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Wirtschaftsumfeld | Philippinen | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt in den Philippinen hatte stark unter der Coronakrise zu leiden. Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung zeichnet sich ein deutlicher Aufwärtstrend ab.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Die philippinische Wirtschaft war stark von der Pandemie in Mitleidenschaft gezogen worden. Dies hatte auch den Arbeitsmarkt schwer beeinträchtigt. Doch mit der konjunkturellen Erholung zeichnet sich eine Besserung bei der Lage der Beschäftigten ab. 

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) erreichte 2022 mit einem Plus von real 7,6 Prozent das beste Ergebnis seit vier Dekaden. In den kommenden Jahren sollen sich die Wachstumsraten wieder auf dem Vorkrisenniveau von rund 6 Prozent einpendeln. Dies dürfte auch die Nachfrage nach Arbeitskräften wieder ankurbeln.

Arbeitsmarkt entspannt sich

Bereits im Dezember 2022 lag die Arbeitslosenrate nach Angaben der Statistikbehörde PSA (Philippine Statistics Authority) bei 4,3 Prozent, seit Mitte 2005 dem zweitniedrigsten Monatswert. Im Jahr 2021 lag die Arbeitslosenquote noch bei 6,6 Prozent. Insgesamt waren in den Philippinen 2,2 Millionen Menschen im Jahr 2022 ohne Job. Etwa 49 Millionen Einwohner über 15 Jahren gingen einer Arbeit nach.

Regierungsvertreter verweisen darauf, dass 2022 die Quote an Teilzeit- und informellen Beschäftigungsverhältnissen weiter gesunken ist. Die Unterbeschäftigungsrate lag im Dezember 2022 bei 12,2 Prozent im Vergleich zu 14,7 Prozent ein Jahr zuvor. 

Weltbank will Fördermaßnahmen für junge Beschäftigte

Sorgen bereitet Beobachtern wie der Weltbank die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren, die Anfang 2023 bei rund 10 Prozent lag. Vor Corona war das Bildungssystem innerhalb des Verbands Südostasiatischer Nation auf Rang vier nach Singapur, Malaysia und Indonesien. Die jüngere Generation hat aber stark unter den Corona-Maßnahmen, wie lang anhaltende Schulschließungen, gelitten. Dadurch sei das Lernen und auch der Übergang in die Arbeitswelt negativ beeinflusst worden. Ebenso sei die Zahl der durchschnittlichen Arbeitsstunden in dieser Arbeitsgruppe deutlich geringer als im Schnitt. Die Weltbank fordert daher Arbeitsmarktprogramme, Berufsbildungsmaßnahmen und Subventionen für junge Menschen in den Philippinen.

Es gibt keine Ausbildung wie etwa in Deutschland. Deutsche Firmen sollten sich darauf einstellen, Beschäftigte im Betrieb noch nachschulen zu müssen. Für spezifische Tätigkeiten ist ein Anlernen im Unternehmen zwingend nötig. Beispielsweise hat Porsche ein Ausbildungsprogramm vor Ort im Bereich Mechatronik, das von der Auslandshandelskammer zertifiziert wird.

Die hervorragenden Englischkenntnisse sind der große Vorteil der Philippinen. Circa 90 Prozent der Bevölkerung sprechen die Sprache fließend. Aus diesem Grund haben sich Manila und Cebu auch zu den wichtigsten Geschäftsprozessmanagementzentren weltweit entwickelt.

Wachsende Bevölkerung führt zu hoher Nachfrage auf Arbeitsmarkt

Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung sendete der Arbeitsmarkt im ersten Quartal 2022 weitere positive Signale aus, die Beschäftigtenzahlen steigen. Dies wird künftig auch vonnöten sein: PSA rechnet in ihrer Langfristprognose damit, dass die Bevölkerung bis zum Jahr 2045 von derzeit etwas über 111 Millionen auf 142 Millionen Menschen anwachsen wird. Dabei wird sie relativ jung bleiben. So soll der Anteil der Erwerbspersonen an allen Einwohnern von 62 Prozent im Jahr 2010 auf 67,5 Prozent im Jahr 2045 steigen.

