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Wirtschaftsumfeld | Bangladesch | Investitionsförderung

Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen

Bangladesch will seine Industrie diversifizieren, um Investoren jenseits von Textil und Bekleidung ins Land zu locken. Die Regierung bietet umfangreiche Anreize.

Von Boris Alex | New Delhi

Die bangladeschische Wirtschaft ist in der letzten Dekade real um durchschnittlich 6 Prozent pro Jahr gewachsen und konnte sich auch während der Coronapandemie behaupten. Für 2022 und 2023 erwartet die Asian Development Bank ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von je 7 Prozent. Bangladesch wird ab 2024 nicht mehr zur Gruppe der – per Definition der Vereinten Nationen - am wenigsten entwickelten Ländern (Least Developed Countries) zählen. Mit 170 Millionen Einwohnern ist es das achtgrößte Land weltweit. Der Ausbau der Infrastruktur und Fördermaßnahmen für die verarbeitende Industrie machen es auch für ausländische Investoren attraktiv.

Vor allem bei der Stromversorgung und im Telekom-Sektor hat Bangladesch in den letzten Jahren Fortschritte erzielt. Die Verkehrsinfrastruktur wird zwar modernisiert, hinkt aber dem wachsenden Transportaufkommen - insbesondere auf der Straße und an den Häfen - hinterher. Ausländische Unternehmen führen die im regionalen Vergleich höheren Unternehmenssteuern und Einfuhrzölle sowie bürokratische Hürden bei der Firmengründung und der Repatriierung von Gewinnen als Investitionshemmnisse an.

Zukunftstrends: Bangladesch will Rahmenbedingungen für Investoren verbessern

Trotz der positiven Konjunkturentwicklung steht die Wirtschaft in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen. Die Industriebasis muss verbreitert und die starke Abhängigkeit von Bekleidungsexporten verringert werden. Um diese Ziele zu erreichen, soll der Standort attraktiver für ausländische Investoren aus dem verarbeitenden Gewerbe und dem Dienstleistungssektor werden. Im Fokus stehen unter anderem Chemie und Pharmazeutik, Maschinenbau, Kfz, Nahrungsmittel, Elektronik und Elektro- sowie Medizintechnik. Auch bei der Softwareentwicklung und bei der Auslagerung von Geschäftsprozesse (Business Process Outsourcing; BPO) sieht die Regierung Wachstumspotenzial.

Um ausländische Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment; FDI) ins Land zu holen, wurden in den letzten Jahren zahlreiche Anreize wie niedrigere Einkommenssteuern und Einfuhrabgaben sowie Sonderabschreibungen auf Maschinen eingeführt. Die seit 2009 regierende Awami-Liga will ihren investorenfreundlichen Wirtschaftskurs fortsetzen und die Rahmenbedingungen für ausländische Unternehmen weiter verbessern. Neben dem Infrastrukturausbau stehen vor allem Bürokratieabbau und Korruptionsbekämpfung auf der Agenda.

Eine weitere Herausforderung ist der Klimawandel. Im aktuellen Global Climate Risk Index von Germanwatch belegt Bangladesch Platz 7 der zwischen 2000 und 2019 am stärksten betroffenen Länder. Mit dem Anstieg des Meeresspiegels könnte der dicht besiedelte Staat bis zu 20 Prozent seiner Landmasse verlieren. Auch größere Industrieansiedlungen würden dadurch erschwert.

USA und China sind wichtigste Investoren

Für 2021 weist Bangladeschs Zentralbank bei den FDI einen Nettozufluss von 2,9 Milliarden US-Dollar (US$) aus, ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gut die Hälfte davon waren reinvestierte Gewinne. Die USA führten 2021 die Liste der wichtigsten Investoren nach Nettotransfer an, gefolgt von China, Singapur, Südkorea und dem Vereinigten Königreich. Auch beim FDI-Bestand liegen die USA mit 4,3 Milliarden US$ auf Rang 1, gefolgt vom Vereinigten Königreich und den Niederlanden. Der Energiesektor und die Bekleidungsindustrie ziehen die meisten Investitionen an.

Ausländische Direktinvestitionen in Bangladesch (in Milliarden US-Dollar)

Indikator

2018

2019

2020

Kumulierter Bestand

17,1

17,8

19,4

Nettotransfers

3,6

2,9

2,6

Quelle: UNCTAD World Investment Reports 2019, 2020 und 2021

Deutschland spielt bei den FDI eine untergeordnete Rolle. Im Jahr 2021 flossen laut Bangladesh Bank 54 Millionen US$ an Investitionen aus der Bundesrepublik ins Land, davon knapp die Hälfte in die IT- und Softwarebranche. Nennenswerte deutsche Investoren sind Siemens, BASF, Bayer, Evonik sowie die Logistikkonzerne DB Schenker und Dachser.

Deutsche Direktinvestitionen in Bangladesch (in Millionen Euro)

Indikator

2019

2020

2021

Kumulierter Bestand

93

99

-

Nettotransfers

-5

+17

-5

Quelle: Deutsche Bundesbank, 2022



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