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Wirtschaftsumfeld | Südafrika | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Lohnkosten

In unterschiedlichem Maß beteiligen sich große Unternehmen an der Hausfinanzierung, an der Gesundheitsversorgung und an den Fahrtkosten.

Von Fausi Najjar | Johannesburg

Löhne und Gehälter

In die von der Statistikbehörde StatSA angegebenen Durchschnittslöhne fließen die Löhne einer großen Anzahl ungelernter Kräfte ein. Das Lohngefälle zwischen ungelernten und nur gering qualifizierten Arbeitnehmern fällt jedoch hoch aus.

Ausländische Investoren benötigen für Produktion oder Dienstleistungen qualifiziertes Personal. Sie gewähren freiwillige Sozialleistungen, die bei etablierten Firmen die Regel sind. Auch Lohnaufschläge gegenüber rein lokal agierenden Unternehmen können üblich sein. Dabei geht es darum, nicht nur formal, sondern auch tatsächlich qualifiziert Beschäftigte zu halten.

Entwicklung der durchschnittlichen Bruttomonatslöhne 1) (ohne Agrarsektor)

2018

2019

2020

2021 2)

nominal (in Rand)

20.884

21.958

22.388

24.051

nominal (in Euro)

1.338

1.357

1.194

1.398

Veränd. (in %) 3)

5,0

5,1

2,0

7,4

1) Einschließlich Boni und Überstunden; 2) Bruttomonatslöhne im 3. Quartal 2021; 3) Änderungen in der LandeswährungQuelle: StatsSA Quarterly 2019, 2021; South African Reserve Bank

Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen

Südafrika hat ein Produktivitätsproblem. Dabei ist es weniger die Lohnhöhe, die die Wettbewerbsfähigkeit einschränkt. Die Reallöhne stagnieren beziehungsweise waren 2020 stark rückläufig. Außerdem sind die Löhne und Gehälter in Euro gerechnet stabil geblieben. Vor allem die zunehmend schwierige Rekrutierung von qualifiziertem Personal schränkt die Produktivität ein. Auch hohe Abwesenheitsraten sowie die oftmals konfliktgeladene Beziehung zwischen den Tarifparteien wirken negativ.

2022 ist mit Lohnforderungen zu rechnen

Im Privatsektor (ohne Landwirtschaft) zeichnet sich ein dramatisches Bild ab. Inflationsbereinigt sind die Löhne von 2014 bis 2019 um insgesamt 1,3 Prozent gesunken. Im Corona-Jahr 2020 war ein Rückgang von 5,5 Prozent zu verzeichnen. Im Jahr 2022 muss sich die Privatwirtschaft trotz schlechter Konjunkturlage darauf einstellen, dass höhere Löhne gefordert werden.

Bruttomonatslöhne nach Region - Verarbeitendes Gewerbe *)

2021 (in Rand)

2021 (in Euro)


Landesdurchschnitt


20.600


1.197

Johannesburg

22.194

1.290

Western Cape

20.274

1.178

Tshwane (Pretoria)

20.865

1.212

KwaZulu-Natal

18.699

1.087

Eastern Cape

19.890

1.156

*) Einschließlich Boni und ÜberstundenQuelle: StatSA; Berechnungen von Germany Trade & Invest auf Basis von 21st Century Data

Abwertungen des Rand gleichen nominale Zuwächse aus

Der Wertverlust des südafrikanischen Rand gegenüber den dominierenden Auslandswährungen konnte die nominalen Lohnsteigerungen der letzten Jahre ausgleichen. Während die monatlichen Nominallöhne von 2015 bis 2020 um rund 31 Prozent zugelegt haben, ist im gleichen Zeitraum gegenüber dem Euro eine Abwertung des Rand von 32,7 Prozent zu verzeichnen.

Entscheidend für die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Löhnen ist der Wechselkurs. Arbeitskosten sinken gegenüber einem anderen Land, wenn die Nominallöhne langsamer steigen als die heimische Währung gegenüber derjenigen der Exportdestination an Wert verliert.

Bergbau mit positiver Lohnentwicklung

Von dem Trend fallender Reallöhne konnte sich der Bergbau 2020 und 2021 mit einem Reallohnplus von 6,7 Prozent positiv absetzen. In der verarbeitenden Industrie war hingegen 2021 gegenüber 2019 ein Reallohnverlust von rund 1,2 Prozent zu verzeichnen; im Bausektor lag das Minus sogar bei 6,2 Prozent. Mit Ausnahme der Automobilindustrie sind die Löhne im Bergbau - einschließlich der Sondervergütungen – bis zu 50 Prozent höher als in der verarbeitenden Industrie. Im Bausektor hingegen fallen die Löhne und Gehälter gegenüber der verarbeitenden Industrie um rund 10 Prozent zurück; im von niedrigen Löhnen gekennzeichneten Handel sind es rund 28 Prozent.