Allgemeine Arbeitsmarktdaten 2022

Bevölkerung (in Mio.)

111,6

Erwerbspersonen (älter als 15 Jahre, in Mio.) 

49,5

Erwerbstätige (in Mio.) 

46,9

Arbeitslosenquote, offizielle (in %) 

5,4

Analphabetenquote (in %) *) 

3,7

* Für das Jahr 2019.Quelle: Bangko Sentral ng Pilipinas 2023; Philippine Statistics Authority 2023; UNESCO Institute for Statistics 2023

Arbeitskräfte zieht es in Ausland

Allein im zweiten Halbjahr 2022 zog es 766.000 Einheimische über die Landesgrenzen, um im Ausland Arbeit zu finden. Im Jahr 2021 belief sich die Gesamtzahl der Auslandsbeschäftigten auf 1,8 Millionen Menschen. Etwa 7 Prozent der erwachsenen Einheimischen suchen aktiv nach einer Arbeit in Übersee, weitere 17 Prozent hoffen auf eine solche Chance.

Die im Ausland arbeitenden Philippiner (Overseas Filipino Worker) sind vielfach gut qualifiziert. Die Rücküberweisungen dieser Personengruppe beliefen sich 2022 nach Angaben der Zentralbank Bangko Sentral ng Pilipinas auf 36,1 Milliarden US-Dollar und entsprechen 8,9 Prozent des BIP.

Persönliche Empfehlungen haben hohen Stellenwert

Bei der Personalrekrutierung sind die wichtigsten Kanäle Empfehlungen, Unternehmenswebseiten und Online-Jobbörsen. Generell werden persönliche Empfehlungen eines Firmenmitglieds positiv gesehen, denn es wird erwartet, dass das Leistungsprofil des neuen Mitarbeiters dem des Empfehlenden ähnelt. Grundsätzlich gelten die Philippinen als eine Wirtschaft, die stark von persönlichen Netzwerken und darauf aufbauendem Vertrauen abhängt. Dies spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt wider.

Die populärsten Stellenbörsen in den Philippinen sind Jobstreet, Kalibrr, Indeed und BossJob. Darüber hinaus spielen gerade für die stark vernetzte Jugend Social-Media-Plattformen wie LinkedIn und Facebook eine immer größere Rolle. Die Einwohner auf den Philippinen gehören zu den aktivsten Nutzern von Internet und sozialen Medien rund um den Globus.

Jobmessen, Stellenanzeigen in Zeitungen sowie Bekanntmachungen außerhalb der Firma beispielsweise an Schulen und Universitäten ergänzen den Einstellungsprozess. Private Personalvermittler und -berater werden vor allem dann beauftragt, wenn sehr spezifische Anforderungen bei der Bewerberauswahl berücksichtigt werden sollen oder wenn es gilt, Stellen im höheren Management zu besetzen. Für deutsche Firmen kann auch die Auslandshandelskammer Philippinen bei der Personalsuche tätig werden.

Deutsche Unternehmen, die in dem Land einen Standort aufmachen wollen, sollten sich mit den Stärken und Schwächen der Philippinen vertraut machen.

Länderspezifische Stärken und Schwächen der Philippinen als Arbeitsmarkt
StärkenSchwächen
Große und junge Bevölkerung (115 Mio., Durchschnittsalter ca. 25 Jahre). Daher potenziell großer Markt für Beschäftigte mit hervorragenden Englischkenntnissen.Große Konkurrenz durch gut bezahlte Auslandsjobs (Philippinen ist das Land mit den fünftmeisten "Overseas Workers" weltweit).
Relativ niedriges Lohnniveau und große Aufgeschlossenheit gegenüber IT-Applikationen.Mentalitätsunterschiede (beispielsweise keinen Gesichtsverlust provozieren durch öffentliches Rügen).
Freundlichkeit, teamorientiertes Denken, Flexibilität und Kundenorientierung (vor allem für Dienstleistungen).Relativ geringe Loyalität.
Viele zurückkehrende Philippiner:innen kennen westliche Arbeitsmodelle und -anforderungen.Keine Ausbildung im deutschen Sinne.

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