etabliert und die regionale Stromerzeugung in der Gemeinschaft ermöglicht werden.
Von Axel Simer
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Bonn