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Branchen (in Rand) 1)

2018

2019

2020

2021 2)  

2021 in Euro 2)

Insgesamt

20.884

21.958

22.388

24.051

1.398

Bauwirtschaft

17.132

18.140

17.139

19.982

1.161

Bergbau

24.175

25.599

27.258

31.373

1.823

Verarbeitendes Gewerbe, darunter

18.128

19.011

18.696

20.600

1.197

  Nahrungsmittel-/Getränkeindustrie

14.902

15.854

16.322

17.429

1.013

  Textilindustrie

9.249

9.632

8.972

10.331

600

  Holzindustrie

8.669

9.131

8.644

9.477

551

  Papierindustrie

20.710

21.950

20.707

21.339

1.240

  Chemische Industrie

29.692

31.417

31.112

33.896

1.970

  Gummi- und Kunststoffindustrie

19.001

19.473

19.868

22.521

1.309

  Maschinenbau

25.003

25.747

24.447

25.567

1.486

  Metallurgie

16.619

17.042

16.325

18.366

1.067

  Elektrotechnik/Elektronik

25.055

27.455

30.442

29.015

1.686

  Fahrzeugbau

29.785

28.237

31.365

37.805

2.197

Handel, Reparaturen, Hotel und Gastronomie

13.582

14.170

13.822

15.082

876

Transport, Lagerung und Kommunikation

24.311

25.315

25.076

27.096

1.574

Finanzwesen, Banken, Versicherungen und Immobilienbranche

23.411

24.607

24.799

26.004

1.511

1) Einschließlich Boni und Überstunden; 2) 3. QuartalQuelle: StatsSA 2021; South African Reserve Bank


Hohe Lohnsteigerungen im öffentlichen Sektor sollen gedeckelt werden

Im öffentlichen Sektor - Verwaltung, Versorgungsunternehmen und weitere Staatsbetriebe - zeichnet sich ein diametral anderes Bild ab als in der Privatwirtschaft. Dort sind von 2014 bis 2019 die Reallöhne um 12,1 Prozent gestiegen. Ein Grund hierfür ist das große politische Gewicht von Gewerkschaften in der staatlichen Wirtschaft. Die hohen Lohnabschlüsse sind auch Ergebnis einer populistischen Politik unter dem ehemaligen Staatspräsidenten Jacob Zuma (2009 bis 2018). Die  Regierung unter Präsident Cyril Ramaphosa (seit 2018) hat sich dazu entschlossen, die Löhne im öffentlichen Sektor zu deckeln. Abzuwarten bleibt, wie weit sie sich mittelfristig gegenüber Widerstand starker Interessengruppen durchsetzen kann. 

Bruttomonatslöhne nach ausgewählten Positionen 1)

2021 (in Rand)

2021 (in Euro)

Geschäftsführerin 2) einer großen Niederlassung 3)

  397.583-919.883

22.424-51.882

Geschäftsführerin eines kleinen bis mittleren Unternehmens

 135.735-244.989

7.655-13.817

Vertriebsleiterin

74.106-98.671

4.180-5.565

Ingenieurin

27.033-93.676

1.525-5.283

Programmiererin

12.620-67.660

712-3.816

Sachbearbeiterin

42.225-56.347

2.416-3.178

Buchhalterin

 42.202-112.457

2.380-6.343

Kraftfahrerin

rd. 10.275

rd. 580

1) einschließl. freiwilliger Sozialleistungen; 2) zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Tabelle bei den Berufsbezeichnungen die jeweilige Begrifflichkeit sowohl für die männliche als auch die weibliche Form verwendet; 3) einschl. multinationale Konzerne Quelle: 21st Century Data 2021; South African Reserve Bank

Weitere Lohnbestandteile

In unterschiedlichem Ausmaß beteiligen sich große Unternehmen an der Hausfinanzierung, der Gesundheitsversorgung und den Fahrtkosten beziehungsweise geben Zuschüsse hierzu.

Sozialversicherungsbeiträge

Bis auf eine Arbeitslosenversicherung, die sich auf 1 Prozent des Lohnes beläuft, sind die Arbeitgeber zu keinen Sozialversicherungsbeiträgen verpflichtet. Der größte Teil der Firmen im formalen Sektor, vor allem aber international tätige Unternehmen, zahlen anteilig Beiträge zur Sozialversicherung.

Sozialbeiträge 2021 *)

Art des Sozialbeitrags

Bemessungsgrundlage

Rentenversicherung (Arbeitgeberanteil)

Rund 10 % des Bruttogehaltes.

Krankenversicherung (Arbeitgeberanteil)

Rund 50 % der Versicherungskosten (2.000-5.500 Rand); unter Umständen für die ganze Familie.

Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

30 Tage, nur alle drei Jahre.

Arbeitslosenversicherung (Arbeitgeberanteil)

 1 %

*) Bis auf die Arbeitslosenversicherung sind die Arbeitgeberbeiträge freiwillig.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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